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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
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haben würde.
    „Sie haben Glück, dass ich zu Hause bin“, sagte Irina Honig, die auf Ken Bernsteins Anruf am heutigen Tage vorbereitet war. „Normalerweise gehe ich um diese Zeit auf den Markt. Auf den Markt zu gehen ist hier ein Erlebnis.“
    Sie schien noch studenlang von der Gegend plaudern zu können,
    Ken Bernstein unterbrach sie und erklärte sein Anliegen, sie nicht erst am Abend zu treffen, sondern schon zum Lunch. Er überließ Irina Honig die Wahl des Restaurants.
    „Wo befinden Sie sich jetzt“, fragte Irina Honig.
    „Ich bin noch hier in der Agentur, in Sophia Antipolis.“
    „Da gibt es keine nennenswerten Restaurants, alle sind auf ein schnelles Mittagessen der Angestellten der umliegenden Firmen eingerichtet. Wollen Sie nach Cannes ans Meer“, fragte sie, bot aber keine Alternative an.
    Ken Bernstein hatte nichts dagegen, am Meer zu speisen.
    Irina Honig schlug das „Ondine“ auf der Croisette vor, das war bekannt für gute Küche, verriet sie. Als Beschreibung ihrer Person gab sie ‚groß, kurzes dunkelbraunes Haar, weißes Leinenkleid und große Ohrringe’ an.
    Ken Bernstein beschrieb sich als klein, ziemlich klein, kurze, schwarze Haare, große Zigarre im Mund oder in der Hand.
     
    Irina Honig erkannte ihn sofort und winkte ihn lebhaft an den Tisch, an dem sie schon Platz genommen hatte.
    Sie schlug vor, erst die Karte zu studieren, dann zu bestellen und sich dann der gemeinsamen Aufgabe zu widmen.
    Ken Bernstein lachte amüsiert, sie war ein bisschen „bossy“ wie seine Frau, aber er hatte sich bei seiner Frau daran gewöhnt.
    „Guter Vorschlag“, sagte er und hörte seinen Magen knurren. Wann hatte er das letzte Mal gegessen? Im Flugzeug.
    Er hielt die Speisekarte auf eine Weise, dass er gleichzeitig seine neue Partnerin betrachten konnte. Bill Honig hatte gut gewählt, kein Wunder, Bill Honig war ein starker Mann gewesen, er vertrug starke Frauen an seiner Seite. Er schätzte Irina Honig auf Mitte, Ende sechzig oder war sie schon siebzig? Frauen heute waren so schwer einzuschätzen, geliftet schien sie aber nicht zu sein. Egal, sie schien noch den Biss und die Energie zu haben, einen harten Tag durchzustehen und die Intelligenz und Ausdauer, kniffelige Aufgaben lösen zu können.
    „Ich habe gehört, dass Sie schon zwei Fälle hier gelöst haben“, sagte Ken Bernstein mit Bewunderung für sein Gegenüber.
    Irina Honig winkte ab, erzählte aber ausgiebig von ihren zwei Fällen, von Max Winter, ihrem Nachbarn, der auf seiner Terrasse erschossen worden war und von Tricia Baldini, die mehrere Mordanschläge überlebt hatte. Der Stolz über ihren Beitrag bei der Lösung der Fälle stand in ihren Augen. „William, Ihr Partner Dane kannte noch meinen verstorbenen Mann, William setzte mehr auf Hartnäckigkeit als auf Kommissar Zufall.“
    „Dane hat große Stücke auf Ihren verstorbenen Mann gehalten“, warf Ken Bernstein ein.
    „Alle hielten große Stücke auf meinen Mann. Aber das Schöne war, William brauchte mich als Gegenüber, sozusagen als Watson, ich kannte alle seine Fälle, all seine Gedankengänge. Auch bei meinem zweiten Fall führte das Verfolgen jeder Spur schlussendlich zur Lösung.“
    „Für mich gibt es nichts Interessanteres als: Mord, Spurensuche, Auflösung, je überraschender die Lösung ist, desto besser, desto raffinierter waren die Mörder.“ Ken Bernstein näselte noch stärker, wenn er sich erregte.
    „Und wo führt uns die Spurensuche heute noch hin?“
    „An den Tatort sollten wir gehen, wenn die Nachbarn wieder anwesend sind. Fakten und das Ergebnis von der Spurensuche bekommen wir von der Polizei, im Austausch zu unseren Ergebnissen. Ich schlage deshalb für heute Nachmittag vor, Julien Villepin, den ausgeschiedenen Geschäftsführer zu besuchen“, sagte Ken Bernstein. Anschließend weihte er Irina Honig ausgiebig in den Fall Drachmann ein.
     
     
     
    26.
     
    Ken Bernstein und Irina Honig standen bewundernd vor dem Haus, in dem Julien Villepin wohnte. Es lag in einer der vornehmsten Gegenden von Cannes, in Super Cannes. Das Haus war aus hellen Steinquadern gebaut und bot einen Postkartenblick auf Cannes und die vorgelagerten Inseln.
    Der Aufzug, der allem Anscheinen nach im Nachhinein installiert worden war, ächzte beängstigend und erinnerte an Aufzugsfahrten in Paris. Mit einem polternden Ruck hielt er in der vierten und letzten Etage an. Der Mann, der auf das Klingeln öffnete, machte beide Detektive für einen Moment sprachlos. Er war

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