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Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Titel: Nur ein einziger Kuss, Mylord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ELIZABETH ROLLS
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zusammen zum Haus zurückgehen?“
    Alicias Blick ging in Richtung des Pfades, den Christiana gekommen war. „Oh … nun, natürlich. Ja. Ich wollte ohnehin gerade aufbrechen.“ Sie erhob sich und lächelte gezwungen. „Ist Ihnen irgendjemand Interessantes über den Weg gelaufen … im Dorf, meine ich?“ Wieder warf sie einen beunruhigten Blick den Pfad hinunter.
    „Ihre Freundin Miss Postleton. Sie war mit ihrem Bruder im Laden. Außerdem habe ich zufällig Harry getroffen.“
    „Oh. Wie … wie schön für Sie.“ Eine verräterische Röte kroch in Alicias Wangen.
    Christiana beschloss, nichts weiter zu sagen. Sie würde mit Seiner Lordschaft sprechen müssen. Auch wenn eine Unterredung mit Lord Braybrook unter vier Augen das Letzte war, was sie im Moment wünschte.
    Miss Daventrys unausgesprochene Verachtung setzte Julian noch immer zu, als er im Stallhof von Amberley ankam. Nicht dass sie ihre Gefühle laut gemacht hätte. Ihr eisiger Ton war mehr als aussagekräftig gewesen. Er saß ab und führte den Hengst in seine Box.
    Natürlich könntest du ihr die Wahrheit sagen .
    Die Wahrheit? Wie zur Hölle käme er dazu? Es ging sie nichts an!
    Aber dann würde sie nicht so schlecht von dir denken .
    Seit wann scherte er sich darum, was die Gouvernante von ihm dachte? Selbst wenn sie zugestimmt hätte, seine Mätresse zu werden, wäre ihm ihre Meinung von ihm unwichtig gewesen – jedenfalls solange sie sie für sich behalten hätte.
    Ein leises Wiehern zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er sah über die Schulter und entdeckte einen ihm unbekannten Braunen in einer der anderen Boxen.
    „Billy!“, rief er dem Stallknecht zu. „Wem gehört dieses Tier?“
    Billy hielt mit dem Striegeln inne und folgte Julians Blick. „Das ist Rajah, Mr. Havergals Wallach. Hat ihn mir vor ’ner Stunde oder so übergeben.“
    „Aha.“ Julian ging zu der anderen Box, um sich das Pferd anzusehen.
    Der unauffällige braune Wallach sah ihn an. Er war gut gebaut, aber durchschnittlich. Es gab nichts an ihm auszusetzen, aber er hatte auch nichts Herausragendes an sich. Ein solides Reittier, wahrscheinlich mit gleichmäßiger Gangart. Ein paar Ränge über einem Arbeitsgaul, aber alles andere als ein kostspieliges Pferd. Rajah. Das indische Wort für Prinz. Geistesabwesend tätschelte er dem Wallach den Hals. Es würde interessant sein, den mysteriösen Mr. Havergal endlich kennenzulernen.
    Die Tür zum Salon stand offen, Stimmen und leises Gelächter drangen aus dem Raum. Neugierig blieb Julian im Durchgang stehen. Serena, Davy und ein Mann, von dem er annahm, dass es Havergal war, saßen um den Teetisch, ein Backgammon-Brett zwischen ihnen. Davy beugte sich stirnrunzelnd darüber.
    „Also, pass auf, Davy“, sagte Havergal gerade. „Ich habe nur zwei Steine auf dieser Zunge stehen, und wenn es dir gelingt, darauf vorzurücken, kann ich keinen Zug machen.“ Havergal war von mittlerer Größe, hatte grau meliertes Haar, und sein Gesicht war von Falten durchzogen und tief gebräunt. Das Gesicht eines Mannes, der viele Jahre im heißen Klima verbracht hatte.
    Davy grinste und machte seinen Zug. Dann sah er verschmitzt zu seinem Gegenüber hoch.
    „Gut gemacht“, lobte Havergal. „Nun muss ich zusehen, dass ich auf eine freie Zunge in deinem Heimfeld gelange, aber da du sie alle hübsch besetzt hast, kann ich nicht vorrücken. Du würfelst wieder.“
    Eine Welle des Ärgers schwappte über Julian hinweg. Er hatte Matt das Backgammonspiel beigebracht. Sein Vater hatte es ihn gelehrt. Hätte er es auch Davy beigebracht, wenn er noch leben würde? Er selber versuchte, Davy ein Vater zu sein, viel mehr als ein älterer Bruder. Davy hatte keine Erinnerung an seinen Vater … Der dunkle Kopf seines kleinen Bruders und der ergraute Havergals beugten sich über das Spielbrett. – Was hielt Serena überhaupt von all dem? Als er seine Stiefmutter ansah, hatte er das Gefühl, es zerrisse ihm das Herz.
    Serena beobachtete die beiden, und in ihren Augen stand ein schier unvorstellbarer Schmerz. Als sähe sie etwas, das für sie unwiederbringlich verloren war. Als ob alle nur denkbaren Möglichkeiten eines Wie-es-gewesen-wäre-wenn sie verhöhnten. Für den Bruchteil eines Moments wurden die Knöchel ihrer Finger, mit denen sie die Lehnen des Rollstuhls umklammerte, weiß. Dann senkte sie die Lider und ließ sich gegen die Rückenlehne sacken.
    Havergal verstummte und sah in ihre Richtung. Augenblicklich trat der gewohnt heitere Ausdruck

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