Nur du weckst diese Sehnsucht
etwas derber bist …“
Sie verschränkte die Arme, und ohne sich nach dem Kronleuchter umzudrehen, sagte sie: „Hilfst du mir, meinen BH runterzuholen?“
Offensichtlich war ihr der für alle Welt sichtbare Beweis ihrer wilden Nacht ein Dorn im Auge.
Memphis blickte zu dem knappen Dessous aus weißer Spitze hinauf, dann sank sein Blick auf Kate. Heute Morgen würde niemand, der sie sah, vermuten, wie völlig außer Kontrolle sie gestern gewesen war. In den schlichten, aber keineswegs billigen Klamotten, die sie jetzt trug, wirke sie kühl, beherrscht und fast ein wenig spießig.
Aber er kannte sie besser – besser als die meisten.
Doch reichte ihm das? Längst war seine Neugier auf mehr geweckt. Warum verheimlichte sie so viel vor ihrer Familie? War ihre Reserviertheit wirklich nur ihrer Erziehung zu verdanken? Oder verbargen sich dahinter andere Emotionen?
Wie auch immer, Memphis wollte die Wahrheit wissen.
Die impulsive, enthemmte Seite, die er an ihr kennengelernt hatte, faszinierte ihn. Selbst in seinen wildesten Teenagerfantasien hätte er sich nicht vorstellen können, dass sie sich ihm jemals so leidenschaftlich hingeben würde.
Diese eine Nacht war nicht genug, so viel wusste er. Aber er wollte auch mehr als nur eine wilde Affäre mit einer Frau, die er nicht verstand. Er würde also versuchen müssen, einen Blick hinter ihre Fassade aus Eis zu werfen.
„Ich finde, das aparte Stück passt gut dort oben hin“, erklärte er schließlich und trat einen Schritt auf Kate zu. Obwohl man es nicht sah, spürte er, wie sie sich instinktiv wappnete, sich anspannte. „Als Symbol, dass es noch diese andere Seite in dir gibt.“
Sie blinzelte langsam. Einmal, zweimal. Dann noch dreimal. Hoffte sie, dass er sich in Luft auflöste? Wollte sie ihn wegblinzeln?
„In der Garage ist eine Leiter“, sagte sie schließlich kalt.
„Lass die neue Dekoration doch wenigstens für einen Tag dort hängen. Vielleicht gefällt sie dir ja mit der Zeit.“
Sie ignorierte seine Bemerkung. „Du findest dort eine normale Leiter und eine Stehleiter und – schau einfach, welche groß genug ist.“
„Der Kronleuchter ist wirklich riesig. Irgendwie wirkt der winzige BH etwas verloren daran … Aber wenn wir noch das passende Höschen hochwerfen würden, sähe es ästhetisch einwandfrei aus.“
„Sei nur vorsichtig, dass du die Leiter richtig aufstellst. Wir wollen ja nicht, dass du runterfällst und dir den Hals brichst.“ Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus.
„Vielleicht hättest du noch ein Paar Strapse?“, scherzte er weiter, während er ihr durch eine Art Heizungsraum in die Garage folgte. „Wobei, das wäre eventuell etwas zu viel des Guten …“
„Es wäre doch zu schade“, fuhr sie im selben sarkastischen Ton fort, „wenn Hollywoods wagemutigster Stuntman durch den Sturz von einer Haushaltsleiter umkäme, nicht wahr?“
„Ich würde mich auch an den Unkosten für die Dessous beteiligen …“
„In deinem Nachruf würde das wohl etwas peinlich klingen …“
Memphis verkniff sich eine weitere Bemerkung und sah sich in der großen Garage um. Es gab Platz für fünf Autos, doch nur ein Stellplatz war mit einem Viertürer einer Nobelmarke belegt. Es herrschte penible Ordnung.
Kate deutete mit dem Kinn auf die Rückwand, wo die Leitern hingen. „Such dir eine aus.“
Mit gespielter Enttäuschung schnaubte Memphis auf. „Es bricht mir das Herz, dass du meine Dekorationsvorschläge so kalt abtust.“ Dann nahm er eine Aluminiumleiter von der Wand und trug sie ins Haus. „Warum habe ich das Gefühl, wie ein kleiner Junge behandelt zu werden, der seine Spielsachen wegräumen soll?“
„Weil es so ist. Du hast schließlich den BH geworfen.“
Er stellte die Leiter genau unter dem Leuchter auf und stieg hinauf. Dann schlängelte er den Arm durch das klirrende Meer aus herabhängenden spitzen Kristallprismen direkt über sich, um an Kates Büstenhalter zu gelangen. Erst nach mehreren Versuchen bekam er ihn los.
„Geschafft“, sagte er zufrieden. „Schläfst du dafür noch einmal mit mir?“
„Nein.“
„Oh. Warum nicht?“
Ihre Antwort klang durch und durch rational, fast wie auswendig gelernt: „Es wäre ein Fehler. Ich bin erst achtundzwanzig, habe aber schon so viele Fehler gemacht, dass ich einen Roman damit füllen könnte. Leider muss ich mit ihnen leben. Aber das Mindeste, was ich tun kann, ist, weitere zu vermeiden.“
„Willst du wirklich den Rest deines Lebens damit verbringen,
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