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Nur du weckst diese Sehnsucht

Nur du weckst diese Sehnsucht

Titel: Nur du weckst diese Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Carson
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nur, dass Brian nichts gesehen hatte.
    Doch seine Sorge war unbegründet. Denn als er sich umdrehte, sah er, wie Brian mitten in der Eingangshalle stand und mit offenem Mund die Treppe hinaufstarrte.
    Auf dem Geländer hing unordentlich das neue Hemd – das mit wer weiß wie hoher Fadendichte –, ein paar Stufen höher lag ein unförmiger Stoffhaufen – seine Hose. An dem gewaltigen Kristallkronleuchter baumelte Kates spitzenbesetzter BH.
    Die Situation war Memphis höchst unangenehm. Er räusperte sich. „Ich nehme an, du willst auch einen Kaffee?“
    „Ja. Und eine Packung Beruhigungstabletten.“
    Memphis ging schnellen Schrittes Richtung Küche, um den peinlichen Spuren der vergangenen Nacht zu entkommen. „Ich setze Kaffee auf, und dann ziehe ich mir etwas über.“
    „Oder aber“ – Brian bückte sich und hob Kates Abendkleid auf – „du ziehst das hier an. Das würde doch prima zu der rosa Decke mit Blumenmuster passen …“
    Memphis verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln und sah seinen Freund an. „Bist du nur hier, weil du mir Modetipps geben wolltest?“
    Brian schnaubte leise auf. Dann machte er eine Kopfbewegung Richtung Treppe. „Geh dich anziehen. Ich kümmere mich um den Kaffee.“
    Zehn Minuten später trat Memphis in die geräumige Küche, in der glänzender Stahl und dunkles Holz dominierten. Es duftete angenehm nach frischem Kaffee.
    Brian stellte die Kanne auf die frei im Raum stehende Kücheninsel, um die einige Küchenhocker gruppiert waren. „Ich hole Kaffeesahne und Zucker, du die Tassen.“
    Tassen …
    Ratlos betrachtete Memphis die lange Reihe von Mahagonihängeschränken. In welchem war das Geschirr?
    Hinter ihm ertönte Brians Stimme. „Als ich dich gebeten habe, nett zu Kate zu sein, habe ich nicht unbedingt gemeint, dass du mit ihr ins Bett gehen sollst. Und ehrlich gesagt bestürzt es mich etwas, dass du die Nacht mit ihr verbracht hast, aber nicht weißt, wo ihre Kaffeetassen stehen.“
    Memphis drehte sich zu Brian um. Dieser lächelte schwach, doch Memphis spürte deutlich den Ernst der Lage.
    „Mir war ganz entfallen“, entgegnete Memphis, „dass man sich erst in den Küchenschränken einer Frau auskennen muss, bevor man mit ihr etwas anfangen darf.“
    „Wenn es um meine Schwester geht, ist das in der Tat so“, gab Brian zurück. Er nickte mit dem Kopf nach links. „Der Schrank ganz außen.“
    Memphis holte zwei große Tassen heraus und setzte sich Brian gegenüber. „Kate ist eine erwachsene Frau“, sagte Memphis, während sein Freund Kaffee eingoss.
    „Das weiß ich wohl.“
    Memphis nippte an dem heißen schwarzen Getränk und warf Brian einen Blick über den Tassenrand zu. „Und wir haben uns ja auch nicht gerade erst gestern kennengelernt“, fuhr er fort. Er schämte sich nicht für das, was passiert war, und schuldete eigentlich niemandem eine Erklärung. Aber Brian war ein Freund und außerdem Kates Bruder. „Wir kennen uns, seit ich dreizehn war.“
    „Ach, tatsächlich?“, mokierte sich Brian. „Ich war dabei, weißt du nicht mehr? Aber deswegen mache ich mir keine Sorgen.“
    „Weswegen dann?“
    „Ist dir das wirklich nicht klar? Sie ist zurzeit in einer sehr verletzlichen Phase, und ich will nicht, dass man ihr wehtut.“
    Fast hätte Memphis gelacht. Wenn hier einer Gefahr lief, verletzt zu werden, dann war er es doch wohl.
    „Sie hat schon genug einstecken müssen.“ Brians Miene verdüsterte sich. „Gleich nach der Wahl hat der Kerl sie einfach sitzen lassen.“
    Memphis verschluckte sich fast am Kaffee. Dass Kate ihrer Familie nie etwas von ihrer Affäre erzählt hatte, verwunderte ihn nicht. Aber dass sie offenbar die Wahrheit über das Ende ihrer Ehe verschwiegen hatte, gab ihm zu denken. Warum hatte sie Brian nichts von der monatelangen Scheinehe erzählt?
    „Sie erzählt zwar, dass sie die plötzliche Entscheidung gemeinsam getroffen haben, aber ich glaube, sie will Dalton nur in Schutz nehmen“, fuhr Kates Bruder fort. „Wenn du ihr wehtust, Kumpel, schmeiße ich dich von einem achtzigstöckigen Gebäude. Ohne Seil. Und ohne Luftkissen.“
    „Brian …“
    „Ich finde es schade, dass du dich so selten blicken lässt, aber du bist immer noch mein bester Freund.“ Die Worte versetzten Memphis einen Stich. Prompt fühlte er sich schuldig. „Deshalb würde ich dich ungern da runterwerfen … Sind wir uns einig?“
    „Ja.“ Memphis rutschte unbehaglich auf dem Hocker herum, ohne Brians Blick auszuweichen.

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