Nur dieses eine Mal
Zimmers zur anderen, irgendwann in das Bett gelegt, wo sie eingeschlafen war.
Ihr war elend zumute und es fiel ihr schwer den Trotz aufrechtzuerhalten, den sie jetzt so nötig brauchte. Sie musste stark sein, schon für ihre Kinder, aber ein Teil von ihr wollte sich die Decke über den Kopf ziehen und sich im Selbstmitleid suhlen.
Als der Schlüssel sich im Schloss drehte, war sie augenblicklich wach. Meredith trat ein. Ein unübersehbares Veilchen prangte auf ihrem linken Wangenknochen. Wortlos brachte sie Cady eine weitere Mahlzeit, warf ihr einen undefinierbaren Blick zu und verschwand wieder nach draußen.
Unruhig setzte sie sich im Bett auf und starrte zu dem Tablett hinüber. Eier und Speck, Toast mit Marmelade und eine Kanne mit Tee, wie Cady hoffte. Offensichtlich war Morgen und das hieß nichts anderes, als das man sie bereits seit mehr als zwölf Stunden hier gefangen hielt.
Was dachte Pete sich bloß dabei?
Dass er ungestraft davon käme?
Cady schluckte und ihr Herzschlag verdoppelte sich.
War er bereit sie zu töten?
Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie sich wünschte, am nächsten Tag nicht mehr aufwachen zu müssen. Zeiten, in denen sie den Tod herbeisehnte. Doch ihre Welt hatte sich verändert. Das Leben in ihr hatte sie verändert - und Aléjandro. Sie war hungrig auf eine Zukunft, der sie endlich ohne Angst entgegen sehen konnte.
Was er wohl gerade machte?
Würde er unruhig auf und ab wandern und sich um sie sorgen?
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihn das alles so kalt ließ, wie Pete ihr weismachen wollte. Selbst wenn sie ihm egal war, seine Kinder waren es gewiss nicht. Er hatte in den letzten Tagen und auch in den Wochen, als sie noch zusammenarbeiteten, oft genug gezeigt, dass er durchaus eine fürsorgliche Ader besaß, trotz seiner manchmal eher ruppigen Umgangsformen.
Mit bitterem Lächeln schloss Cady die Augen und kämpfte gegen die Tränen, die in ihrer Kehle emporkrochen. Er hatte oft den Versuch gestartet, ihr zu zeigen, dass ihm etwas an ihr lag und sie ignorierte seine Bemühungen. Er kämpfte um ihr Vertrauen und dennoch war es ihr schwergefallen, es ihm zu schenken. Sie hatte sich im Recht gefühlt und war überzeugt, Aléjandro sei genau so, wie Pete ihn beschrieb: selbstverliebt, egoistisch und rücksichtslos.
Natürlich war er das. Er war ein Macho!
Aber er hatte auch eine andere Seite.
All die Dinge, die sie ihm aus ihrer Vergangenheit erzählte, hatten ihn nicht davon abgehalten, um sie zu werben. Er war da gewesen, als sie ihn brauchte. Sowohl bei dem Brand als auch bei Caramels Tod. Er war nicht wie die Männer vor ihm. Er hatte sie nicht im Stich gelassen und ihr den Rücken zugekehrt. Im Grunde waren sie immer nur aufgrund von Missverständnissen in Streit geraten.
Leise schluchzend ließ Cady sich zurück in das Bett sinken und vergrub ihr Gesicht in dem Kissen. Er fehlte ihr. Sie wollte, dass dieser Albtraum endete, und wünschte sich nichts sehnlicher, als aufzuwachen und sich in Aléjandros Armen wieder zu finden. Caramel sollte unversehrt auf der Küchentheke sitzen und ihr dieses zarte, leise Maunzen entgegen werfen, das so typisch für sie war, wenn sie Hunger hatte. Weinend rollte Cady sich zusammen, schlang die Arme um ihren Körper und gab sich der Trauer hin, die sich ihren Weg bahnte.
Das erneute Knirschen des Schlüssels im Schloss ließ sie zusammenzucken. Hastig wischte Cady sich über das Gesicht und war augenblicklich hellwach. Pete trat leise ein und blieb neben der Tür stehen. Scheinbar abwartend sah er zu ihr hinüber.
„Wie fühlst du dich heute Morgen?“, wollte er wissen. Misstrauisch erwiderte sie seinen Blick.
„Wie soll ich mich schon fühlen, nachdem ich entführt worden bin und hier festgehalten werde?“
„Es ist nur zu deinem Besten.“
„Zu meinem Besten?“ Zornig setzte sie sich auf. „Ich denke, meine Vorstellungen von dem, was gut für mich ist, weichen gewaltig von deinen ab. Offenbar leben wir in zwei sehr unterschiedlichen Welten, Pete!“
Zögerlich trat er einen Schritt näher, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und seine Augen huschten über ihre Gestalt. Er legte den Kopf schief.
„Das will ich auch gar nicht leugnen, Cady.“
Sie musterte ihn skeptisch, während er am Fußende stehen blieb und sein Blick auf ihr ruhte. In ihrer Kehle bildete sich ein galliger Geschmack.
„Du bist sehr schön.“
Zwischen Cadys Augenbrauen entstand eine steile Falte.
„Bitte was?“
„Du bist
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