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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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jederzeit treffen. Haben Sie heute schon mit Selma Roberts gesprochen? Gibt es irgendeine Veränderung bei Molly?«
    Haley schüttelte den Kopf. »Ich habe vorhin angerufen. Alles unverändert. Sie spricht kein Wort.«
    »Ich glaube, es wäre gut, wenn Sie sich mit unserem Psychologen unterhalten würden. Eben bin ich ihm über den Weg gelaufen. Ich sehe mal nach, ob er noch da ist.« Tolliver stand auf. »Sein Name ist Grey Banes, Dr.Greyson Banes. Ich schicke ihn zu Ihnen und suche dann die Nummer von der Reinigungsfirma raus.«
    Als Haley allein war, musste sie gegen den wiederkehrenden Impuls ankämpfen, einfach wegzulaufen. Molly war bei ihren Pflegeeltern sicher besser aufgehoben als bei ihr.
    Monica zufolge hatte Haley seit jeher einen dysfunktionalen Lebensstil. Haley hatte ihrer Schwester gegenüber gewitzelt, ab und zu sei Stabilität ja ganz schön, aber nicht auf Dauer.
    Wut stieg in Haley auf: Wut auf denjenigen, der Monica das Leben gestohlen hatte, und Wut auf Monica, weil sie die verdammte Tür aufgemacht und den Tod ins Haus gelassen hatte.
    Haley machte ihren Gefühlen Luft und schlug kräftig mit der Hand auf den Tisch. In dem Moment flog die Tür auf. Haley zuckte zusammen und fuhr auf dem Stuhl herum.
    »Hi. – Dr.Greyson Banes.« Der hochgewachsene Mann trat an den Tisch und streckte Haley eine Hand entgegen.
    Sie schüttelte sie flüchtig, registrierte aber gleichzeitig, dass dieser Dr.Greyson Banes verdammt gut aussah.
    Sein schwarzes Haar war an den Schläfen gerade so weit ergraut, dass es ihn nicht alt, sondern sexy machte. Er trug eine Lesebrille, die er jetzt abnahm und auf den Tisch legte. In seinen tiefblauen Augen, die von dunklen Wimpern umrahmt wurden, spiegelte sich ein scharfer Verstand.
    »Detective Tolliver hat mich gebeten, mit Ihnen zu sprechen«, sagte er.
    Haley versuchte zu ignorieren, dass Banes nicht nur feine Gesichtszüge besaß, sondern auch breite Schultern. Seine schmalen Hüften und die langen Beine schienen wie gemacht zu sein für die Jeans, die er trug. Der Mann sah einfach umwerfend aus, dennoch beäugte Haley ihn misstrauisch.
    »Ms. Lambert? Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Sie merkte, dass sie ihn angestarrt hatte, und errötete. »Sagen Sie, Dr.Banes, ist Detective Tolliver der Meinung, dass ich verrückt bin?«
    Er ließ ein Lächeln aufblitzen, bei dem sich Grübchen zeigten, und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. »Keineswegs, Ms. Lambert. Hier nennen mich übrigens alle Dr.Grey.«
    »Sie können Haley zu mir sagen«, erwiderte sie. Ihr fiel auf, dass er keinen Ehering trug. Nicht, dass sie das interessiert hätte. Nicht, dass das irgendeine Rolle gespielt hätte.
    »Tolliver wollte, dass ich mit Ihnen über Molly rede. Ich habe sie kurz untersucht, nachdem man sie unter dem Bett gefunden hatte. Ach ja, das mit Ihrer Schwester tut mir leid.«
    Bei jedem anderen hätten die Worte wie eine Phrase geklungen, aber als Haley in Dr.Greys tiefblaue Augen blickte, hatte sie das Gefühl, dass er es genau so meinte. Es war so viel einfacher, sich auf sein gutes Aussehen zu konzentrieren als auf den Grund ihres Besuchs auf dem Polizeirevier.
    »Vielen Dank. Dann wissen Sie sicher, dass Molly nicht spricht.«
    Er nickte. »Ich konnte sie gestern nicht dazu bewegen, mit mir zu reden, und von Tolliver weiß ich, dass die Situation unverändert ist.« Dr.Grey hatte diesen durchdringenden und auf sein Gegenüber konzentrierten Blick, der einen glauben machte, der wichtigste Mensch für ihn zu sein. »Er hat mir gesagt, dass irgendjemand Molly unbedingt so schnell wie möglich zum Sprechen bringen muss.«
    Haley beugte sich vor, und für einen kurzen Moment hatte sie Banes’ Geruch in der Nase, einen frischen, männlichen Duft. »Ich hatte gehofft, mit mir würde sie reden, mir würde sie vertrauen, egal, wie viel Angst sie hat.« Haley zog an einer Strähne ihres Haars, um die Tränen zurückzuhalten, die ihr in den Augen brannten. Bis zu diesem Augenblick war ihr selbst nicht bewusst gewesen, wie belastend Mollys Verweigerung für sie war.
    »Molly braucht professionelle Hilfe«, sagte Dr.Grey, und seine tiefe, weiche Stimme klang besorgt. »Sie ist offensichtlich traumatisiert und hat aus irgendeinem Grund beschlossen, nicht mehr zu sprechen. Wir nennen so etwas elektiven Mutismus. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob es eine Art von posttraumatischem Stress ist oder ob es eine andere logische Ursache für Mollys Schweigen gibt.«
    »Was für eine Ursache könnte das

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