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Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Titel: Nur ein einziger Kuss, Mylord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ELIZABETH ROLLS
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ist das etwas anderes, Miss Daventry.“ Zum Teufel, so hörte es sich noch schlimmer an. Das schien Miss Daventry auch zu finden, wenn er ihre verengten Augen und den zusammengepressten Mund richtig deutete.
    „Durchaus, Mylord. Ich habe keine aristokratische Familie, die ich entehren könnte, nicht wahr?“
    „Nein! Das habe ich nicht gemeint! Ach, verdammt …!“ Mit jedem Wort, das er äußerte, schien er sich mehr in die Klemme zu bringen. „Lissy ist meine Schwester. Ich habe die Pflicht, sie zu schützen!“
    „Wobei sich Ihre beschützerischen Anwandlungen nicht auf die Schwestern anderer Männer erstrecken.“ Miss Daventry sah ihn unverwandt an. „Oder deren Ehefrauen. Es kümmert Sie nicht, dass die Folgen für eine Frau, die Ihre Mätresse wird, genauso verheerend sind wie für Alicia, wenn sie eine unpassende Ehe eingeht.“
    „Haben Sie mir gerade zu verstehen gegeben, ich sei ein Heuchler?“
    Die Stille, die sich zwischen ihnen ausbreitete, schien vor Spannung zu knistern. Wie würde sie sich aus dieser Sache herauswinden? Klein beigeben und sich entschuldigen?
    Sie reckte das Kinn. „Ja. Das habe ich wohl getan.“
    Julian atmete langsam aus und versuchte die Gefühle zu ergründen, die in ihm aufwallten. Wut. Weil ihre Bemerkung einen wunden Punkt berührte. Scham. Weil sie ihn verachtete. Bewunderung, weil sie die Courage besaß, sich gegen ihn zu behaupten. Und unter all diese Empfindungen mischten sich Verlangen und der drängende Wunsch herauszufinden, ob er bei ihr das gleiche Begehren entflammen konnte. Erstaunt erkannte er, wie gern er ihr versichert hätte, dass sie sich irrte … dass er sich um sie kümmern würde … für immer .
    Nein. Er machte Frauen niemals irgendwelche Zusicherungen. Lediglich ein offenes Angebot, das sie annehmen oder ablehnen konnten. Entschieden nicht zweckfrei, aber einfach und ohne Raum für Missverständnisse. Und Worte wie ‚für immer‘ gehörten in seine Angebote nicht hinein. Dummerweise schien er bei Christy Daventry ständig in der Gefahr, seine eigenen Regeln zu brechen.
    Er räusperte sich. „Was schlagen Sie also vor, wie wir mit der Angelegenheit umgehen sollen?“
    Ihre Hände verkrampften sich in ihrem Schoß. „Damit, dass ich Sie für einen Heuchler halte, Mylord?“
    „Nein“, entgegnete er irritiert. „Ich spreche von Lissys törichtem Benehmen.“
    „Warum sollte Ihnen etwas an meiner Meinung gelegen sein?“
    Ja, wahrhaftig, warum? Weil er ihre erbarmungslose Ehrlichkeit schätzte? Etwas in ihm scheute davor zurück, ihr das zu sagen. „Sie haben bislang wenig Zurückhaltung gezeigt, wenn es darum ging, Ihre Meinung zu äußern“, erwiderte er stattdessen. „Weshalb jetzt damit anfangen?“
    „Lissy nicht darauf ansprechen und wachsam bleiben“, entschied sie, ohne zu zögern. „Es gibt keinen stichhaltigen Beweis für meine Vermutung. Wenn ich mich irre und Sie etwas unternehmen, wird das Widerstand bei Ihrer Schwester hervorrufen. Wenn ich recht habe und die beiden sich heimlich treffen wollten, dürfte die Tatsache, dass sie beinahe erwischt wurden, Alicia davon abhalten, es noch einmal zu versuchen. Jedenfalls solange sie nicht sicher sein kann, ob wir einen Verdacht haben, und ich meinerseits dafür sorge, dass sie beschäftigt ist.“
    „Lissy nicht darauf ansprechen?“, wiederholte Julian spöttisch. „Wie praktisch für Ihren Bruder.“
    Ehe er es sich versah, war sie aufgestanden. „Sie wollten meine Meinung hören. Ich habe sie geäußert. Und wenn es mir darum ginge, Harry zu schützen, wäre ich gar nicht erst zu Ihnen gekommen.“
    Es fiel ihm nicht leicht, einzulenken. Aber es gab etwas, das er Miss Daventry noch sagen musste. „Nun denn, Madam“, begann er. „Unter diesen Umständen bleibt mir …“
    „… keine andere Wahl, als mich zu entlassen?“, unterbrach sie ihn.
    Er war sicher, dass sie hören konnte, wie er mit den Zähnen knirschte. „Nein. Bleibt mir nur“, griff er seine Rede wieder auf, „Ihnen für Ihre Freundlichkeit Nan Roberts gegenüber zu danken.“
    Sie zuckte kaum merklich zusammen. „Das ist nicht nötig, Mylord. Unschuldigen Kindern die Sünden ihrer Väter anzulasten gehört nicht zu meinen Untugenden. Wenn Sie mich nun entschuldigen würden?“
    Den Kopf hoch erhoben, verließ sie den Raum.

11. KAPITEL

    In der darauffolgenden Woche herrschte eine ungewohnte Betriebsamkeit in Amberley, die sich, je näher der Tag des Sommerballs rückte, zu einem wahren Aufruhr

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