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Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Titel: Nur ein einziger Kuss, Mylord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ELIZABETH ROLLS
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wieder in ihre Züge, und sie lächelte ihn an.
    Julian war erschüttert. Serena, die stets fröhlich war, die so unendlich gelassen mit ihrem Schicksal umging … Er hatte geahnt, dass sie verzweifelt sein musste über ihre Behinderung, aber sie war auf keinen seiner Versuche, mit ihr darüber zu reden, eingegangen. Sie beklagte sich nie, machte es ihren Mitmenschen so leicht zu glauben, sie habe ihre Lähmung völlig akzeptiert.
    Er musste sich bewegt haben, denn sie blickte in seine Richtung. „Julian, da bist du ja! Darf ich dich mit Mr. Havergal bekannt machen, einem alten Freund von mir. Wir sind zusammen aufgewachsen.“
    Ein alter Freund …?
    Havergal hatte sich erhoben.
    „Schön, Sie kennenzulernen, Sir.“ Julian schüttelte die ihm entgegengestreckte Hand. Was genau hieß das – ein alter Freund?
    „Gleichfalls, Mylord. Ich freue mich, dass es nun doch noch geklappt hat. Wann immer ich in der letzten Zeit zu Besuch kam, waren Sie nicht zu Hause.“
    Ein kurzes Aufblitzen in Serenas Augen, und Julian erkannte verwundert, dass sie seine Abwesenheiten immer bewusst herbeigeführt haben musste. Zur Hölle! Er dachte an Miss Daventrys freien Tag. Serena hatte es geschafft, dass alle Familienmitglieder aus dem Haus waren!
    „Ich glaube nicht, dass ich Ihren Namen schon einmal gehört habe“, sagte er an Havergal gewandt. Wenn Havergal tatsächlich mit Serena zusammen aufgewachsen ist, hätte sein Name doch irgendwann einmal fallen müssen, dachte er.
    „Mein Vater war Pfarrer in der Gemeinde“, klärte Havergal ihn auf.
    „Aber Sie selbst sind kein Mann der Kirche?“
    Havergal schüttelte den Kopf. „Nein. Was eine große Enttäuschung für meinen Vater war. Aber mein Onkel brachte mich in seinem Unternehmen unter.“
    „Mr. Havergal war in Indien, Julian!“, warf Davy mit glänzenden Augen ein. „Er hat sogar einen Tiger. Einen echten Tiger!“
    Havergal lachte in sich hinein. „Dein Bruder bekommt eine völlig falsche Vorstellung von mir, mein Junge. Ein echtes Tiger fell , sagte ich. Und ich habe das arme Tier nicht selbst erlegt. Es war ein Geschenk.“
    „Ich würde es mir so gern einmal ansehen“, sagte Davy hoffnungsvoll.
    Havergal lächelte. „Ein andermal, Davy. Es wäre etwas umständlich, das Fell im Sattel zu transportieren. Irgendwann borge ich mir den Einspänner meiner Wirtsleute, und dann bringe ich es mit.“
    „Das wäre sehr freundlich von Ihnen“, bemerkte Julian. Anscheinend war Havergal nicht besonders wohlhabend, wenn er sich ein Gefährt leihen musste. Nun ja, sein Pferd war auch nicht von herausragender Qualität.
    „Können wir jetzt mit dem Spiel fortfahren?“, fragte Davy.
    „Natürlich.“ Havergal nahm wieder Platz und warf Julian einen kurzen Blick zu. „Sie entschuldigen mich, Mylord?“
    „Selbstverständlich.“
    Havergal war ein gewitzter Spieler. Julian bemerkte, dass er immer nur so knapp gewann, dass Davy höchst zufrieden mit sich sein konnte.
    „Ich mache Fortschritte, nicht wahr, Sir? Spielen Sie das nächste Mal wieder mit mir?“, wollte der Junge aufgeregt wissen, als sie das Brett und die Steine wegräumten.
    „Wenn deine Mutter es erlaubt“, erwiderte Havergal mit einem Lächeln in Serenas Richtung. „Aber jetzt sollte ich aufbrechen. Hast du Lust, mich zu den Ställen zu begleiten?“
    Davy sprang auf. „Ja, gern, Sir. Darf ich, Mama?“
    „Geh nur.“ Serena lächelte. „Und lieg Mr. Havergal nicht den ganzen Weg wegen dieses Tigers in den Ohren.“
    „Ich komme auch mit, Havergal, wenn Sie nichts dagegen haben“, schaltete Julian sich ein.
    Davy blitzte ihn an. „Ich wollte Mr. Havergal ja bloß fragen ! Fragen ist doch wohl erlaubt , oder nicht!“
    Havergal lachte leise. „Fragen ist völlig in Ordnung, mein Junge. Aber damit deine Mutter beruhigt ist – hiermit betrachte ich mich als gefragt. Ich verspreche dir auch, dass ich das Tigerfell demnächst mitbringen werde. Und nun lass uns gehen. Wenn du möchtest, kannst du bis zum Ende der Auffahrt auf Rajah reiten.“
    Er verabschiedete sich von Serena, und Julian sträubten sich die Nackenhaare, als er sich über ihre Hand beugte. Nicht dass er sie geküsst hätte, aber die Art, wie er ihre Finger hielt, die Vertrautheit, die in der Geste sichtbar wurde, brachten sämtliche Alarmglocken in ihm zum Schrillen.
    Havergal verneigte sich kurz in seine Richtung. „Sie brauchen sich nicht zu bemühen, Mylord. Davy ist großartig, wenn es darum geht, einen Gast

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