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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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noch eins der netteren Wörter, die er benutzt hat.«
    Megan hielt die Luft an und schlug sich die Hand vor den Mund. Wie schrecklich, dachte sie. Ihre Mutter war wohl kaum erbärmlich .
    »Und dann hat er mich aus der Wohnung geschmissen, und ich habe in die Lobby gekotzt... Ja, man könnte es ausgleichende Gerechtigkeit nennen, aber so hat es sich nicht angefühlt... Nein, natürlich wollte ich dich nicht anrufen. Nachdem ich dich so hatte sitzen lassen? Nie im Leben. Ich bin vielleicht oberflächlich und dumm, aber nicht völlig unsensibel. Außerdem hatte ich keine Ahnung, wo ich war. Und wie ist es bei dir gelaufen?«
    Also, mal schön der Reihe nach, dachte Megan. Ihre Mutter hatte ihre Freundin sitzen gelassen, um mit einem Fremden in einem Porsche abzuhauen, dann hatte sie für ein Stückchen Huhn ihr Leben riskiert und sich in der Lobby eines Wohnhauses übergeben, bevor sie in das Taxi eines weiteren Fremden gestiegen war? Ihre Mutter? Dieselbe Frau, die ihr Vorträge hielt, weil sie vom Park zu Fuß nach Hause gegangen war, während draußen ein Mörder herumlief? Dieselbe Frau, die ihr Telefon und ihren Computer beschlagnahmt und einen Monat Hausarrest verhängt hatte?

    »Schön, dass du dich amüsiert hast. War Bob sehr sauer, dass ich nicht wiedergekommen bin?«
    Bob ? Wer war Bob? Es gab einen Bob?
    »Ich sollte ihn vermutlich anrufen und mich entschuldigen. Hast du seine Nummer?... Gut... Nein, ich habe definitiv kein Interesse an weiteren Doppelverabredungen. Ich bin offensichtlich noch nicht so weit. Man sollte mir eigentlich verbieten, das Haus zu verlassen, Herrgott noch mal.«
    Und trotzdem war sie diejenige, die Hausarrest hatte, dachte Megan.
    »Ja, okay. Ich ruf dich an. Und nochmals Entschuldigung wegen gestern Abend.« Ihre Mutter legte auf. »Megan«, rief sie. »Ich denke, hier drin hast du es ein bisschen bequemer.«
    Megan verdrehte die Augen, halb besiegt, halb bewundernd. »Wie lange weißt du schon, dass ich da bin?«
    »Noch nicht lange. Wie viel hast du mitgehört?«
    »So ziemlich alles.«
    Ihre Mutter nickte. Sie trug Jeans und ein rosa T-Shirt mit den Umrissen eines großen Herzens in der Mitte. Ihre Haare waren frisch gewaschen, und feuchte Locken rahmten ihr Gesicht. »Damit ist meine Demütigung wohl komplett.«
    »Hat er wirklich gesagt, du wärst erbärmlich?«
    »Unter anderem.«
    »Er klingt wie ein Arschloch.«
    »Das war er auch.«
    »Sah er gut aus?«
    »Sehr gut.«
    »So gut wie Dad?«
    Ihre Mutter ließ sich in den Sessel zurücksinken. »Anders«, sagte sie nach einer Pause. »Jünger.«
    »Wow«, sagte Megan und wusste nicht, ob sie wütend oder beeindruckt sein sollte. »Na, dann ist es vermutlich in Ordnung.«
    »Meinst du das ironisch?«
    »Was denkst du?«

    »Ich denke, dass mir nicht nach ironischen Bemerkungen zumute ist.«
    »Also, ich finde es ungerecht, dass ich bestraft werde, obwohl du dich viel schlimmer verhalten hast.«
    »Es kommt einem ungerecht vor , was?«
    »Ja, wirklich.«
    Ihre Mutter stand auf. »Tja, so ist das. Ich hab Durst. Soll ich dir was mitbringen?«, fragte sie und ging in die Küche.
    Megan folgte ihr auf dem Fuß. »Was?!«
    Ihre Mutter betrachtete bereits den Inhalt des offenen Kühlschranks. »Mal sehen. Wir haben Cola, Ginger Ale und Orangensaft.«
    »›Tja, so ist das.‹ Was soll das heißen?«
    »Also, ich finde, das erklärt sich doch irgendwie von selbst, oder?«
    »Du meinst, ich habe immer noch Hausarrest?«
    »Yup.«
    » Yup ? Seit wann sagst du yup ?«
    »Tut mir leid, Schätzchen«, entschuldigte ihre Mutter sich und goss sich ein Glas Saft ein. »Aber ich dachte, ich hätte mich unmissverständlich ausgedrückt. Du hattest die strikte Anweisung, bei deinem Bruder zu bleiben. Und es war sehr dumm von dir, unter diesen Umständen alleine nach Hause zu laufen.«
    »Nicht so dumm, wie sich ins Auto eines Fremden zu setzen und mit in seine Wohnung zu gehen«, protestierte Megan.
    »Das stimmt allerdings.«
    »Und wie kommt es dann, dass ich die Einzige bin, die leiden muss?«
    »Glaub mir, du bist nicht Einzige, die leidet.«
    »Ich bin aber die Einzige, die Hausarrest hat.«
    »Tja nun...«
    » So ist das ?«, wiederholte Megan. »Du bist so verlogen.«
    »Nein«, erwiderte ihre Mutter freundlich, ohne auf den
Köder anzubeißen. »Ich bin deine Mutter. Und ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt. Die Regeln allerdings bestimme immer noch ich – egal, ob du nun glaubst, es wäre gerecht oder nicht.«
    An ihrem

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