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Nur du kannst die Menschheit retten

Nur du kannst die Menschheit retten

Titel: Nur du kannst die Menschheit retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verbrannten Plastiks war die Klimaanlage.
    Sie spürte die Blicke ihrer Offiziere. Sie wußte nicht, auf wie viele von ihnen sie sich noch verlassen konnte. Sie hatte das Gefühl, daß sie nicht sehr beliebt war.
    Sie sah auf und blickte dem Artillerieoffizier in die Augen.
    »Sie haben meine Befehle mißachtet«, wiederholte sie.
    Der Artillerieoffizier sah sich mit einem Anflug verletzter Unschuld im Kontrollraum um.
    »Aber wir wurden angegriffen« sagte er. »Sie haben die ersten Schüsse abgefeuert.«
    »Ich sagte, daß wir nicht feuern würden«, sagte der Captain, wobei sie versuchte, das zustimmende Gemurmel im Hintergrund zu ignorieren. »Ich habe dem Auserwählten mein Wort gegeben. Er wollte gerade selbst schießen.«
    »Hat er aber nicht« sagte der Artillerieoffizier. »Er hat nur zugeguckt.«
    »Er war kurz davor zu schießen.«
    »Kurz davor ist zu spät. Der Tanker Kreewhea ist zerstört worden. Und mit ihm die Hälfte unseres Proviants, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. . . Captain«, sagte der Artillerieoffizier.
    »Wie auch immer, jedenfalls haben Sie sich meinem Befehl widersetzt.«
    »Ich kann es einfach nicht glauben! Warum dürfen wir nicht kämpf en?«
    Der Captain zeigte aus dem Fenster. Die Flotte flog gerade an mehreren Schiffswracks der alten Space Invaders vorbei.
    »Die haben gekämpft«, sagte sie. »Unaufhörlich. Und seht sie euch jetzt an. Und das waren nur die ersten.
    Erinnert ihr euch, was mit den Vortiroiden passiert ist?
    Und mit den Meggazzoiden? Und den Glaxotikonen?
    Wollt ihr dasselbe erleben?«
    »Ha. Die waren alle primitiv. Und nicht entschlossen genug.«
    »Aber sie waren viele, und sie sind trotzdem ausgestorben.«
    »Wenn wir schon sterben müssen, dann kann ich nur sagen, daß ich lieber im Kampf sterbe«, sagte der Artillerieoffizier. Diesmal war das Gemurmel noch viel lauter,
    »Dann wären Sie immer noch tot«, sagte der Captain.
    Sie dachte: Wenn ich ihn erschieße oder einsperre, wird es eine Meuterei geben. Eine Geldbuße kann ich ihm nicht auferlegen, weil bisher keiner von uns bezahlt wurde.
    Unter Arrest kann ich ihn auch nicht stellen, weil... sie haßte diesen Gedanken... wir ihn am Ende vielleicht doch noch brauchen.
    »Ich spreche hiermit eine offizielle Rüge aus«, sagte sie schließlich.
    Der Artillerieoffizier grinste.
    »Das wird in Ihre Akte aufgenommen« flüsterte sie hinzu.
    »Da wir nicht lebend davonkommen...«, begann der Artillerieoffizier.
    »Das ist meine Verantwortung«, sagte der Captain. »Sie sind entlassen.«
    Der Artillerieoffizier starrte sie haßerfüllt an.
    »Wenn wir nach Hause kommen...«
    »Oh?« sagte der Captain. »Jetzt auf einmal glauben Sie also doch, daß wir es schaffen?
    Bis zum frühen Abend war Johnnys Temperatur auf 39,5
    Grad gestiegen; er hatte das, was seine Mutter als »Sonn-tagabend-Grippe« bezeichnete. Er lag mit dem kuschelig warmen Gefühl im Bett, daß ihm, egal was auch passierte, die Schule morgen erspart bleiben würde.
    Seine Augen juckten, und seine Armbeugen fühlten sich heiß an.
    Er konnte den Fernseher unten hören. Er überlegte zwanzig Minuten lang, ob er aufstehen und seinen eigenen alten Fernseher anschalten sollte, aber als er sich aufrich-tete, hatte er lila Punkte vor den Augen und ein goioioing in den Ohren.
    Trotzdem mußte er es irgendwie geschafft haben, denn als er das nächste Mal hinsah, war er an, und die Farben waren viel besser als sonst. Da waren die Nachrichtenspre-cher — der Schwarze und der andere, dessen Brille besser unter seine Augenlider zu passen schien als darüber —, und da war das Studio, so wie immer.
    Nur daß in der oberen Ecke »ScreeWee-Krieg« stand, wo sonst so gewöhnliche Wörter wie »Euro-Gipfel« oder
    »Haushaltsdefizit« zu lesen waren. Er konnte nicht hören, was sie sagten, doch dann wurde eine Karte des Weltalls eingeblendet. Sie war schwarz. So war das nun mal mit dem Weltall. Es war unendlich, nichts als riesige, schwarze undurchdringliche Weite.
    In der Mitte der ganzen schwarzen Leere war ein dicker, roter Pfeil. Mehrere Dutzend blaue Pfeile näherten sich ihm vom Rand der Karte. In der unteren Ecke der Karte befand sich ein eingeblendetes Foto von einem Mann, der in ein Telefon sprach.
    Moment mal, dachte Johnny. Ich bin mir fast sicher, daß die ScreeWee keinen BBC-Reporter bei sich hatten. Sie hätten es mir gesagt. Wahrscheinlich ist da nicht mal einer von CNN.
    Er empfing immer noch keinen Ton, aber das war auch gar nicht nötig.

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