Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
sein Freundin“, fügte er hinzu.
„Kennen Sie ihren Namen?“ fragte Ken Bernstein.
Beide Herren schüttelten wie artige Schulkinder den Kopf.
„Gibt es irgendwelche Anzeichen, dass diese Frau in den Fall verwickelt sein könnte?“ fragte Paul Katz ruhig, nur ein kleines Aufleuchten seiner Augen verriet seine Neugier.
„Im Prinzip nicht“, antwortete Ken Bernstein, „aber ...“
Harry Miller fiel ihm ins Wort: „Die Phantom-Freundin. Eine ernste Sache kann es nicht gewesen sein. Piet war, was sein Liebesleben angeht, jenseits von Gut und Böse.“
„Er war ein Workaholic, erklärte Paul Katz.
„Das ist zur Genüge bekannt“, sagte Harry Miller und wischte ein paar Plätzchenkrümel vom Tisch, für ihn war das Thema erledigt. Ken Bernstein tat ihm den Gefallen und stellte eine neue Frage:
„Warum wollten Sie sich von Anne-Sophie Marrais trennen?“
Zu seiner Überraschung ergriff Paul Katz das Wort: “Frau Marrais hat einen Namen in der Branche, das wissen wir sehr wohl. Aber all das nützt nichts, wenn die Chemie nicht stimmt. Leute, die sich nicht verstehen, können nicht gemeinsam eine Firma leiten.“
„Frau Marrais sagte mir, dass sie sich anfänglich gut oder, sagen wir mal, in normalem Rahmen mit Piet Drachmann verstanden hätte, dieser aber plötzlich anfing, sie und Herrn Cabernet zu bekämpfen.“ Ken Bernstein sprach so sachlich wie der Finanzmann.
„Das ist uns nicht bekannt“, sagte Harry Miller gelangweilt. „Anfänglich verstehen sich alle gut“, fügte Paul Katz mit verbindlichem Lächeln hinzu.
„Piet war ein friedfertiger Mensch“, sagte Harry Miller, „ich würde so weit gehen zu sagen, dass es ein Kunststück war, sich nicht mit ihm zu verstehen.“
„Die Meinungsverschiedenheiten kamen zu Tage“, erklärte Paul Katz, „als Piet in weiser Voraussicht vorschlug, die Gehälter der Geschäftsführer, auch seins, zurückzustufen, nur für eine gewisse Zeit, versteht sich.“
„Frau Marrais liebt das Geld, sie hat Dollarzeichen in den Augen“, Harry Miller malte zum besseren Verständnis ein imaginäres Dollarzeichen in sein rechtes Auge.
„Die Betroffenen waren keine Angestellten, sondern verantwortungsbewusste Partner, mit uns in einem Boot. Es war in ihrem eigenen Interesse, den Kurs von der Verlustseite wegzusteuern“, sagte Paul Katz und ließ wieder ein Plätzchen in seinem Spardosenmund verschwinden.
„Die Bilanz weist bereits heute ein Gewinn von 40.000 Euro auf und nicht den, von Herrn Drachmann noch vor kurzer Zeit prognostizierten Verlust von 180.000 Euro“, Ken Bernstein blickte Paul Katz gerade ins Gesicht. Dieser warf Harry Miller einen schnellen, nicht deutbaren Blick zu, dann antwortete er in gewohnter Ruhe: „Sie wissen schon mehr als ich.“ Er zwinkerte wieder mit seinen Teddybär-Augen. „Der Anlass meines Besuchs hier, ist die Überprüfung und Besprechung der Halbjahresbilanz. Sie hätte heute stattfinden sollen, das tragische Ereignis war weiß Gott nicht eingeplant.“
„Monsieur Cabernet hat diese Gehaltskürzung zum Anlass seiner Kündigung genommen. Auch in ihm haben Sie einen guten Mann verloren, auch er hat einen hervorragenden Namen in der Branche und viele Preise gewonnen.“
Harry Miller fiel Ken Bernstein ins Wort: „Bernard hat den Kontakt zu uns nicht gesucht. Er war von Anfang an gegen diese Partnerschaft, das war uns klar. Piet Drachmann unterrichtete mich über sein Ausscheiden und sagte mir, dass Bernard die Führung der Firma nicht mehr zusagte.“
Harry Miller hob seine Augenbrauen, um zu verdeutlichen, was er von dieser Aussage hielt. Dann gähnt er wieder, wenn auch mit vorgehaltener Hand.
„Ich glaube, seine Frau wollte, dass er kündigt. Wir hatten von unseren Geschäftsführern verständlicherweise Gütertrennung verlangt. Seine Frau war strikt dagegen. Angeblich hörte er auf seine Frau, ich meine der Rat seiner Frau war ihm wichtig.“
Harry Millers Mimik zeigte bedauerndes Verständnis.
„Monsieur Villepin ist ebenfalls ausgeschieden, nur weil er einen Kunden verloren hat? Bei Fusionen gehen immer Kunden verloren, das ist in der Branche bekannt, nichts Ungewöhnliches.“
Harry Miller mimte Besorgnis. Paul Katz schien auf seine Antwort neugierig zu sein.
„Mit unseren französischen, Partnern haben wir wenig Glück“, sagte Harry Miller. „Julien war ursprünglich Kreativer, er hätte es besser bleiben sollen. In einem Gespräch schlug er mir einmal vor, wieder in die Kreation zu gehen, um
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