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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
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blauen Augen, Yvonne lächelte in sich hinein. „Er sieht so ganz flott aus“, sagte Christine, Yvonne runzelte missbilligend die Stirn. „Wenn man den Typ Mann mag“, fügte Christine hinzu.
    „Was für ein Typ ist er?“
    „Der von der flotten Art, redet viel, weiß alles. Zu arbeiten fing er aber immer erst am Abend an, wenn ich nach Hause gehen wollte.“
    „Was tat er davor?“
    „Telefonieren. Er hatte die Telefonitis. Wenn er keine Lust zum Arbeiten hatte, telefonierte er.“
    „Geschäftlich oder privat?“
    „Er hielt seine Tür meist geschlossen, da konnte man das nicht unterscheiden.“ Christine kicherte. „Aber wir wissen, er hatte ein sehr anstrengendes Privatleben.“
    Yvonne hielt ihre Stirn missbilligend gerunzelt.
    „Was wissen Sie über sein Privatleben?“
    „Direktes wissen wir nicht“, Christine sandte ihrer Kollegin  einen Blick zu, der fragte, ob  sie weiterreden sollte.
    „Sie können es ruhig sagen, wir erfahren es sowieso“, sagte Irina Honig in sachlichem Ton.
    Christine blickte voller Respekt die Detektivin an, dann beugte sie sich ein wenig vor und flüsterte. „Er muss pervers gewesen sein. Als ich seinen Schreibtisch aufräumte, nachdem er ausgeschieden war, fand ich haarsträubende Dinge, er muss sie in der Eile vergessen haben.“ Das Wissen über den Teufel stand in den blauen Agen von Christine. Sie flüsterte noch leiser. „Er hat Anzeigen ins Internet gesetzt, Sie wissen schon welche, in denen er ganz perverser Leute suchte.“
    „Woher wissen Sie, dass er es war, der sie aufgegeben hat? Niemand schreibt seinen wahren Namen in so einer Angelegenheit.“
    „Er hat unsere Telefonnummer angegeben, ich meine hier die von Smith, Henderson mit seiner Durchwahlnummer und Anrufe ab 18 Uhr erbeten.“
    „Was für Leute hat er gesucht?“
    „Perverse“
    „Frauen oder Männer?“
    „Beides“, Christines gespieltes Entsetzen löste sich jetzt in Heiterkeit auf. Es platzte aus ihr heraus, ihr helles, kindliches Lachen war auf dem ganzen Flur zu hören.
    „Er war ein seltener Vogel“, Christine wieherte vor Vergnügen. Dann hielt sie schnell beide Hände vor den Mund. Soviel Heiterkeit, nach einem so tragischen Vorfall, war sicher nicht angebracht.
    „Hat Herr Drachmann diese Veranlagung bemerkt und ihm deswegen gekündigt?“
    „Nein,“ antwortete Christine bestimmt, “keiner hier hat das gewusst. Das habe ich beim Aufräumen seines Computers entdeckt, er hat wohl vergessen, diese Seiten zu löschen.
    „Wann und warum wurde Herrn Kummer gekündigt?“
    „Das war seltsam“, sagte Christine und kräuselte ihre Nase. „Ich glaube Mr. Miller hat das veranlasst. Vielleicht mochte er ihn nicht oder seine Berichte nach New York waren nicht in Ordnung. Ende April, als Herr Drachmann aus New York zurückkam, war das Wetter umgeschlagen.“
    „Die Kündigung kam für Sie überraschend?“
    „Ja“, sagte Christine zögernd.
    „Wie kam Frau Marrais mit ihm aus?“
    „Nicht gut“, sagte Christine ohne zu zögern.
    „Er schrieb keine Protokolle nach den Kundentreffen“, unterbrach Yvonne in energischem Ton, „die Kreativen sind aber auf Protokolle angewiesen, besonders, wenn sie beim Treffen nicht dabei waren. Frau Marrais bestand auf den Protokollen.“
    „Er sagte, die soll sich nicht so haben“, Christine hielt, erschrocken über ihre Worte, beide Hände vor den Mund. „Sie müssen wissen, zu mir sprach er wie ihm der Schnabel gewachsen war“, erklärte sie dann.
    „Hat Monsieur Chagrin nach Verlassen des Hauses noch einmal angerufen oder steht irgendjemand hier noch in Kontakt zu ihm?“
    „Nein“, Christine schüttelte ihre blonden Locken und unterdrückte ihre erneut aufkommende Heiterkeit.
    „An seiner Stelle würde ich hier auch nicht mehr auftauchen“, meinet Yvonne.
    In so einer kleinen Agentur, ein Homosexueller am Empfang und ein angeblich Perverser im Kontakt, hatte das etwas zu bedeuten, fragte sich Irina Honig oder war es reiner Zufall.
     
     
     
    33.
     
    Ein junger Mann kam mit Papieren in der Hand ins Büro der Sekretärinnen. Er blickte fragend auf Irina Honig. Christine stellte ihm Irina Honig und ihre Funktion als Detektivin vor.
    “Mord und Totschlag hat es hier reichlich gegeben. Aber einen Mord“, sagte er leise und senkte seine Augenlider, sie wirkten durchsichtig und zeigten jedes Äderchen.
    Irina Honig lächelte den jungen Mann an. Schufen diese knabenhaften, sensiblen Männer die Helden der Werbspots, fragte sie sich,

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