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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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laut, ließ sich aufs Bett zurückfallen und starrte den langsam rotierenden Ventilator an der Decke an.

    »Okay, mein Schatz. Viel Spaß. Und sei vorsichtig«, hörte sie ihre Mutter zu Tim sagen, bevor die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Sie sollte sich wirklich entschuldigen, entschied Megan. Dann hatte sie es hinter sich. Wenn sie sich angemessen reumütig gab, würde ihre Mutter sich vielleicht erweichen lassen oder ihr wenigstens ihr Handy wiedergeben. Sie würde sie ein paar Sachen fragen, die sie nichts angingen, und Megan würde sie mit ein paar wohlgesetzten Lügen einwickeln. »Du hattest Recht, Mom. Ich hätte nie zu Lianas Totenwache gehen sollen. Ich wusste ja nicht, wie aufwühlend es sein würde. Natürlich hätte ich Tim Bescheid sagen müssen, aber der hat mit den Jungen aus seiner Klasse geredet, und ich weiß, dass du dir Sorgen gemacht hast, dass er keine Freunde hat, deshalb wollte ich sie nicht unterbrechen – du weißt ja, wie schnell er verlegen wird, außerdem wusste ich, dass er darauf bestanden hätte, mich nach Hause zu begleiten – und ja, jetzt ist mir klar, dass das sehr dumm war, und es tut mir auch wirklich leid. Ich verspreche, dass ich nie wieder etwas so Dummes machen werde. Kannst du mir verzeihen?«
    Ach, und was hast du eigentlich gestern Abend gemacht, dass du mit einem Taxi nach Hause gekommen bist? Warum hattest du eine Fahne, und wo war Rita? Beantworte mir das, bevor du mir noch irgendwas wegnimmst.
    Okay, vielleicht sollte sie noch ein wenig an der Formulierung feilen, dachte Megan, als sie hörte, dass das Telefon klingelte. Nach dem dritten Klingeln ging ihre Mutter endlich dran. Megan blieb stehen und lauschte.
    »Hallo Rita«, meldete ihre Mutter sich und klang nicht besonders erfreut. »Ich wollte dich schon den ganzen Tag anrufen... Ja, mir geht es gut. Tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast.«
    Das Verhalten ihrer Mutter hatte Rita also Anlass zur Sorge gegeben? Was hatte sie getan?
    »Ich wollte dich noch gestern Abend anrufen, als ich wieder
zu Hause war, aber es war schon spät und... Nein, es ist nicht direkt so gelaufen, wie ich gehofft hatte.« Ihre Mutter hielt inne. Wahrscheinlich sah sie sich um, um sicherzugehen, dass niemand lauschte. »Ehrlich gesagt, kannte ich ihn nicht , wie sich herausstellte«, fuhr ihre Mutter fort und senkte ihre Stimme auf eine Weise, die Megans Neugier noch weiter anfachte, sodass sie sich ein paar Schritte in den Flur hinauswagte. »Ja, ich weiß, was ich gesagt habe und was er gesagt hat, aber er war gar kein ehemaliger Nachbar. In Wahrheit hatte ich ihn noch nie in meinem Leben gesehen.«
    Wen? Wovon redete ihre Mutter jetzt?
    »Ja, ich weiß, dass das leichtfertig war. Glaub mir, ich weiß. Ich könnte mir selbst in den Hintern beißen.«
    Was hatte ihre Mutter gemacht?
    »Ich weiß. Ich weiß.«
    Was wusste ihre Mutter?
    »Das willst du lieber nicht wissen«, erklärte ihre Mutter ihrer Freundin.
    Wollen wir doch, antwortete Megan stumm. Wir wollen es unbedingt wissen.
    »Na ja, erst sind wir eine Weile rumgefahren«, tat ihre Mutter ihr den Gefallen. »Hab ich dir erzählt, dass er einen Porsche hatte?«
    Ihre Mutter war mit einem Mann in einem Porsche rumgefahren?
    »Ja, ich weiß, dass das eigentlich unbedeutend ist, aber was soll ich sagen? Ich bin eben oberflächlich und war beeindruckt.«
    Ich auch, dachte Megan und schlich noch ein Stückchen näher, während sie versuchte, sich ihre Mutter in ihrem rotweißen Seidenkleid auf dem Beifahrersitz eines Porsches vorzustellen.
    »Und dann hat er gesagt, er wäre hungrig, und ich habe angenommen, wir würden zu einem Restaurant fahren, aber er sagte, er hätte in seiner Wohnung noch Hühnchen vom
Vortag... Ich weiß, dass das der älteste Spruch aller Zeiten ist, das brauchst du mir nicht zu sagen, aber ich bin halt auch schon ziemlich lange aus der Übung. Und er war so nett, er hat einen, ich weiß nicht, ganz unschuldigen Eindruck gemacht und mir das Gefühl gegeben, wenn ich nicht mit in seine Wohnung komme, hätte ich ein Problem.«
    Megan atmete tief aus. Zum ersten Mal seit langer Zeit verstand sie haargenau, wovon ihre Mutter redete.
    »Ja, ich bin mitgegangen«, fuhr diese fort. »Und nein, natürlich gab es kein Hühnchen. Ich habe zumindest keins gesehen. Aber es ist nichts passiert. Ich meine, er hat es versucht, und als ich mich weigerte, wurde er ein wenig ausfallend, ziemlich ausfallend sogar. Ich glaube ›erbärmlich‹ war

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