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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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nicht provozieren zu lassen, obwohl er sich kurz fragte, ob Rose mit dem Bürgermeister gesprochen hatte.
    »Habt ihr schon eine Spur?«, fragte Kerri und hockte sich auf die Sofalehne.

    »Eigentlich nicht«, musste John zugeben.
    »Was ist mit Cal Hamilton?«
    Langsam wurde es John unheimlich, dass die Leute seine nächsten Schritte immer vorauszuahnen schienen. »Was ist mit ihm?«, fragte er, nachdem professionelle Neugier seine persönlichen Ängste überwunden hatte.
    »Er ist bloß irgendwie echt seltsam. Letzte Woche musste ich kurz etwas bei ihm vorbeibringen, als Delilah auf seine Frau aufgepasst hat -«
    »Was soll das heißen, ›auf seine Frau aufgepasst‹?«
    »Er lässt sie nicht gern allein. Er behauptet, sie hätte alle möglichen Phobien, aber das kaufe ich ihm nicht ab. Ich glaube, da geht irgendwas richtig Unheimliches vor.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass ich eilig ein Glas aus meinem Schrank nehmen und vorbeibringen musste, weil Delilah versehentlich eins hat fallen lassen -«
    »Ein Sherman-Panzer, sag ich ja«, unterbrach Rose sie.
    »- worauf Mrs. Hamilton völlig panisch reagiert hat. Delilah hat gesagt, dass die offensichtlich schreckliche Angst vor ihrem Mann habe, und dass es sie nicht überraschen würde, wenn unter dem Haus ein Haufen Leichen vergraben wäre. Ich hab ihr gesagt, ich will nicht, dass sie noch einmal dort hingeht, aber sie meint, irgendjemand müsse doch auf die arme Mrs. Hamilton aufpassen. Kannst du nicht irgendwas machen, John?«, fragte Kerri, und sein Name auf ihren Lippen klang wie Musik in seinen Ohren.
    »Nur wenn Fiona Hamilton Anzeige erstattet.«
    »Kannst du dir nicht einen Durchsuchungsbefehl besorgen oder so was?«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Mit der Begründung, dass er wahrscheinlich Liana Martin ermordet hat.«
    »Wahrscheinlich reicht das nicht.«
    Es klingelte.

    Kerri sprang auf und stolperte auf ihren Acht-Zentimeter-Absätzen zur Tür.
    »Pizza-Service«, hörte John jemanden sagen.
    »Sie kommen reichlich spät«, keifte Rose. »Ich verhungere schon.«
    »Sei nett, Mutter«, sagte Kerri, als Ian Crosbie mit einer Pizzaschachtel den Raum betrat.
    »Ich hoffe, Sie haben an die extra Portion Käse gedacht.«
    »Würde ich je eine Extraportion Käse vergessen?«
    Rose kicherte wie das sprichwörtliche Schulmädchen. »Sie kennen den Sheriff, Ian?«, fragte sie maliziös, als John sich von seinem Platz erhob.
    »Natürlich.« Ian gab Kerri die Schachtel, um John die Hand zu schütteln. »Gibt es irgendein Problem?«
    »Ich wollte nur mal kurz vorbeischauen.«
    »Er hat Delilah zu der Totenwache gefahren«, erklärte Kerri.
    »Sind Ihre Kinder auch da?«, fragte John den Doktor.
    »Soweit ich weiß.«
    Was für eine Antwort war das? Soweit ich weiß . Warum wissen Sie es nicht? Sie sind der Vater, Herrgott noch mal. Ein Vater sollte wissen, wo seine Kinder sind, gerade jetzt, wo ein Mörder frei herumlief.
    »Danke fürs Kommen, John«, sagte Kerri und begleitete ihn zur Tür.
    »Pass gut auf dich auf«, riet er ihr. Auf dem Heimweg beschloss er dreierlei. Erstens: Es würde keine weiteren spontanen Besuche bei Kerri Franklin mehr geben. Zweitens: Er konnte Dr. Ian Crosbie nicht leiden. Und drittens: Er würde höchstpersönlich unter die Lupe nehmen, was der gute Doktor seit seiner Ankunft in Torrance so alles getrieben hatte.

15
    » U nd was glaubst du, was Mom heute Abend vorhat?«, fragte Tim seine Schwester auf dem Weg zum Park. Sie ging sehr schnell, und ihr Pferdeschwanz schwang hin und her wie ein Pendel.
    »Wie meinst du das?«, fragte Megan ungeduldig. »Du weißt, was sie vorhat. Sie ist mit Rita nach Fort Lauderdale gefahren. Kannst du nicht ein bisschen schneller gehen?«
    »Nein, kann ich nicht. Mein Fuß tut weh.«
    »Warum tut dein Fuß weh?«
    »Weiß ich nicht. Er tut halt weh. Warum hast du es denn so eilig?«
    Megan verlangsamte ihre Schritte. Was war mit ihrem Bruder los? Er hatte Ewigkeiten gebraucht, sich fertig zu machen, und war dann schließlich in einem hellblauen Hemd mit Button-Down-Kragen und modisch zerrissenen Stonewashed-Jeans erschienen, nur um vor dem Spiegel im Flur weitere zehn Minuten seine Frisur zu stylen, die hinterher exakt genauso aussah wie vorher: widerspenstige, dunkle Locken, die sich nicht entkrausen ließen, egal wie heftig man daran zupfte und zerrte. Zunächst hatte sie gedacht, dass er vielleicht irgendjemanden auf der Totenwache beeindrucken wollte – sie war

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