Nur dieses eine Mal
anderes, doch Aléjandro machte es ihr leicht.
Zudem war die Figur der Guilia ihr natürlich ausgesprochen vertraut und so seltsam es sich stellenweise auch anfühlte, so sehr gefiel es ihr plötzlich, in diese Rolle zu schlüpfen. Sie entdeckte eine völlig neue Seite an sich.
Nach einem kleinen Lunch war Cady für eine halbe Stunde mit den Hunden spazieren gegangen, länger war die Mittagshitze nicht zu ertragen und sie hatte sich rasch wieder in die abgedunkelte Villa zurückgezogen.
Der Nachmittag verging, während sie ihre Texte übten und nun auch im Dialog miteinander agierten. Nach anfänglichen Hemmungen begann sie sich endlich, zu entspannen und in die Rolle einzufinden.
Natürlich war Cady bewusst, dass dies alles nur Trockenübungen waren. Spätestens, wenn Aléjandro glaubte, sie habe ausreichend Fortschritte gemacht, würde ein Kamerateam zu ihnen stoßen.
Der Gedanke ließ das mulmige Gefühl ihn ihr wieder emporkriechen.
Sie hatte es als junges Mädchen schon gehasst, wenn ihr Vater sie mit seiner Videokamera verfolgte oder Fotos knipste. Mit ein Grund, warum es kein wirklich
geschmackvolles
Bild von ihr gab. In der Regel verschwand ihr Gesicht hinter abwehrend erhobenen Händen und Armen. Sie fühlte sich am Sucher einer Kamera deutlich wohler als vor der Linse.
„Schwimmen ist gut für das Kreuz“, bemerkte Aléjandro. „Komm schon, gib dir einen Ruck. Die Hitze ist unerträglich und ich wohne schließlich nicht nur am Strand, weil die Aussicht so schön ist.“
„Ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet, dass ich mich hier in den Ozean stürze“, erwiderte Cady zerknirscht. „Ich hab nicht einmal einen Badeanzug mitgenommen.“
„Badeanzug!?“
Er betonte das Wort, als spräche sie über eine ansteckende Krankheit. Sie betrachtete ihn schweigend.
„Nun, den kann ich dir nicht anbieten“, bemerkte er. Cady wollte schon erleichtert aufatmen und ihm vorschlagen, er solle alleine gehen. „Aber meine Schwester beherbergt hier immer einen kleinen Vorrat an Kleidung, falls sie spontan vorbei schaut. Du müsstest ungefähr ihre Größe haben. Da ist sicher ein Bikini dabei.“
„Bikini!?“
Ihre Stimme klang nicht weniger widerwillig, als seine vor zehn Sekunden. Ein Lächeln glitt über seine Lippen.
„Vielleicht ist auch ein Einteiler darunter“, gab er mit einem Zwinkern zurück. Er winkte ihr zu, ihm zu folgen und Cady trottete ohne großen Enthusiasmus hinter ihm her.
Wem machte sie hier etwas vor?
Natürlich wollte sie ins Wasser.
Es war ewig her, dass sie im Meer geschwommen war. Die Hitze sorgte dafür, dass ihr der Schweiß über den Rücken rann und im Bund ihrer Shorts versickerte. Sie fühlte sich klebrig, und die Chance auf eine Abkühlung war mehr als verlockend.
Außerdem bot Aléjandro in Badehosen sicherlich einen sehenswerten Anblick. Auch wenn sie kein Interesse an einer Affäre mit ihm hatte, war sie schließlich nicht blind. Aber die Aussicht halbnackt vor ihm herum zu stolzieren, machte sie nervös. Sie konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie sie sich am Morgen in ihrem Nachthemd gefühlt hatte.
Rastlos folgte sie ihm durch das Haus zu einem weiteren Gästezimmer, wo er an den Kleiderschrank trat und die Türen schwungvoll öffnete. Ihr Mund stand offen, während sie den Inhalt anstarrte. Was bei seiner Schwester ein kleiner Vorrat war, füllte bei Cady daheim nicht einmal einen ganzen Kleiderschrank.
Aléjandro verschwand fast darin, zog eine Schublade heraus und winkte Cady zu. Sie trat neben ihn, als er darin herumwühlte. Triumphierend zog er einen schwarzen Stofffetzen hervor und hielt ihn ihr vor die Nase. Ihre linke Augenbraue zuckte nach oben.
„Das ist nicht so ganz mein Stil“, bemerkte sie gedehnt und musterte den Hauch von Nichts, den er zwischen den Fingern hielt. Die dünne Seide des waghalsig geschnittenen Einteilers würde kaum etwas verhüllen.
„Schade“, erwiderte er mit frechem Grinsen. „Du hast eindeutig die Figur dafür.“
Cady schüttelte belustigt den Kopf und besah sich den Inhalt der Schublade. Schließlich zog sie einen dunkelblauen Bikini hervor, der für ihren Geschmack immer noch zu freizügig war, aber immerhin mehr bedeckte als die spärlichen Zweiteiler, die sie sonst erblickte.
Aléjandros Schwester schien eine Vorliebe für besonders wenig Stoff zu haben. Cady fehlte dafür eindeutig das nötige Selbstbewusstsein und ihrer Meinung nach auch der passende Körper. Die Kilos, die sie verloren
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