Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Titel: Nur ein einziger Kuss, Mylord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ELIZABETH ROLLS
Vom Netzwerk:
sich und verspürte den brennenden Wunsch zu erfahren, was genau Miss Daventry so Beleidigendes geäußert hatte. Während Miss Daventry vielleicht den brennenden Wunsch verspürt, mir eine Ohrfeige zu verpassen, dachte er und klopfte an die Tür von Sir Johns Arbeitszimmer.
    „Kommen Sie herein!
    Der Baronet sah von seinen Kontobüchern hoch, als Julian eintrat.
    „Ha! Sie sind spät dran!“
    „Ich bitte um Entschuldigung, Sir“, erwiderte Julian. „Es gab da eine dringende Angelegenheit, um die ich mich kümmern musste.“
    Sir John machte eine wegwerfende Geste. „Nicht nötig, vornehm um die Sache herumzureden, Braybrook. Ich habe gehört, was los war. Wenn Sie mich fragen, es wäre am besten, Sie schicken Jane Roberts woanders hin. Mir ist ohnehin schleierhaft, warum Sie es nicht längst getan haben, wo Sie Ihnen nichts mehr bedeutet und nur noch Ärger verursacht. Daran, dass die Kleine Ihnen so ähnlich sieht, kann man nichts ändern, aber wenn die beiden von hier fortziehen würden, hätte die ganze Geschichte ein Ende.“
    Es bereitete Julian Mühe, sich zu beherrschen. „Es ist nicht an mir, diese Entscheidung zu fällen.“
    Sir John lächelte gequält. „Sollte es aber, mein Junge! Das Cottage gehört doch Ihnen, oder nicht?“
    Julian nickte. „Das ist richtig, Sir.“
    „Na also, sehen Sie. Und natürlich war Lady Postleton alles andere als angetan von Miss Daventrys Auftritt in Wilkins’ Laden. Ich nehme an, deswegen wollte sie Sie sprechen. War natürlich nicht Miss Daventrys Fehler. Sie konnte es ja nicht wissen.“
    Miss Daventry und nicht wissen? Dachte Sir John, sie sei beschränkt? Blind? Natürlich wusste sie Bescheid. Oder glaubte es zumindest.
    Sir John zog einen Stapel Papiere zu sich heran. „Tatsache ist, dass Ihnen solche Unannehmlichkeiten erspart blieben, wenn Sie Jane Roberts und das Kind woanders unterbringen würden. Und lassen Sie mich ehrlich sein, mein Junge …“ Er räusperte sich verlegen. „Es wird auch peinlich für Ihre zukünftige Braut, wenn sie den beiden ständig begegnet. Nicht dass es mich was anginge“, beeilte er sich hinzuzufügen.
    „In der Tat“, erwiderte Julian unbestimmt. „Ich habe die Aufstellungen über die zu erwartende Mostapfelernte mitgebracht, Sir. Wenn Sie Ihre zur Hand haben, können wir über die geplanten Kelterei-Anlagen sprechen.“
    Abermals räusperte Sir John sich verlegen. „In Ordnung, Junge, Hinweis verstanden. Trotzdem …“ Er verstummte. „Nun, dann lassen Sie uns über das Geschäftliche reden.“
    Nach einer Stunde konzentrierter Erörterungen, bei denen es um die Anlage weiterer Apfelplantagen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze gegangen war, die die Ortsansässigen von der Abwanderung in die Städte abhalten würden, machte Julian sich zum Aufbruch bereit.
    „Haben Sie eigentlich schon Havergals Bekanntschaft gemacht?“, fragte Sir John ihn angelegentlich, als er seine Unterlagen zusammensammelte.
    Julian ließ die Papiere, die er in der Hand hielt, sinken. „Bisher nicht, Sir.“
    Sir John sah nachdenklich drein. „Hat eine etwas befremdliche Art, wissen Sie. Und angeblich ist er auffällig oft bei Serena zu Besuch. Sagt jedenfalls Lady Postleton. Merkwürdiger Bursche.“
    „Wie meinen Sie das, Sir?“
    „Hm. Nun ja, nicht dass sein Auftreten unsympathisch wäre. Hat sich übrigens eine Unterkunft in Hereford genommen, und neulich war er sogar wegen einer Anzeige bei mir.“
    „Worum ging es?“
    „Nun – irgend so ein junger Tunichtgut hatte ihm dreist die Brieftasche gestohlen. Trotzdem wollte er nicht, dass der Bengel bestraft wird. Bestand stattdessen auf einer Verwarnung. Einer Verwarnung, ich bitte Sie! Und dann verlangte er, dass der Junge auf eine Armenschule geschickt würde. Völlige Zeitverschwendung, wenn Sie mich fragen. Mag der Himmel wissen, wo das alles enden soll.“
    „Wenn ein junger Taschendieb weniger in die Strafkolonien deportiert wird oder am Galgen endet?“, fragte Julian sarkastisch.
    Sir John ging nicht darauf ein. „Ein, zwei Tage darauf kam er noch einmal – Havergal, meine ich – und teilte mir mit, dass der Junge in der Schule und weg von der Straße sei. Interessanter Kerl. War anscheinend zwanzig Jahre oder länger in Indien. Ich dachte, dass Sie ihm vielleicht schon begegnet sind. Wo er doch Serena so oft besucht.“
    Tief in Gedanken, verabschiedete Julian sich. Wer war dieser Havergal? Ein Glücksritter? Der Mann machte sich hoffentlich nicht die Illusion,

Weitere Kostenlose Bücher