Nur die Küsse zählen
zuletzt ein Baby gewickelt habe. Als ich auf der Highschool babygesittet habe, waren die Kinder immer schon älter.“
Sie schaute ihn an und versuchte, trotz ihrer Panik ruhig zu atmen. „Das ist verrückt. Was denken die Leute sich denn nur, mich mit einem Kind allein zu lassen? Hätten sie mich nicht näher durchleuchten müssen? Es hat nur zwei Besuche zu Hause gegeben. Hätte ich nicht irgendeinen praktischen Test bestehen müssen? Ich weiß nicht, welches Fläschchen sie bekommt und ob sie geimpft ist. Kinder werden doch geimpft, oder? Impfungen sind ein wichtiges Thema.“
„Beruhige dich“, sagte Finn sanft. „Windeln zu wechseln ist nicht so schwer. Ich habe meine Brüder oft gewickelt, als sie noch Babys waren. Mit Wegwerfwindeln geht das ziemlich leicht.“
„Sicher. Vor zwanzig Jahren war das leicht. Aber das kann sich inzwischen geändert haben.“
Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Blick aus dem Fenster und zog den Mundwinkel hoch. „Glaubst du, die haben es den Eltern in den letzten zwanzig Jahren schwerer gemacht, ein Baby zu wickeln? Das wäre kein sonderlich guter Marketingplan.“
In ihrer Brust wurde es auf einmal eng. Alles ist gut, sagte Dakota sich. Doch das Atmen fiel ihr zunehmend schwerer. „Jetzt nur nicht logisch werden, Mister. Willst du wirklich, dass ich hysterisch werde? Das kann ich nämlich.“
„Das bezweifle ich nicht“, erwiderte er. „Dakota, du musst dir selbst vertrauen. Was die Nahrung und die Impfungen angeht, wirst du die Informationen schon von demjenigen bekommen, der sich gerade um Hannah kümmert. Was haben sie dir gesagt, als sie angerufen haben?“
„Nicht viel“, murmelte sie. „Du hast den Großteil ja mit angehört.“
„Gab es vorher keine anderen Gespräche?“
„Doch. Mehrere. Ich musste ein paar Fragebögen ausfüllen. Wir haben uns unterhalten, sie sind nach Fool’s Gold gekommen und haben mich und meine Familie genauer angeschaut. Das war ein ziemlich langer Prozess.“
„Also haben sie alles gründlich überprüft. Wenn die Agentur dir vertraut, wieso solltest du es dann nicht auch tun?“
„Okay.“ Sie atmete tief durch. „Das könnte funktionieren.“
„Denk dran, du hast deine Mom, die dir hilft. Deine Schwestern und Freunde. Und du kannst mich auch alles fragen, was du willst.“
Sie drückte sich das Buch fest gegen die Brust. „Würdest du bitte umdrehen?“
„Ich mache alles außer umdrehen. Du weißt, dass du dieses Baby willst.“
Er hatte recht. Sicher, am Anfang würde es schwer werden, aber sie würde lernen. Mütter lernten seit Tausenden von Jahren. Außerdem wurde ihr nachgesagt, überdurchschnittlich intelligent zu sein. Das musste doch helfen.
Seufzend klappte sie das Buch auf und versuchte zu lesen. Die Wörter verschwammen vor ihren Augen. Die Abbildungen machten ihr Angst, und beim Anblick der Listen hätte sie am liebsten laut geschrien.
„Ich brauche mehr Zeit. Kann ich nicht ein kleines bisschen mehr Zeit haben?“
„Wir landen in ungefähr vierzig Minuten. Reicht das?“
Sie funkelte ihn an. „Das ist nicht witzig.“
„Ich wollte auch gar nicht witzig sein.“ Er schaltete das Mikrofon ein und sprach mit dem Tower.
Dakota wusste nicht viel übers Fliegen, aber sie erkannte, dass Finn die Wahrheit gesagt hatte. Als sie aus dem Fenster schaute, sah sie Los Angeles in seiner ganzen Ausdehnung unter sich.
Ich schaffe das, machte sie sich Mut. Sie wollte es schaffen. Sie schaute auf die Notizen, die ihre Mutter ihr mitgegeben hatte. Sie wusste, dass sie die richtigen Dinge dabeihatte, selbst wenn sie nicht wusste, was genau das alles war. Sie war darauf vorbereitet, dass Hannah müde und unleidlich war. In ihrer Tasche befanden sich weiche Decken, Windeln und Stofftiere sowie Wechselkleidung in verschiedenen Größen für den Notfall.
Finn hatte versprochen, ihr anfangs beim Windelwechseln zu helfen. Im Flughafengebäude gab es eine Familientoilette. Alles würde gut werden. Das musste sie sich nur immer wieder vorsagen.
Wie angekündigt kam das Flugzeug vierzig Minuten später auf dem Rollfeld zum Stehen. Finn schnappte sich die Windeltasche und stieg aus. Dakota folgte ihm. Ihr war ein wenig schwindelig; wenn ihr Herz noch kräftiger schlagen würde, müsste es ihr eigentlich aus der Brust springen. Das wäre kein hübscher Anblick.
Finn ging kurz ins Büro des Flughafens und erklärte, dass sie ungefähr eine Stunde auf dem Boden bleiben würden. Dakota hatte sich bereits
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