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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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ehrlich gesagt überrascht gewesen, dass er so schnell eingewilligt hatte mitzukommen -, aber seit sie das Haus verlassen hatten, schlurfte er lustlos hinter ihr her. Mittlerweile waren sie fast zwanzig Minuten zu spät, obwohl das vielleicht ganz okay war. Besser zu spät als zu früh. Sie wollte auf keinen Fall ungeduldig
erscheinen. Wenn du gemein zu ihnen bist, fressen sie dir aus der Hand . Hatte ihr das Liana nicht immer erklärt? (Und war sie vielleicht zu gemein gewesen? Ist sie deswegen ermordet worden?) Wenn sie zu spät kam, könnte Greg vielleicht wieder gehen oder, schlimmer noch, ein anderes Mädchen anmachen. Diese ganze Mann-Frau-Geschichte war ein heikler Balanceakt, den zu meistern sie erst noch lernen musste.
    Ihre Mutter hatte ihn nie gemeistert, dachte sie und beschleunigte ihre Schritte unmerklich wieder. Von wegen Lernschwäche und so. War ein derartiges Defizit womöglich erblich? Bedeutete die Inkompetenz ihrer Mutter auf diesem Gebiet, dass auch ihre Begegnungen mit dem anderen Geschlecht von Anfang an unter keinem guten Stern standen? Dass sie bei Jungen nie Erfolg haben würde? Dass jede Beziehung mit einem Mann unweigerlich scheitern würde? War es ihr vorherbestimmt, dem Weg ihrer Mutter zu folgen und an jedem Abzweig über die eigenen Füße zu stolpern? »Sei einfach du selbst«, hatte ihre Mutter ihr all die Jahre geraten. Aber wohin hatte ihr eigener Rat sie geführt? Nein. Wenn Megan eins gelernt hatte, dann, dass man »selbst« zu sein, nie genug war. »Warum denkst du, dass Mom irgendwas vorhatte?«
    »Na ja, erstens hat sie sich ganz schön aufgebrezelt.«
    Megan musterte automatisch noch einmal ihr eigenes Outfit – Jeans vom Ex-Spice Girl Victoria Beckham, das Logo mit der blauen Krone kokett auf eine der beiden Gesäßtaschen gestickt, und ein enger gelber Pulli, der seine Trägerin zu einem JUICY GIRL erklärte. »Dieses grässliche rot-weiße Seidenteil? Das hat sie doch schon seit Ewigkeiten.«
    »Du hast ihr gesagt, es sähe gut aus.«
    »Was sollte ich denn sonst sagen? Dass es aussieht wie eine Tischdecke?«
    »Ich fand sie hübsch.«
    Megan zuckte die Achseln. Jedem das Seine, dachte sie. »Und warum noch?«
    »Sie war nicht besonders streng wegen heute Abend.«

    »Das ist nicht dein Ernst. Wir haben die strikte Anweisung, um Mitternacht zu Hause zu sein.«
    »Das ist nicht so übel.«
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte Megan noch einmal. Was war mit ihrem Bruder los? Fand er wirklich, mit seiner Schwester abzuhängen und um Mitternacht zu Hause zu sein, wäre okay für einen Samstagabend ? Hatten die anderen womöglich Recht? War er wirklich schwul? »Und was noch?«
    »Ich weiß nicht. Sie kam mir einfach ein bisschen nervös vor.«
    »Und? Sie ist immer nervös.«
    »Kann sein. Ich dachte bloß... Ach vergiss es.«
    »Du dachtest bloß was?«
    »Meinst du, dass sie vielleicht eine Verabredung hatte?«
    »Mit einem Mann? Das glaubst du doch selber nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil sie noch nicht mal geschieden ist.«
    »Dad auch nicht«, erinnerte Tim seine Schwester.
    »Stimmt. Kannst du dich nicht ein bisschen beeilen?«
    »Wozu die Eile? Liana wird wohl kaum irgendwo hingehen.«
    Megan blieb wie angewurzelt stehen. »Was hast du gesagt?«
    »Du hast mich schon verstanden.«
    »Ich kann es nicht glauben. Du bist doch angeblich so sensibel. Mom sagt immer, dass ich aufpassen soll, was ich zu dir sage, weil du so verdammt sensibel bist.«
    »So sensibel bin ich nun auch wieder nicht.«
    »Na, offensichtlich. Wie kannst so etwas sagen?«
    »Es war ein Witz.«
    »Ach ja? Nun, er war nicht besonders witzig.«
    Tim zog theatralisch die Schultern hoch und ließ sich dann wieder gehen. Wenn er bloß nicht immer so die Schultern hängen lassen würde, dachte Megan. Er sah immer aus, als würde er fast vornüberfallen.

    »Mit wem sollte sie denn eine Verabredung haben?«, fragte sie, als der Pearson Park in Sicht kam. »Sie kennt niemanden in Fort Lauderdale.«
    »Aber Rita vielleicht.«
    Wieder blieb Megan abrupt stehen. War das möglich? Könnte ihre Mutter wirklich eine Verabredung haben? Und wenn dem so war, warum hatte Tim es gespürt und nicht sie? »Nein«, entschied sie laut. »Das hätte sie mir erzählt.«
    »Hast du ihr von Greg Watt erzählt?«
    »Was?«
    »Nein, Watt . Komischer Name, ich weiß, aber -«
    »Was redest du eigentlich?«
    » Watt redest du eigentlich, wolltest du sagen«
    »Mein Gott, Tim. So witzig ist es auch wieder nicht.«
    »Findest du

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