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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
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werfen?“
    „Alle großen Firmen haben ihre Killer, wie man so sagt. Für Piet Drachmann wäre diese Bezeichnung jedoch etwas hoch gegriffen. Er war ein Mensch, der gehorsam die Anordnungen seiner Vorgesetzten ausführte. Anne-Sophie Marrais nannte ihn den Untertan.“
    „Warum konnte sich Julien gegen diesen Untertan nicht durchsetzen?“
    „Monsieur Villepin“, Ted Ambers nannte ihn gern nur Monsieur „ist ein verwöhntes Kind. Er möchte alles auf dem Silbertablett serviert bekommen, geschieht das nicht, schmollt er und macht einen Rückzieher. Darüber hinaus ist er größenwahnsinnig. Der Ausdruck seiner Augen kann eine besorgniserregende Geistesabwesenheit annehmen. Ich habe diesen Blick noch nie bei einem Menschen gesehen.“
    Von einer zweiten Begegnung mit Julien Villepin schien Ted Ambers ebenfalls Abstand genommen zu haben. Auch Ken Bernstein hatte noch nie in die Augen eines Größenwahnsinnigen geblickt und enthielt sich eines Kommentars diesbezüglich.
    „Und was halten sie von Anne-Sophie Marrais?“
    Ken Bernstein erhielt nicht sofort eine Antwort.
    „Sie ist der Typ Frau, der Männern Angst macht“, sagte er zögernd. „Sie ist groß, stark und frech.“ Dass ihm genau das gefiel, verriet er nicht.
    „Ist sie rachsüchtig?“
    Wieder herrschte am anderen Ende des Hörers für eine Weile Schweigen. „Ich weiß nicht, ich glaube nicht“, kamen dann zögernd die Worte, „Sie lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen, aber rachsüchtig?“
    „Kannte Frau Marrais den Neuen für Nizza?“
    „Das weiß ich nicht, ich war bei seiner Einstellung nicht dabei. Harry hat die Verhandlungen allein geführt.“
    Ken Bernstein gab sich mit der Antwort zufrieden.
    „Harry Miller hat Piet Drachmann die Position des Internationalen Koordinators zugesagt, auch für Nizza?
    „Das war keine sehr kluge Entscheidung“, unterbrach Ted Ambers mit überraschend fester Stimme, das habe ich Harry laut und deutlich gesagt, aber auf dem Ohr war er taub?“
    „Warum war er so loyal zu Piet Drachmann. Er war der Schwächste, wurde aber nicht gefeuert?“
    „Ich weiß es nicht, ich schätze aus Eitelkeit. Piet Drachmann bewunderte Harry Miller, er bewunderte ihn wie kein zweiter auf dieser Welt.“
    Ken Bernstein bedankte sich für die Auskünfte. Ted Ambers war ein realistischer junger Mann mit gutem Beurteilungsvermögen, warum hatte Harry diesen, doch so vernünftig erscheinenden jungen Mann gefeuert? Ken Bernstein steckte sich eine wohlverdiente Zigarre an und saugte heftig daran, er ging zum Fenster seines Hotelzimmers, um es zu öffnen, der Lärm der Straße hatte nachgelassen, auch die Hitze. Immer wieder fragte er sich: Wer hat den kleinen, loyalen Bürokraten so gehasst, dass er  ihn nicht mehr auf dieser Welt sehen wollte? Oder ... Ken zog noch heftiger an seiner Zigarre: Wen hat das  Pillhuhn so gestört, dass er ihn aus dem Weg haben wollte?
     
     
     
    36.
     
    Warum mach ich es mir nicht auf dem Sessel bequem, bestelle ein Riesenbier, ein tellergroßes Steak und einen Krimi im Videokanal, dachte Ken Bernstein und grinste still vor sich hin. Manchmal ärgerte er sich, dass er das Leben erst wieder genießen konnte, wenn er einen Fall erfolgreich abgeschlossen hatte. Er griff zum Telefon und bestellte zumindest das Bier und das Steak. Dann wählte er New York und berichtete Chuck Kaybody, was es soweit zu berichten gab. „Euren neuen Mann für Nizza habe ich kurz gesehen, gute Erscheinung“, verriet er im Plauderton.
    „Harry sagte, Fabien wäre eine Rakete, die man nur auf die richtige Abschussrampe setzen müsse.“
    Chuck Kaybody stöhnte: „Sein Wort in Gottes Ohr. Aber wir brauchen jemanden dort, der neue Di-Star Mann, ich meine der neue Europa-Manager für  Di-Star, steht in Kürze auf der Matte, bis dahin müssen wir in Sophia Antipoli ... oder wie der komische Ort heißt, gerüstet sein.“
    „Der Neue, was ist mit dem Alten passiert?“
    „Der war bei dem Oberboss hier, in Ungnade gefallen, machte angeblich nicht genug Druck.“
    „Nicht genug Druck auf den Dollarkurs“, fragte Ken Bernstein und lachte ein paar seiner kräftigen Hahas.
    „Dieser Dollarkurs macht uns noch alle verrückt. Iacocca musste damals seine Sachen in Europa wieder packen, weil der Dollar zu hoch stand, das heißt, seine Autos für Europa zu teuer waren.“ Die Herren legten eine Schweigeminute für die Unwägbarkeiten dieser Welt ein.
    „Wie heißt der neue Europa-Manager von Di-Star.“
    „Es ist ein

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