Nur Der Tod Kann Dich Retten
schon immer so laut gesprochen? »Mir geht es
gut«, versicherte Megan noch einmal, als Greg an ihr vorbeiging und in der ersten Reihe neben Tanya stehen blieb. »Ist hier besetzt?« Tanya lächelte, als Greg sich auf Gingers eben frei gewordenen Platz setzte.
Megan gab sich gleichgültig, als Greg seine langen muskulösen Beine ausstreckte. Ohne Delilah und im weiteren Sinne auch ohne ihre Mutter – denn es war ihre bescheuerte Ermahnung zur Nächstenliebe – wäre der Platz neben ihr frei gewesen, und vielleicht hätte Greg sich dann neben sie gesetzt.
Sie spürte den Atem von Delilah an ihrem Ohr wie eine Katze, die an ihren nackten Beinen entlangstrich. »Er ist so ein Arschloch«, flüsterte Delilah. »Ich hasse ihn. Du nicht?«
»Nein. Warum sollte ich ihn hassen?«, fragte Megan einen Tick zu laut zurück, sodass Greg sich zu ihr umdrehte, als wüsste er, dass sie über ihn geredet hatten. Megan spürte, wie sie rot wurde und ihr Schweiß auf die Stirn trat.
»Alles in Ordnung?«, fragte Delilah wieder.
Megan schloss die Augen. Wenn sie mich das noch mal fragt, bringe ich sie um, dachte sie und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Bühne, wo Ginger und Brian ihren Text herunterleierten und nach ein paar Anweisungen von Mr. Lipsman noch einmal wiederholten.
»Danke«, sagte Mr. Lipsman, als sie fertig waren und bat sie, wieder Platz zu nehmen und noch zu bleiben. »Tanya und...« Sein Blick schweifte durch den Raum.
Nicht Greg, betete Megan stumm, obwohl er die logische Wahl gewesen wäre. Bitte nicht Greg.
»... Peter«, beendete Mr. Lipsman den Satz. »Ich würde euch gerne zusammen hören. Und Greg«, fuhr er unerwartet fort, sodass Megan den Atem anhielt. »In etwa zehn Minuten will ich dich und Megan sehen. Da du augenscheinlich kein Textbuch hast, könntest du vielleicht mit ihr zusammen hinten den Text durchgehen, bis ich euch aufrufe.«
Greg war sofort auf den Beinen. »Kommst du?«, fragte er Megan, als er an ihr vorbeikam, und ging weiter zur letzten Reihe der Aula, ohne sich umzusehen.
Unbeholfen stieg Megan über Delilahs Beine hinweg. »Mein Beileid«, hörte sie Delilah sagen, als sie Greg eilig den Gang hinauffolgte. »Mr. Lipsman, jetzt habe ich kein Textbuch mehr.«
Als sie sich Greg näherte, verlangsamte sie ihre Schritte. Er hatte ihr nach wie vor den Rücken zugewandt. Ihr war leicht schwummrig, und sie fühlte sich unsicher auf den Beinen, als ob der leichteste Luftzug sie ins Stolpern bringen könnte. Sei nicht albern, sagte sie sich und stützte sich auf die Lehne des nächsten Sitzes. So süß war er eigentlich gar nicht. Wenn man ihn so ansah, war er eher ein großer grober Klotz. Wahrscheinlich hat er keinen Funken Verstand. Aber es war nicht sein Verstand, der ihre Blicke anzog, sondern sein Hintern in den engen Jeans.
»Ist hier okay?«, fragte er, wies auf die letzte Reihe und ließ sich auf einen Platz sinken, bevor sie antworten konnte.
»Ja, super«, sagte sie trotzdem, setzte sich neben ihn und schlug das Textbuch auf der entsprechenden Seite auf. Bis jetzt hatte keiner den anderen angesehen.
»Könntest du das ein bisschen näher ranhalten?«, fragte er.
Megan nahm das Textbuch in die andere Hand. »Ich glaube, das ist der Teil, den wir lesen sollen.«
»Ach ja?«
»Das haben jedenfalls die anderen gelesen.«
Greg beugte sich vor und überflog den Text, bevor sein Interesse erlahmte und er sie ganz unverhohlen ansah. Genauer gesagt, anstarrte. Verdammt, dachte sie. Ich hätte mich auf die andere Seite setzen sollen. Mein linkes Profil ist so viel ansehnlicher als mein rechtes, verdammt, verdammt, verdammt.
»Du bist also, Kate, ja?«, fragte er verführerisch.
»Sieht so aus.« Megan stellte erleichtert fest, dass ihre Stimme überraschend fest klang.
»Tja, sieht so aus «, wiederholte er und klang genau wie David Caruso in CSI: Miami . »Nun, dann soll ich dich wohl zähmen.«
Megan spürte, dass sie puterrot anlief. Aber anstatt den Blick in ihrem Textbuch zu versenken, legte sie kokett den Kopf zur Seite und sah ihm direkt in die dunkelbraunen Augen. »Wirklich?«, hörte sie sich fragen. »Glaubst du, dass du das schaffst?«
Er zögerte kurz. Die braunen Augen funkelten. »Bis jetzt habe ich es noch immer geschafft.«
Was sollte sie jetzt sagen, fragte Megan sich. Sie zitierte Zeilen aus einem Drehbuch, das sie noch nicht gelesen hatte. Hatte sie ihm schon erklärt, dass das Ganze neu für sie war? Dass sie noch immer Jungfrau war,
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