Nur dieses eine Mal
streifen. Mit Genugtuung registrierte er die leichte Röte, die sich auf ihren Wangen einnistete.
Als Cady schließlich an der Theke Platz nahm, wirkte sie unruhig.
„Geht es dir gut?“, wollte er unschuldig wissen. Sie nickte fahrig und lächelte.
„Ja, alles bestens“, gab sie zurück. Er stellte den Kaffee vor ihr ab, ging an ihr vorbei und strich dabei mit einer Hand über ihre Schulter, als sei es das Normalste von der Welt.
„Du bist immer noch völlig verspannt“, bemerkte er und zwang sich zu klingen als spräche er über das Wetter. „Ich kenne einen wirklich guten Masseur. Wenn du willst, kann ich Elias anrufen und einen Termin für dich ausmachen. Die Frauen schwärmen von seinen heilenden Händen.“
Sie lachte hell auf und verstummte im nächsten Moment, als ihr offenbar bewusst wurde, wie überdreht sie klang. Aléjandro grinste.
„Danke, das ist lieb gemeint, aber wirklich nicht nötig“, erwiderte sie nach kurzem Räuspern. Er ließ seine Finger zu ihrem Hals gleiten und spürte, wie sie sich anspannte.
„Ansonsten steht mein Angebot immer noch“, stellte er fest. „Ich bin natürlich kein Profi, doch den Nacken kann ich dir auch massieren.“ Seine Hand löste sich von ihrer Haut und er setzte sich zu ihr. Mit ausdruckloser Miene griff er sich ein Frühstücksei.
Sie warf ihm einen schrägen Blick zu. Augenscheinlich wusste sie die Situation nicht einzuschätzen. Aléjandro legte eine warme Toastscheibe auf seinen Teller und begann Butter darauf zu verteilen. Er hob kurz den Kopf und sah Cady an.
„Du wirst Kopfschmerzen bekommen, wenn du nichts dagegen tust.“
Ihr Mund öffnete sich und klappte wieder zu wie bei einem Fisch, dann zog sie ihre Kaffeetasse zu sich heran, führte sie an die Lippen und nippte an dem heißen Getränk.
„Vielleicht später“, erwiderte sie ausweichend.
„Okay!“
Er begann mit Appetit zu essen und ignorierte ihr deutliches Unbehagen. Nur langsam entspannte sie sich wieder und bediente sich an dem reichlichen Frühstück.
„Darf ich dich etwas fragen?“
Aléjandro nickte.
„Wieso hast du die Filmrechte für »Sizilianische Träume« haben wollen?“
Er unterdrückte ein Auflachen.
Versuchte sie jetzt mit offenen Karten zu spielen?
„Liegt das nicht auf der Hand?“, fragte er zurück und sah sie an.
„Du weißt, dass viele Menschen dich für die Vorlage von Domènico halten.“
„Ich habe davon gehört“, entgegnete er leichthin.
„Es ist nicht wahr.“ Sie schüttelte den Kopf. „Als ich damals mit dieser Geschichte begann, wusste ich nicht einmal, dass es dich gibt.“
Natürlich. Wahrscheinlich hatte sie abgeschnitten von der Außenwelt gelebt! Wollte sie ihm das ernsthaft weismachen?
„Das ist nicht gerade schmeichelhaft“, erwiderte er mit einem höhnischen Grinsen. Sie log ihm frech ins Gesicht, ohne rot zu werden. Das war wirklich die Höhe!
„Entschuldige. Ich will damit nur sagen, dass es nichts weiter war als ein Zufall. Du bist nie bewusst Gegenstand meines Romans gewesen, auch wenn gern das Gegenteil behauptet wird. “
Aléjandro hob seine Tasse. Er spürte, wie sein Pulsschlag sich beschleunigte.
Das beteuerte sie jetzt also!
„In den letzten zwanzig Jahren habe ich durchaus die ein oder andere Klatschgeschichte zu meiner Person erlebt“, bemerkte er belustigt. „Der Vergleich mit deinem Protagonisten wird genauso spurlos an mir vorübergehen, wie alle Gerüchte zuvor. Mach dir darüber keine Gedanken.“
„Okay.“
Sichtlich erleichtert wandte sie sich wieder ihrem Frühstück zu. Aléjandro nahm einen Schluck Kaffee. Er bekämpfte den Groll, der sich in ihm ausbreitete.
Natürlich behauptete sie, dass es nur ein Zufall sei. Hätte er nicht am Vorabend einen Blick in ihren Laptop geworfen, wäre er möglicherweise sogar der Versuchung erlegen, ihr zu glauben. Doch dieses Dokument, von dem er nur ein paar Zeilen gelesen hatte, beinhaltete so viele Details zu seiner Familie und seiner Person, dass er ihr die Behauptung mit dem Zufall nicht abnahm.
Die Dreistigkeit, mit der sie ihn anlog, nötigte ihm fast schon Bewunderung ab. Sie hatte mehr schauspielerisches Talent, als sie vorgab. Die
gute
Miss Anderson hatte sich ihre Lektion wahrhaft verdient.
„Schwimmen?“
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen starrte Cady ihren Gastgeber an. Die letzten Stunden waren an ihr vorübergeflogen, während sie gearbeitet hatten. Es war immer noch neu und ungewohnt für sie so zu tun als sei sie jemand
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