Nur du weckst diese Sehnsucht
„Äh … Worin sind wir uns einig?“
Um Brians Mund zeichnete sich ein leises Lächeln ab. „Dass Kate noch nicht wieder bereit für eine Beziehung ist. Schon gar nicht mit einem Mann, der nur auf Stippvisite in der Stadt ist.“ Brian machte eine kurze Pause. „Und von den möglichen Problemen mit meinen Eltern sprechen wir erst gar nicht.“
Brians Worte trafen Memphis wie ein rechter Haken, aber er ließ sich nichts anmerken.
Bedächtig schüttelte Brian den Kopf. „Du weißt, dass ich dich mag, Memphis.“
„Ja, ich weiß“, gab dieser nach kurzem Zögern zurück. Nur dass er die Sympathie eigentlich nicht verdiente. Nicht nach dem Unfall und nicht, nachdem Kate ihn zum Mitwisser gemacht hatte. Aber es war nicht an ihm, die Sache zwischen den Geschwistern aufzuklären.
„Ich verstehe mich heute besser mit meinen Eltern als damals“, fügte Brian hinzu. „Aber ihre Meinung von dir hat sich nicht geändert. Und Kate ist immer noch die Lieblingstochter.“ Er lehnte sich leicht vor, und sah Memphis halb entschuldigend, halb drohend an. „Kate wird unsere Eltern nicht enttäuschen.“
Memphis schloss die Hand fester um den Griff der Kaffeetasse. Er hätte sich niemals erneut mit Kate eingelassen, wenn er nicht den Eindruck gehabt hätte, dass sie sich von ihrer Familie emanzipiert hätte. „Ich bin sicher, dass Kate ihre eigenen Entscheidungen trifft.“
Er hoffte nur, dass er sich da nicht irrte.
Der aromatische Duft von Kaffee hatte Kate aus dem Salon gelockt, doch als sie die Stimmen hörte, erstarrte sie.
Memphis.
Brian.
O Gott, was jetzt? Auf jeden Fall musste sie kurz duschen und sich anziehen, bevor sie in die Küche ging und sich der Situation stellte.
Als sie sich der Treppe näherte, fiel ihr Blick auf den zerbrochenen Bilderrahmen und ihren BH am Kronleuchter. Sie stöhnte leise auf. Wie peinlich. Memphis würde sich sein Lebtag an ihr hemmungsloses Verhalten erinnern, genau wie sie.
Eigentlich brauchte sie jetzt einen Kaffee und Zeit, den großen Schritt, den sie letzte Nacht gemacht hatte, zu verarbeiten. Aber mit den beiden Männern in der Küche ging das nicht. Verflixt, als ob die Sache nicht auch ohne Publikum schon kompliziert genug gewesen wäre.
Eine Viertelstunde später, nachdem sie geduscht und sich eine Caprihose und eine Bluse aus leichtem Chinakrepp angezogen hatte, fühlte sie sich etwas besser. Sie nahm ihren Mut zusammen, gab sich so lässig wie möglich und öffnete die Küchentür. Als ob wilder Sex mit dem heißesten Typen der Stadt das Normalste der Welt sei. Vielleicht würde es ja auch niemand kommentieren.
„Guten Morgen, Schwesterchen“, begrüßte sie Brian. „Gut geschlafen?“
„Auch schon wach?“, ergänzte Memphis grinsend.
Derartig sexy Reibeisenstimmen gehören verboten! fuhr es Kate durch den Kopf. Sofort prickelten ihre Fingerspitzen, und sie strich sich die Bluse glatt, um die erregende Empfindung zu verdrängen.
Sie ging zur Kücheninsel und küsste ihren Bruder auf die Wange. „Schön, dass du vorbeikommst.“ Kurz schaute sie zu Memphis hinüber und überlegte, ob sie auch ihm einen Kuss geben sollte, aber das hätte zum momentanen Zeitpunkt wohl eher lächerlich gewirkt. Nervös blickte sie sich um und suchte nach etwas, womit sie ihre Hände beschäftigt halten konnte. Schließlich begann sie, Geschirr in die Spülmaschine zu stellen. „Was liegt an, großer Bruder?“
Brian war genau zwei Minuten älter als sie. Normalerweise genoss sie seine Anwesenheit, aber heute war es besser, wenn er möglichst schnell verschwand. Sie musste mit Memphis sprechen – ohne ihren Bruder.
„Ich wollte nicht, dass du die schlechten Nachrichten von jemand anderem erfährst“, brachte Brian zögernd hervor.
Ein unheilvolles Gefühl ergriff sie. Auch Memphis schien gespannt, jedenfalls richtete er sich auf seinem Hocker auf.
„Was für schlechte Nachrichten?“, fragte sie unsicher.
„Ich zeige es dir besser“, antwortete Brian, durchquerte die Küche und holte ihren Laptop, der auf der Arbeitsplatte stand. Er schaltete ihn ein und drückte einige Tasten. Die Website des Klassentreffens öffnete sich auf dem Bildschirm.
Sie hatte eine böse Vorahnung, was jetzt käme. „Wenn es um Dalt…“
Es verschlug ihr die Sprache, als sie das Highschool-Foto von sich und Dalton erblickte. Sie trug ein Diadem, er eine dazu passende Krone. Strahlend lächelten sie um die Wette, trotz der lächerlichen Kopfbedeckungen. Ein nostalgisches
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