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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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volle Lokal kämpfte und Menschen an ihr vorbeidrängten, als wäre sie Luft. Sie könnte ebenso gut unsichtbar sein, dachte sie, eine Gestalt ihrer eigenen Fantasie.
    Und dann sah sie sie.
    Die beiden Prinzen. Von mittlerem Alter und blasser Haut. Der eine mit Geheimratsecken, während der andere offensichtlich ein Toupet trug. Der mit dem Haarteil war Ritas Verabredung. Zumindest vermutete Sandy das, weil er aussah
wie eine gealterte Version des Fotos im Internet, das Rita ihr gezeigt hatte. Genau genommen sah er alt genug aus, um der Vater des Typs auf dem Bild zu sein. Er trug ein dunkelgrünes mit dekorativen schwebenden, weißen Tees gemustertes Golfhemd, hatte den Arm nonchalant über die Lehne der dunkelroten Polsterbank gelegt und streckte die Finger nach Ritas Schulter aus. Er redete angeregt, und Rita lachte, als ob sie sich tatsächlich amüsieren würde. Vielleicht tat sie das sogar. Oh Gott, dachte Sandy. Ich bin noch nicht so weit.
    Rita sah sie und winkte. »Sandy«, rief sie so laut, dass mehrere in der Nähe sitzende Gäste aufblickten. »Ich hab mich schon gefragt, was mit dir passiert ist.«
    Sandy näherte sich dem Tisch, und die beiden Männer machten halbherzige Versuche, sich zu erheben.
    »Das ist Ed«, stellte Rita den Mann neben sich vor. Sandy erkannte, dass er nicht viel größer war Rita. »Und sein Freund Bob.«
    Bob wandte ihr sein lichter werdendes Haupt zu, und Sandy sah, dass er ein ernstes freundliches Gesicht hatte. Ende vierzig, vielleicht fünfzig. Nicht direkt gutaussehend, aber auf jeden Fall attraktiv. »Nett, Sie kennen zu lernen«, sagte sie und rutschte neben ihn auf die Sitzbank.
    »Das ist natürlich meine Freundin Sandy«, sagte Rita. »Hab ich nicht gesagt, dass sie umwerfend ist?«
    Bob stimmte ihr lächelnd zu. Es war ein Lächeln, das angenehme Überraschung ausdrückte.
    »Rita hat uns erzählt, dass Sie aus New York sind«, sagte Ed.
    »Genau genommen aus Rochester.«
    »Ich komme ursprünglich aus New Jersey.«
    »Wirklich? Wie sind Sie dann in Florida gelandet?«
    »Ich habe hier mit meiner ersten Frau Urlaub gemacht, mit meiner zweiten Frau die Flitterwochen verbracht, in Miami meine dritte kennen gelernt und dann meine Praxis hierhin verlegt -«
    »Ed ist Zahnarzt«, warf Rita ein.
    »Das steht in meinem Profil«, sagte Ed.
    »Sie waren dreimal verheiratet?«, fragte Sandy und nippte an dem Green Apple Martini, der vor ihr auf dem Tisch stand. Sie konnte sich nicht erinnern, dass in dem Profil, das er über die Kontaktbörse ins Netz gestellt hatte, von so vielen Ehen die Rede gewesen war.
    »Viermal, um genau zu sein, aber wer zählt schon mit?«
    Sandy wandte sich Bob zu. »Und Sie?«
    »Eine Ehe. Eine Scheidung.«
    »Genau wie du«, sagte Rita, als wollte sie auf eine Gemeinsamkeit hinweisen.
    »Ich bin noch nicht offiziell geschieden«, erinnerte Sandy sie.
    »Ob man es glaubt oder nicht, sie war noch immer nicht beim Anwalt. Bob, bringen Sie sie zur Vernunft. Bob ist Anwalt.«
    »Scheidungsanwalt?« Sandy nippte erneut an ihrem Drink.
    Er schüttelte den Kopf. »Firmen- und Handelsrecht. Aber ich kann Ihnen jemanden empfehlen, wenn Sie möchten.«
    »Nein danke. Nicht nötig.«
    »Ich habe ihr schon den Namen eines guten Scheidungsanwalts genannt – Marshall Hitchcock in Miami. Kennen Sie ihn?«
    »Ich fürchte nicht.«
    »Er soll wirklich gut sein.«
    »Können wir über etwas anderes reden?«, fragte Sandy, trank einen größeren Schluck von ihrem Martini und spürte, wie er im Hals brannte.
    »Sie hören sich an wie meine Ehefrau Nummer zwei«, sagte Ed. »Das hat sie auch immer gesagt. ›Können wir über etwas anderes reden? Können wir über etwas anderes reden?‹«, äffte er sie nach. »Damit hat sie sich sauber aus der Ehe rausgequatscht, das kann ich Ihnen aber sagen. Mann, guckt euch mal die Fassade von der Kleinen da an.« Sandy drehte sich um
und sah die drei jungen Frauen vorbeigehen, die sie auf der Toilette getroffen hatte. Eine von ihnen lachte, und Sandy fragte sich, ob sie über sie lachte. »Wer immer ihren Mund gemacht hat, hat saubere Arbeit geleistet.«
    Sandy leerte den Green Apple Martini mit einem großen Schluck und spürte einen Klumpen Panik im Bauch wie einen ins Wasser geworfenen Stein. Sie konnte das nicht. Sie konnte nicht in der beengten Nische eines Restaurants sitzen, Martinis trinken und Smalltalk mit Männern machen, die sie nicht kannte und nicht kennen lernen wollte, obwohl Bob einen durchaus netten Eindruck

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