Nur Der Tod Kann Dich Retten
verblassen. Er hoffte, dass sie sich an seine Anweisung hielt und um elf Uhr an der verabredeten Stelle auf ihn wartete. Warum war sie nicht so vernünftig wie Delilah und ging früher wieder?
Obwohl ihm die Idee, dass Delilah alleine im Dunkeln herumlief, auch nicht gefiel. Vielleicht war sie kein prädestiniertes Opfer, aber auch sie war verletzlich. Vielleicht würde er auf dem Weg zur Videothek kurz bei Kerri vorbeischauen und ihr sagen, dass er es nicht für eine gute Idee hielt, ihre Tochter alleine im Dunkeln herumlaufen zu lassen.
Aber das war natürlich nicht der wahre Grund für seinen Besuch, wie ihm klar wurde, als er zehn Minuten später vor Kerris Haus parkte und ausstieg, bevor er es sich anders überlegen konnte. Er wusste, dass es albern war, dass Kerri kein Interesse mehr an ihm hatte und wahrscheinlich auch gar nicht zu Hause war. Es war schließlich Samstagabend, wie Pauline bereits spitz bemerkt hatte, Kerri war unter Garantie mit Ian Crosbie unterwegs, und John würde sich mit ihrer
erbärmlichen Mutter unterhalten müssen. Er sollte das nicht tun, dachte er, als er auf die Haustür zuging und klopfte.
»Er ist da«, hörte John Rose von drinnen rufen. Hatte sie ihn durchs Wohnzimmerfenster beobachtet?
»Das wird aber auch Zeit«, sagte Kerri lachend und riss die Haustür auf. Sie trug eine schwarze Caprihose und einen pinkfarbenen Pulli mit V-Ausschnitt passend zu ihrem Lippenstift. Ihre blonden Haare waren halb hochgesteckt und halb offen, und der Sheriff fragte sich, ob das Absicht war oder sie sich nicht hatte entscheiden können. »John!«
»Kerri.«
»Ist irgendwas nicht in Ordnung? Ist Delilah etwas zugestoßen?«
»Delilah geht es gut«, versicherte er ihr hastig.
»Natürlich geht es ihr gut«, ließ sich Kerris Mutter vom Wohnzimmersofa vernehmen. »Sie ist wie ein gottverdammter Sherman-Panzer. Ich hab dir doch gesagt, dass du dir ihretwegen keine Sorgen machen musst. Kommen Sie rein und nehmen Sie einen Moment Platz, Sheriff.«
»Warum auch nicht.« John trat ins Wohnzimmer und ließ sich in den Ledersessel gegenüber dem braunen Sofa sinken, auf dem Rose es sich bequem gemacht hatte. Ein Spitzendeckchen rutschte von der Lehne auf seine Schulter, und er sprang auf, als wäre es eine Spinne.
»Schwaches Nervenkostüm, Sheriff?«, fragte Rose.
John zupfte die Spitzendecke von seiner Schulter und legte sie auf dem gläsernen Couchtisch vor sich ab. »Mir geht es gut, Rose, vielen Dank. Und selbst?«
»Man schlägt sich so durch«, stöhnte sie, als ob das bloße Überleben ihr übernatürliche Kräfte abverlangen würde.
John dachte, dass ihre Angehörigen sich von ihrer Zählebigkeit wahrscheinlich auch ziemlich geschlagen fühlten, sagte aber stattdessen: »Das höre ich gern.«
»Was führt Sie vorbei?«
John sah Kerri an, die stehen geblieben war. »Nun, ich habe
eben Delilah getroffen«, begann er, obwohl seine Gedanken und seine Worte nicht recht synchron waren. Er dachte: Kerri ist zu Hause, und es ist Samstagabend. »Genau genommen, habe ich sie zum Park mitgenommen.« Und weil es Samstagabend und sie nicht mit Ian Crosbie aus war, bedeutete das vielleicht, dass der gute Doktor zu seiner Frau zurückgekehrt war, was bedeuten würde, dass Kerri wieder frei war. »Ich habe ihr angeboten, sie um elf, wenn ich Amber abhole, auch wieder mit zurückzunehmen, aber sie hat gesagt, so lange würde sie wahrscheinlich nicht bleiben.« Und es müsste ja auch nichts Ernstes sein. Nur ein gelegentliches Rendezvous, hin und wieder ein freundliches Wort von diesen total übertriebenen Lippen. »Und ich wollte euch bloß warnen, dass da draußen noch immer ein Mörder frei herumläuft, deshalb ist es wahrscheinlich keine gute Idee, wenn Delilah – oder auch du – abends alleine unterwegs ist, bis wir den Kerl geschnappt haben.«
»Das ist wirklich reizend von dir, dir Sorgen um uns zu machen«, sagte Kerri.
»Warum sind Sie wirklich hier?«
»Verzeihung?«
»Sie sind doch nicht hergekommen, um sie wegen Delilah zu warnen. Das Mädchen ist wie gesagt ein Sherman-Panzer«, wiederholte Rose, der dieses Bild ganz offensichtlich gefiel.
»Mutter, ich wünschte, du würdest nicht so reden.«
»Und warum haben Sie den Kerl noch nicht geschnappt?«, fragte Rose, ohne die Ermahnung ihrer Tochter zu beachten. »Sie sind auch nicht unersetzbar.« Sie zwinkerte, als wollte sie andeuten, dass sich diese Feststellung natürlich ausschließlich auf seinen Job bezog.
John versuchte, sich
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