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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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innen und hielt die Luft an, wie sie es als kleines Mädchen getan hatte, wenn sie ihren Willen nicht bekam.
    »Delilah«, sagte John.
    »Hallo, Sheriff«, erwiderte Delilah freundlich. »Hi, Amber. Wie geht’s?«
    Amber ließ die Luft aus ihrer Lunge und brummte etwas, das so ähnlich wie »gut« klang, bevor sie wieder verstummte.
    »Kann ich dich irgendwohin mitnehmen?«
    »Ich will zum Pearson Park.«
    »Wir auch. Steig ein.«
    »Nein, Dad«, zischte Amber leise.
    »Echt, vielen Dank. Ich kann schon bald nicht mehr.« Delilah öffnete die hintere rechte Tür des Streifenwagens und stieg ein. »Meine Mutter meinte, sie würde das Auto vielleicht brauchen, und meine Großmutter hat gesagt, ich sollte laufen. Aber es ist so weit«, fuhr sie entschuldigend fort.
    »Wie geht es deiner Großmutter?«, fragte John, obwohl er eigentlich nach Kerri fragen wollte. Vermisste sie ihn? Sprach sie je über ihn?
    »Für jemanden in ihrem Alter und mit einem kranken Herzen geht es ihr ziemlich gut.«
    »Ja, sie ist wirklich zäh«, pflichtete John ihr bei.
    Delilah lachte. Im Rückspiegel beobachtete John, wie sie ein paar Schweißtropfen von ihrem Doppelkinn wischte. »Oh übrigens herzlichen Glückwunsch, Amber«, sagte sie dann.
    John sah seine Tochter an. »Herzlichen Glückwunsch? Wozu?«
    »Sie hat die Rolle der Bianca in Kiss Me, Kate bekommen.«
    »Wirklich? Warum hast du mir das nicht erzählt?«
    »Ich habe es Mom erzählt«, sagte Amber, als ob das Erklärung genug wäre.
    »Nun, das ist wundervoll«, versuchte John seine Enttäuschung zu überspielen. »Oder nicht?«
    Amber zuckte die Achseln. »Ganz okay.«

    »Ich finde es toll«, sagte Delilah begeistert. »Ich wusste, dass du die Rolle kriegen würdest, sobald du vorgelesen hast. Du warst mit Abstand die beste Bianca.«
    »Das ist doch schön zu hören?«, sagte John, als seine Tochter es versäumte, sich zu bedanken. Was war los mit ihr? War sie schon immer so unhöflich gewesen? Hatte sie mit all den Pfunden auch ihre Manieren verloren? »Und was ist mit dir, Delilah? Spielst du auch mit?«
    »Ich bin im Chor«, antwortete Delilah fröhlich. »Für eine der größeren Rollen war ich wirklich nicht richtig geeignet. Außerdem helfe ich mit, die Kulissen zu malen und so. Wie letztes Jahr. Das hat Spaß gemacht.« Sie unternahm noch mehrere weitere Anläufe, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, auf die Amber jedoch kaum mehr als einsilbig reagierte, bis Delilah sich schließlich in den Sitz zurücklehnte und Schweigen sich breitmachte.
    Sobald sie den Park erreicht hatten, löste Amber den Sicherheitsgurt, stieß die Tür auf und sprang aus dem Wagen.
    »Um elf bist du wieder hier«, rief John ihr nach, als sie auf eine Gruppe von Jugendlichen zustrebte, die sich unter einem Banyambaum versammelt hatten. »Oder ruf an, wenn du früher nach Hause kommen willst.«
    »Vielen Dank fürs Mitnehmen, Sheriff Weber«, sagte Delilah.
    »Nichts zu danken, Delilah. Ich kann dich auf der Rückfahrt auch gern wieder mitnehmen.«
    »Danke, aber wahrscheinlich bleibe ich nicht so lange.«
    »Ich würde dir jedenfalls nicht empfehlen, alleine nach Hause zu laufen.«
    Delilah beugte sich über die Lehne des Beifahrersitzes und lächelte beinahe dankbar. »Ich glaube, meinetwegen müssen Sie sich keine Sorgen machen, Sheriff.« Sie öffnete die Tür und eilte Amber hinterher.
    Wie diese beiden Comicfiguren Mutt & Jeff, dachte John, als Delilah Amber watschelnd einholte, woraufhin diese ihre
Schritte wieder beschleunigte, weil es ihr offensichtlich peinlich war, mit Delilah gesehen zu werden. Warum war es gesellschaftlich akzeptiert, auszusehen wie ein Hungerhaken, während Wohlgenährtheit ein Makel war? Er beobachtete, wie Amber sich zu einer Gruppe Jugendlicher gesellte, während Delilah abseits stehen blieb. Er hörte jemanden kreischen »Oh nein, Big D ist da!« und fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Er sah eine weitere Gruppe, die sich am anderen Ende des Park versammelt hatte, und beobachtete, wie die beiden Gruppen langsam zusammenströmten. Er fragte sich, wo sie sich treffen würden und ob er Präsenz zeigen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Er hatte bereits mehrere Beamte eingeteilt, das Geschehen im Blick zu behalten, dafür zu sorgen, dass nichts außer Kontrolle geriet, und ihn zu alarmieren, wenn irgendjemand einen auch nur vage verdächtigen Eindruck machte.
    Bald würde es ganz dunkel sein, dachte John und sah seine Tochter zu einer Silhouette

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