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Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Titel: Nur ein einziger Kuss, Mylord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ELIZABETH ROLLS
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zu.
    „Wollen Sie mir drohen, Fräuleinchen?“ Sein Ton war auf einmal beunruhigend scharf.
    „Gehen Sie!“ Schwester oder nicht – die Angst in ihrer Stimme veranlasste Julian, zu handeln. Mit drei raschen Schritten stand er hinter den Streitenden.
    „Goodall!“, rief er scharf.
    Ruckartig drehte der Mann sich zu ihm um. „Wer zum Teufel sind Sie?“
    „Die Dame hat Sie aufgefordert zu gehen“, erwiderte Julian kalt. „Als Bekannter von Mr. Daventry rate ich Ihnen, genau dies zu tun, bevor ich den Behörden zur Kenntnis bringe, dass Sie in dieses Haus eingedrungen sind und die Bewohnerin belästigen. Verschwinden Sie also!“
    Er ging an Goodall vorbei, ohne die Frau wirklich wahrzunehmen. Ihm fiel lediglich auf, dass sie mittelgroß war, eine Brille trug und ein langweiliges braunes Kleid anhatte. Den Blick auf den aufgebrachten Mr. Goodall geheftet, trat er zwischen die beiden Kontrahenten.
    Goodalls Gesichtsfarbe verdunkelte sich. „Wie kommen Sie dazu …?“
    „Verschwinden Sie!“ Julian fischte sein Visitenkartenetui aus der Rocktasche. „Und um Ihre Frage zu beantworten“, er nahm eine Karte heraus und hielt sie Goodall hin. „Ich bin Viscount Braybrook.“
    Goodall wurde blass und schluckte. „Ich bin sicher … das ist …“, stotterte er. „Ich hatte nicht die Absicht …“
    „Hinaus jetzt!“
    Goodall ging.
    Julian schloss die Tür hinter ihm, steckte das Etui mit den Visitenkarten zurück in die Tasche und wandte sich um, um die Dankesbekundungen seiner Jungfrau in Nöten entgegenzunehmen …
    „Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind, aber Sie werden so freundlich sein, ebenfalls zu gehen.“
    Der Blick, der ihn traf, war ausgesprochen frostig, und irgendetwas an den Augen hinter den unkleidsamen Brillengläsern irritierte ihn, ohne dass er hätte benennen können, was es war. Sie betrachtet mich, als besäße sie die Fähigkeit, mich völlig zu durchschauen, schoss es ihm durch den Sinn. Und ich würde nicht darauf wetten, dass ihr gefällt, was sie sieht .
    Was seinen Eindruck von ihr anging – die Frau war ein Rätsel. Unter der alles verhüllenden, ungewöhnlich hässlichen Haube blieb ihre Haarfarbe ein Geheimnis. Genauso wie ihre Figur – welche auch immer sie besitzen mochte – unter dem Kleid, das einzig und allein dadurch auffiel, dass es gänzlich formlos und in einem Braunton gehalten war, wie er trister nicht sein konnte.
    Der letzte Funke Hoffnung, dass sie Daventrys Geliebte war, erlosch. Keine Dirne, die etwas auf sich hielt, würde ein solches Kleid tragen, geschweige denn eine Brille.
    Mit vorgerecktem Kinn stand sie entschlossen vor ihm, ihr Mund ein schmaler Strich.
    „Keine Dankbarkeit, Madam?“, erkundigte er sich gedehnt.
    Ihre eigentümlich durchdringenden Augen verengten sich. „Die behalte ich mir vor, bis ich weiß, wer Sie sind und aus welchem Grund Sie ungebeten bei mir erscheinen“, lautete die eisige Erwiderung.
    „Nun, Sie werden beides nicht herausfinden, wenn Sie mich hinauswerfen“, betonte er und beglückwünschte sich im Stillen zur bestechenden Logik seiner Bemerkung.
    Seine Worte schienen ihr einzuleuchten. Ihre schmale Rechte ballte sich kurz zur Faust, und ihre blassen Wangen röteten sich. Ansonsten zeigte ihre Selbstbeherrschung keinen Riss.
    „Also gut. Wer sind Sie?“
    Man konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen, dass sie misstrauisch war. Abermals fischte Julian das Etui mit seinen Visitenkarten aus der Tasche, zog eine heraus und hielt sie ihr hin.
    Sie zögerte einen Moment, ehe sie die Karte mit spitzen Fingern entgegennahm. Dann trat sie einen Schritt zurück und las, was darauf stand.
    Julian beobachtete sie fasziniert. Irgendetwas an ihr … an ihrem Gesicht … war anders. Aber was? Abgesehen davon wirkte sie nichtssagend.
    „Lord Braybrook also.“ Sie hob den Blick. „Vorausgesetzt, Sie sind der, für den Sie sich ausgeben, und nicht irgendein Halunke, der …“
    „Ich sollte Sie vermutlich darauf hinweisen, dass das eine das andere nicht unbedingt ausschließt“, warf er ein.
    Er konnte förmlich spüren, wie sie die Stacheln aufstellte. „Da bin ich ganz Ihrer Meinung“, versetzte sie bissig, um im nächsten Moment aufzufahren: „Herrgott noch mal – eins meiner Augen ist blau, das andere braun. Und nun hören Sie endlich auf, mich anzustarren.“
    Das eine blau, das andere … Tatsächlich. Jetzt konnte er es sehen. Eins der Augen hinter den Brillengläsern war blau, und das andere hatte eine bernsteinartige

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