Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
Freundes. Sie, er nannte sie nicht mehr Jessica, sie und Ben waren im Haus verblieben, ein Kind konnte man schließlich nicht in ein Studio verfrachten, das hatte er eingesehen. Aber dennoch nagte es an ihm, dass er, der das Geld für das Haus erarbeitet hatte, jetzt in dieser Absteige saß. Er musste so bald wie möglich eine andere Lösung finden.
Ihre Worte hallten noch in seinen Ohren. „Wie soll nur alles weiter gehen? Welche Chancen hast du, bald einen neuen Job zu finden? Werde ich aus dem Haus ausziehen müssen? Die Kosten, die wir am Hals haben, jeden Monat.“
„Daran solltest du auch mal denken“, hatte er geantwortet.
„Du wolltest, dass ich aufhöre zu arbeiten, damals als Ben zur Welt kam. Ich sollte für die Kinder zuständig sein, ich sollte in deine Karriere investieren, ich habe meinen Beruf aufgegeben.“
„Du hast wohl alles vergessen“, hatte er gesagt, „du wolltest freiberuflich weiterarbeiten.“
„Ja, aber das hat nicht geklappt. Nicht mal von deiner Firma habe ich Aufträge bekommen.“
Es war sinnlos, weiter zu diskutieren. Er hätte ihr damals das freiberufliche Texten ausreden sollen, die meisten, die er kannte konnten sich damit nicht lange halten. Art Directoren wurden weit öfter freiberuflich gebraucht als Texter, weil ihre Arbeit eine bestimmte, besser berechenbare Zeit kostete. Texten hingegen hatte Jessica immer gesagt, texten können alle, die einen Bleistift halten können. Er hatte ein Bild von Ben aufgestellt, auf dem kleinen Tisch neben dem Bett. Tränen stiegen in seine Augen, der kleine Kerl fehlte ihm. Er fehlte ihm, wie er angelaufen kam und seine kleinen Arme um seinen Hals schlug. Das letzte Mal als er ihn abgeholt hatte und er auf dem Arm von Jessica saß, hatte er seinen Arm ausgestreckt und ihn um seinen Hals gelegt und näher an sich und Jessica gezogen, so als wolle er sie beide wieder vereinen. Morgen würde er mit ihm ein Eis essen gehen.
Das Telefon klingelte, es war das Telefon des Freundes. Wem hatte Jessica diese Nummer gegeben. Der Polizei von Cannes? Ken Bernstein war am Apparat, der Detektiv, den Chuck Kaybody geheuert hatte. Was in aller Welt wollte der von ihm wissen. Hatte er herausgefunden, dass er eine Affäre mit Anne-Sophie hatte, wollte er etwas über Anne-Sophie wissen? Sollte er zugeben, dass er bei Anne-Sophie in Cannes in ihrem Haus übernachtet hatte? Ted schaltete auf cool und gab sich äußerst bereitwillig, alle Fragen zu beantworten. Ken wollte jedoch nichts über Anne-Sophie wissen. Sondern über Harry Miller, Piet Drachmann und Julien Villepin.
Teds Antworten waren so ausweichend formuliert, dass er offensichtlich ein altes Geschäftsprinzip verfolgte: Im Berufsleben trifft man jeden Menschen zweimal. Diese zweite Treffen mit Harry Miller oder anderen nützlichen Menschen der Smith, Henderson Gruppe war in seine Antworten einkalkuliert. Der Busch, auf den Ken Bernstein klopfte warf keine Früchte ab. Ted Ambers Groll, auch er war wohltemperiert und sparsam, konzentrierte sich auf Chuck Kaybody. „Er mochte mich von Anfang an nicht. Ich glaube, da war ein Generationsproblem. Er wollte nicht wahrhaben, dass man heute mit Dreißig die Position eines Europa-Managers ausfüllen kann. Ich schätze er hat sehr viel später Karriere gemacht“, Ted Ambers lachte kurz auf. „Dazu kam“, fuhr er fort, „jeder setzt ein anderes Tempo. Es liegt mir nicht, Leute mit der Peitsche anzutreiben. Man kann nicht in einem Jahr erreichen, was andere Agenturen im Laufe von zwanzig oder dreißig Jahren Marktpräsenz sich Schritt für Schritt erobert haben. Es sei denn, man kauft große Agenturen, doch dafür hatten sie anscheinend nicht das Geld und für die auf dem Markt noch befindlichen, nicht das ausreichende kreative Image. Smith, Henderson ist groß, aber nicht als kreative Agentur bekannt.“
Ken Bernstein murmelte ein „verstehe“, wechselte dann das Thema. „Warum wollten sie die Fusion mit der VMC vor gut einem Jahr und dann gaben sie sich alle Mühe, alle wieder loszuwerden?“ fragte er dann.
„Vor gut einem Jahr sah die VMC besser aus. Wie Sie wissen haben sie.....“
„Ja, ja, ich weiß, sie haben diesen Kunden verloren, aber das kann nicht die einzige Antwort sein.“
„Ich glaube, Harry hatte erkannt, dass Julien nicht der Mann war, einer Agentur zu Wachstum zu verhelfen.“
„Piet Drachmann doch noch viel weniger. War Piet Drachmann der Helfershelfer der Amerikaner, die VMC Leute aus dem Boot zu
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