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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Herrgott noch mal? Dass es in Rochester zwar einen Jungen gegeben hatte, den sie süß fand, aber dass sie weggezogen war, bevor ihre Fummeleien auf dem Rücksitz seines Wagens besonders weit hatten führen können? Dass sie Greg unerträglich attraktiv fand und ihre Mutter schon einen Anfall kriegen würde, wenn sie sich ihre Tochter nur mit ihm zusammen vorstellen müsste, was ihn natürlich umso anziehender machte? Was war mit ihr los?
    »Hast du Samstagabend was vor?«, fragte er.
    »Was?« Hatte sie ihn richtig verstanden?
    »Ein paar von uns haben sich überlegt, sich zu treffen. Zu einer Art Totenwache für Liana.«
    »Eine Totenwache?«
    »Sozusagen.«
    Lud er sie ein? War eine Art Totenwache eine Verabredung? »Ich hab nichts vor.«
    »Gut.« Er beugte sich vor, klappte das Textbuch zu, fasste ihre Hand und begann abwesend an ihren Fingerspitzen zu lutschen.

    Megan spürte einen Stromstoß durch ihren ganzen Körper schießen und zog ihre Hand hastig weg. »Wollen wir nicht unseren Text lernen?«
    »Nöö«, sagte er, lehnte den Kopf an die Lehne und schloss die Augen. »Das ist eh geritzt.«

13
    » E s ist hinten durch«, sagte Rita. »An dem Budweiser-Schild hinter der Bar rechts.«
    »Meinst du nicht, wir sollten einfach verschwinden?« Sandy sah auf die Uhr und zwängte sich aus der engen Nische. »Die kommen offensichtlich nicht mehr.«
    »Was redest du?«
    »Sie sind schon zehn Minuten zu spät. Sie kommen nicht.«
    »Sie sind erst fünf Minuten zu spät. Die kommen noch. Du hast doch gesehen, was auf der I-95 los war. Es ist Samstagabend, Himmel noch mal.«
    »Auf der I-95 ist immer viel los. Das hätten sie einrechnen müssen. Wir haben es ja auch getan.«
    »Okay, sie sind also keine Pfadfinder. Und jetzt geh dir die Nase pudern, ja? Wenn du zurückkommst, sind sie garantiert hier.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann bestellen wir uns was zu trinken, warten noch eine Viertelstunde und fahren zurück nach Torrance«, schlug Rita vor.
    Sandy nickte. »Bestell mir einen Green Apple Martini.« Sie ging zur Toilette im hinteren Teil des beliebten Single-Lokals am Ozean und fragte sich, warum diese Läden alle gleich aussahen. Und dabei spielte es keine Rolle, ob man in Rochester, Torrance oder in Fort Lauderdale auf einer belebten Innenstadtstraße oder umgeben von einem weißen Sandstrand war. Eine Bar war eine Bar war eine Bar, um Getrude Stein zu paraphrasieren.
Es gab laute Musik, schummrige Beleuchtung, Neonreklamen und Alkohol, und es gab einen Haufen einsamer Männer und Frauen, die so taten, als wären sie es nicht. Rastlose Männer, die ihre langweiligen Ehefrauen betrogen, gelangweilte Ehefrauen, die ein wenig fremde Aufmerksamkeit suchten, Geschiedene auf der Jagd nach ihrer zukünftigen Ex, Teenager, die sich als alt genug zum Alkoholkonsum ausgaben, und Vierzigjährige, die sich wie Backfische gebärdeten. Die Männer wollten verführen, die Frauen sich verlieben. Wie ging noch die Redensart? Die Männer lockten mit Liebe, um Sex zu kriegen, und die Frauen lockten mit Sex, um Liebe zu bekommen? So ähnlich. Sandy war zu müde, um sich genau daran zu erinnern. Es war auch egal. Die schlichte Wahrheit war, dass einige Menschen heute Abend glücklich nach Hause gehen würden, und einige nicht. Und dann gab es noch die, die gar nicht hätten ausgehen sollen.
    Leute wie sie selbst.
    Was machte sie überhaupt hier?
    Hatte sie sich nicht zunächst geweigert, Rita nach Fort Lauderdale zu begleiten? Hatte sie nicht erklärt, dass sie kein Interesse hätte, irgendeinen Mann kennen zu lernen, egal wie nett er laut Ritas Verabredung auch sein mochte, denn Ritas Verabredung war schließlich auch nur irgendein Typ, den sie über eine Kontaktbörse im Internet kennen gelernt hatte und heute zum ersten Mal traf? Wenn er ein Fiesling war, standen die Chancen gut, dass sein Freund ebenfalls ein Fiesling war, und auf einen weiteren Fiesling in ihrem Leben konnte Sandy getrost verzichten. Hatte sie Rita nicht gesagt, dass es ihrer Ansicht nach keine gute Idee war, so weit zu fahren, wenn ein Mörder frei herumlief und sie zu Hause auf ihre Kinder aufpassen sollten?
    Gut, so weit war es bis Fort Lauderdale nun auch wieder nicht. Und ihre Kinder wollten zudem gar nicht, dass sie auf sie aufpassten. Ihre Kinder schoben sie förmlich aus der Tür. Wenn man zu sehr um sie herumgluckte, wurden sie noch
nervöser, als sie es ohnehin schon waren, zumindest sagten sie das. Außerdem wollten sie heute Abend sowieso zu der

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