Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
und vielseitigen Frauen gesprochen hatte, die Bestandteil seines Lebens waren. Sie suchte nach einer leichtfüßigen und dennoch geistreichen Erwiderung. Doch dafür war sie zu sehr abgelenkt - sie machte sich Sorgen über das zerbrochene Glas und die Tatsache, dass die Mädchen keine Schuhe trugen.
Mitch lachte leise in sich hinein. »Ah, aber das war vor langer Zeit.Als wir alle jung und schön waren. Du warst natürlich im Eva-Kostüm besonders schön. Aber ich schweife vom Thema ab. Der Grund für diesen Anruf ist, dass ich fragen wollte, ob du und mein alter Kumpel Rob vielleicht morgen Abend mit mir essen wollt.«
»Was? Du bist nicht in Chicago? Du bist hier?« Caroline nahm ein Handtuch von der Spüle und wischte über den klebrigen Fußboden. In dem Moment, als sie begriffen hatte, dass er sich in der Stadt aufhielt, war ihr die Röte ins Gesicht gestiegen. Und das durch den bloßen Gedanken daran, ihn zu sehen.
»Ja, für zwei Tage. Ich muss in einem großen Strafverfahren aussagen. Ziemlich spektakulär. Die Newsweek hat einen ausführlichen Artikel darüber gebracht. Ich bin in L. A. und wohne im Baldwin. Eigentlich sollten wir Barton auch anrufen. Die ganze Bande zusammentrommeln. Das letzte Mal, dass wir vier zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren, war deine Hochzeit, Sweet C. Ein Treffen ist also langsam überfällig. Also, was sagst du? Morgen Abend um halb neun? Hier in meinem Hotel. Ich lade euch ein. Champagner, Kaviar und viel französisches Zeug mit Trüffeln drauf.«
»Morgen Abend? Da können wir nicht. Es ist Halloween, die Mädchen ziehen von Haustür zu Haustür. Außerdem ist Robert überhaupt nicht in der Stadt. Er ist in Fresno.
Zu einem Versicherungsseminar.« Im gleichen Augenblick hätte Caroline ihre Worte am liebsten zurückgenommen. Sie kam sich vor wie die idiotische Frau eines Kleinstadtgeschäftsmanns, die ungewollt die entsetzliche Leere ihres Lebens offenbarte.
»O.k. Vergiss Rob. Und Barton.« Mitch hatte die Stimme gesenkt und zögerte einen winzigen Moment, ehe er weitersprach. »Du bist diejenige, die ich sehen will.«
»Ich will dich auch sehen.« Caroline ließ Glasscherben in den Mülleimer fallen - kleine spitze Scherben, die sich zu den Überresten eines Blaubeermuffins und dem zerknitterten, aus einem Malbuch stammenden Bild einer Märchenprinzessin gesellten. »Ich meine, ich würde ja gern, aber …«
»Na, wenn es zum Abendessen nicht klappt, dann iss einfach zu Mittag mit mir. Komm schon, Sweet C, wer weiß, wann wir uns wiedersehen. Bring Fotos von den Kindern mit. Dafür zeige ich dir Schnappschüsse von meiner überteuerten Eigentumswohnung und dem Hund.Viele Leute finden, dass eine unheimliche Ähnlichkeit besteht.«
»Zwischen dir und der Wohnung oder dir und dem Hund?«, fragte sie.
Caroline hörte, wie er in Gelächter ausbrach und fühlte sich selbst regelrecht ausgelassen - wie jemand, der sie früher einmal gewesen war.
Es war spät. Die Mädchen schliefen endlich.
Caroline hob ihren Fuß aus dem Wasser und folgte damit den winzigen Fischreliefs auf den Kacheln der Badezimmerwand. Sie hatte auf dem Regal über der Wanne Kerzen angezündet und ein halbes Glas Wein getrunken. Sie fühlte sich entspannt und bereit zum Schlafengehen.
Sie ließ den Fuß wieder ins Wasser sinken und blieb einen Moment still liegen, um die Ruhe auszukosten. Als sie aus der Wanne stieg, bewegte sie sich langsam und träumerisch. Das Kerzenlicht ließ sie strahlend aussehen. Sie hob die Arme über den Kopf und bewegte sich in graziösen Kreisen durchs Badezimmer, und dabei betrachtete sie ihr nebliges Abbild im Spiegel und gab sich dem augenblicklichen Eindruck hin, dass das, was sie sah - dieser sinnliche Engel - der Wirklichkeit entsprach. Makellos runde und feste Brüste. Makellose Haut. Ein Bauch, der straff war und ohne Spuren der Schwangerschaften. Kurz stellte sie sich vor, was passieren könnte, wenn Robert sie so sähe, selbstbewusst und voller Ausstrahlung; wenn er jeden einzelnen Zentimeter dieses exquisiten nackten Körpers sähe.
Sie stolperte über ein Paar Gummienten auf dem Fußboden. Im selben Augenblick hörte sie das Läuten des Telefons. Weil sie nicht wollte, dass die Kinder davon wach wurden, öffnete sie die Tür und lief aus dem Badezimmer.
Der Nebel auf dem Spiegel hatte sich aufgelöst. Der sinnliche Engel war verschwunden.
Caroline nahm den Hörer im Schlafzimmer ab und hörte Roberts Stimme: »Hallo, Schatz. Tut mir leid, dass ich so
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