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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Aber war es nicht trotzdem falsch, so viel Spaß zu haben?
    Ein Mädchen war tot. Ein Mädchen, das sie gemocht und
bewundert hatte. Obwohl immer deutlicher wurde, dass nicht alle so empfunden hatten. Ihr eigener Bruder jedenfalls nicht. Und wie vielen erging es genauso?, fragte sie sich. Wie viele waren heute Abend tatsächlich nur hier, um zu singen, zu tanzen, zu saufen und zu kiffen? Wie viele waren hier, weil in der Stadt »sonst nichts los« war?
    Megan hob den Kopf und sah sechzig bis siebzig Jugendliche in einem losen Kreis. Einige redeten leise, andere lachten laut, manche hatten Zigaretten im Mund, andere unangezündete Kerzen in der Hand, manche wiegten sich zu den Klängen von ein paar gezupften Gitarren hin und her, andere tanzten in inniger Umarmung. Gleichsam auf dem Kopf stehend sah sie den gespenstischen Victor Drummond an einem Joint ziehen, bevor seine nicht minder gespenstische Freundin Nancy ihm den Stummel von den rot angemalten Lippen riss, mehrmals heftig daran zog und ihn an Tanya McGovern weiterreichte. Megan fragte sich, ob es klug war, so unverhohlen zu kiffen, weil sie sich ziemlich sicher war, auf dem Weg ein paar Polizisten gesehen zu haben, die am Rand des Parks patrouillierten. Aber Victor Drummond drehte bereits den nächsten Joint, offenbar vollkommen unbeeindruckt vom langen Arm des Gesetzes. Greg drehte sich um, sodass unvermittelt Brian Hensen ins Bild kam. Er war ganz alleine und starrte Delilah Franklin an, die etwa zwanzig Meter entfernt saß und versuchte, Ginger Perchak in ein Gespräch zu verwickeln. Etwas näher am Hauptweg stand Peter Arlington, trat ins Gras und starrte ins Leere, als hätte er Angst, irgendjemandem direkt in die Augen zu sehen. Wahrscheinlich hatte er Wind davon bekommen, was die Leute hinter seinem Rücken redeten, dass man eine Krankheit auch vortäuschen und Väter überreden könne, für ihre Söhne zu lügen. Megan kannte Peter nicht besonders gut, aber sie wusste, dass er verrückt nach Liana war, weshalb sie sich nicht vorstellen konnte, dass er ihr irgendetwas Böses angetan hatte.
    Sie fragte sich, wie es sich anfühlte, das halbe Gesicht weggeschossen
zu bekommen. Sie fragte sich, ob Lianas Mörder je gefasst werden würde.
    Aus den Augenwinkeln nahm Megan eine Bewegung war. »Wer ist das?«, fragte sie und hob das Kinn, um einen besseren Blick auf die große Dattelpalme zu ihrer Rechten zu bekommen. »Ist das Mr. Peterson?« Sie fragte sich, warum ihr Physiklehrer im Schatten verborgen im Park herumlungerte. Sollte er ihnen nachspionieren und mögliche Verfehlungen dem Direktor melden? Aber ihre Frage ging im Klang der Gitarren unter.
    »Hast du was gesagt?«, fragte Greg.
    »Ich dachte, ich hätte Mr. Peterson gesehen.«
    »Peterson? Wo?« Er fuhr herum.
    »Warte. Lass mich runter. Mir wird ganz schwindelig.«
    Zu den Klängen einer zitternden Männerstimme, die »Tears from Heaven« sang, ließ er sie zu Boden. »Ich seh keinen.«
    Es dauerte eine Weile, bis Megan die Orientierung wiedergefunden und die Dattelpalme ausgemacht hatte. »Ich dachte, ich hätte ihn da drüben gesehen.«
    »Ich sehe niemanden.«
    »Wahrscheinlich war er es auch gar nicht«, sagte Megan, als sie mehrere rangelnde Jungen aus den Büschen kommen sah.
    »Hey, Petruchio«, rief plötzlich Joey Balfour aus der Menschenmenge. »Ich hab dir hier einen Platz reserviert, Mann.«
    »Ich komm gleich«, rief Greg zurück, nahm Megan bei der Hand und führte sie von der Ansammlung weg.
    »Von hier können wir die Reden doch gar nicht hören«, protestierte Megan matt.
    »Meinst du, wir verpassen was?« Er führte sie zu einer Bank am anderen Ende des Parks, zog einen Joint aus seiner Jeanstasche und machte Anstalten, ihn anzuzünden.
    »Glaubst du, das ist eine gute Idee? Die Gegend wimmelt von Polizisten, und wenn das doch Mr. Peterson war -«
    »Dann erzählt er es deiner Mutter?«
    »Oder stellt es ins Netz«, sagte sie spitz.

    Greg steckte den Joint wieder ein und lehnte sich an die grüne Holzlehne. »Damit hatte ich nichts zu tun.«
    »Wer denn?«
    »Das hätte jeder sein können.«
    »Joey?«
    »Joey? Nee. Ich würde auf Ginger tippen.«
    »Ginger? Warum sollte sie so etwas tun?«
    »Ich habe gesehen, wie sie uns beobachtet hat. Und du hast die Rolle der Kate gekriegt, und sie nicht.«
    »Schwörst du, dass du es nicht warst?«
    Greg lächelte. »Ich schwöre«, sagte er leichthin. »Ein Gentleman genießt und schweigt.«
    »Du bist kein Gentleman«, erinnerte sie

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