Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
Vom Netzwerk:
stolperte, der plötzlich in ihrem Weg aufgetaucht war, und auf dem Schoß mehrerer entsetzter Mitschüler landete.
    »Was zum Teufel...«
    »Tut mir leid«, entschuldigte Delilah sich hastig.
    »Sitzt du bequem?«
    »Los, runter!«
    »Tut mir wirklich leid.«
    »Schwerer Fall, was?«
    » Los, runter !«
    Delilah rappelte sich hoch und strich den langen schwarzen Bauernrock über ihren Hüften glatt. An jeder anderen hätte er schick ausgesehen, an Delilah wirkte er wie ein zusammengesacktes Zelt.
    »Ich sehe Schotten«, begann Joey Balfour zu knödeln, »ich sehe Franzosen, ich sehe Big D.’s Unterhosen. Aber halt, was sage ich? Sie hat ja gar keine an.«
    »Igitt«, sagte irgendjemand, und alle lachten.
    »Eklig«, sagte ein anderer.
    Megan erwartete, dass Mr. Lipsman den Gemeinheiten Einhalt gebot, aber er verteilte weiter Textbücher, als würde er gar nichts bemerken.
    »Ich habe kein Buch bekommen«, beschwerte sich Delilah einfältig mit ihrer Klein-Mädchen-Stimme.

    »Nun, ich fürchte, das war das letzte. Dann musst du wohl bei irgendjemandem mit reinschauen.« Mr. Lipsman ließ seinen Blick auf der Suche nach einem Freiwilligen über die Reihen schweifen.
    Niemand meldete sich.
    »Sie kann bei mir mit reingucken«, sagte Megan nach einer Weile und sah, wie Delilahs Gesicht dankbar aufleuchtete.
    Gleichzeitig beobachtete sie, wie sich die Mienen von Ginger Perchak und Tanya McGovern verfinsterten. Sie fragte sich, was sie eigentlich tat, während Delilah linkisch zu ihrem Platz kam. Jetzt würden sie den Platz tauschen müssen, obwohl sie sich auf ihrem absolut wohl gefühlt hatte. Und Ginger und Tanya würden nicht mehr mit ihr sprechen. Sie hätte sich gleich zu den anderen setzen sollen, anstatt sich abseits einen Platz zu suchen für den Fall, dass Greg doch auftauchen würde.
    An alldem war nur ihre Mutter schuld, entschied sie, als sie für Delilah Platz machte. Ihre Mutter sagte immer, dass man nett zu anderen Leuten sein müsse. Die Goldene Regel. Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem anderen zu .
    Das hätte irgendjemand Lianas Mörder sagen sollen.
    »Danke«, hauchte Delilah und ließ sich nieder. Ihre Hüften quollen aus dem engen Sitz und drängten sich gegen Megans. »Welchen Part soll ich mir ansehen, Mr. Lipsman?«
    »Guck dir den Chor an«, sagte der.
    »Den ganzen Chor?«, fragte Joey Balfour unter weiterem Gelächter.
    Megan hätte fast auch gelacht, beherrschte sich aber, als sie spürte, wie Delilah neben ihr erstarrte.
    »Schon gut. Das reicht jetzt wirklich«, sagte Mr. Lipsman in einem verspäteten Versuch des Tadels. »Kennt irgendjemand das Stück?«
    Megan hob die linke Hand. »Ich habe es vor ein paar Jahren am Broadway gesehen.«

    »Sie hat es am Broadway gesehen«, äffte Joey sie nach, und Megan sah Ginger grinsen.
    Was war mit ihr los, dachte sie. Warum konnte sie den Mund nicht halten?
    »Ich hab noch nie ein Broadway-Musical gesehen«, flüsterte Delilah lächelnd, als wären sie richtige Freundinnen.
    Gott, ich will hier raus, betete Megan.
    »Wer von euch wusste, dass dieses Musical auf einer Komödie von Shakespeare basiert?«, fuhr Mr. Lipsman fort. »Und wer kann mir sagen, wie sie heißt? Megan?«
    Megan schüttelte den Kopf, obwohl sie die Antwort wusste. Der Widerspenstigen Zähmung , erwiderte sie im Kopf, während Mr. Lipsman die Worte laut aussprach. Er fuhr fort, die Handlung und die Unterschiede zwischen dem Musical und dem Original zu erklären. Er erklärte, dass er zunächst jeden ein Stück lesen hören wollte, um seine Auswahl einzuschränken, bevor es zum Ende der Woche hin das eigentliche Vorsingen geben würde. »Ginger«, sagte er. »Warum fängst du nicht an. Die Rolle der Kate.« Ginger stand auf und stieg die paar Stufen zur Bühne hoch. »Und warum probierst du nicht mal den Petruchio, Brian?«
    »Ich dachte, das wäre meine Rolle«, dröhnte eine Stimme aus der hintersten Reihe.
    Alle wandten den Kopf in die Richtung, bis auf Megan, die ihren gesenkt hielt und den Blick auf das Textbuch in ihrem Schoß richtete. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Greg gekommen war, und wenn sie es tat, würde ihr Gesicht sie auf der Stelle verraten. Sie atmete ein paar Mal tief durch, um ihren unvermittelt wilden Herzschlag zu beruhigen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Delilah neben ihr und klang wie Megans Mutter.
    »Alles bestens«, zischte Megan. »Warum auch nicht?«
    »Du bist auf einmal ganz rot im Gesicht.«
    Hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher