Nur ein galantes Abenteuer?
er ihre Gedanken lesen, und seine spöttische Art verunsicherte sie.
„Keine falsche Bescheidenheit“, sagte Freddie und sah ihr tief in die Augen. „Sie müssen doch wissen, dass Sie eine Sensation darstellen. Sie sind die Schönheit des Abends, vielleicht sogar der ganzen Saison, auch wenn sie gerade erst begonnen hat.“
„Dies ist mein erster Ball“, erzählte Caroline. „Ich hatte das Glück, noch bei keinem Tanz unaufgefordert herumzusitzen, aber ich glaube nicht, dass ich an diesem Abend die einzige viel gefragte Dame bin.“
„Das mag sein, doch bei den Leuten sind Sie das Gesprächsthema Nummer eins. Jeder möchte erfahren, woher Sie kommen – vielleicht sind Sie ja aus einem fernen Paradies hergeschwebt? Sie sind eine Sirene, die aus den Tiefen des Meeres hochgestiegen ist, um ihren Zauber über uns arme Sterbliche auszubreiten …“
„Sie machen sich über mich lustig, Sir“, tadelte Caroline ihn. Sie fühlte sich ein wenig unbehaglich. Das Funkeln in seinen Augen warnte sie davor, dass es gefährlich sein konnte, sich näher auf ihn einzulassen. Und dennoch fühlte sie sich von ihm angezogen wie eine Motte vom Licht. Sie hob den Kopf und blickte Sir Frederick herausfordernd an. „Wenn wir schon vom Aussehen sprechen, nehme ich an, dass das Ihre für einen ausreichenden Anteil an Damenbewunderung gesorgt haben dürfte. Und wenn Sie auch noch wohlhabend sind, bin ich mir sicher, dass Sie heiß begehrt sind – vorausgesetzt, Sie sind noch nicht verheiratet, versteht sich.“
„Oh, ich bin reich wie Krösus“, bemerkte Freddie grinsend. Ihre kecke Art wirkte auf einen Mann seines Schlags anziehend und machte ihn neugierig. Er überlegte, wie sie auf seine Sticheleien reagieren würde. „Und unverheiratet bin ich obendrein. Eine Tatsache, die viele unverantwortlich finden, denn das erste und oberste Ziel eines Gentleman muss schließlich das Heiraten sein, oder nicht?“
„Ist das so?“ Caroline legte die Stirn in Falten. Er machte sich eindeutig über sie lustig. Sie warf ihm einen trotzigen Blick zu. „Ich sehe das anders. Es ist viel besser, man bleibt unverheiratet, außer es dient dem Glück beider Partner – denken Sie nicht? Es ist falsch, nur um des Heiratens willen eine Ehe einzugehen.“
„Da haben Sie absolut recht“, stimmte Freddie belustigt zu. Eine solch erfrischende Offenherzigkeit hatte er noch bei keiner jungen Dame ihres Standes erlebt. „Unglücklicherweise sind die Mütter der meisten jungen Damen nicht Ihrer Meinung. Übrigens sollten wir jetzt etwas von diesem hervorragenden Buffet auswählen, Miss Holbrook. Bitte sagen Sie nicht, dass Sie nicht hungrig sind. Sie müssen zumindest von diesem herrlichen Schinken probieren – oder möchten Sie lieber Huhn?“
„Ich bevorzuge eine von diesen appetitlichen Pasteten und etwas von der Eiercreme“, erklärte Caroline. „Aber Sie müssen sich unbedingt etwas von der Rinderbrust sichern, Sir. Von meinem Bruder Nicolas und meinem verstorbenen Papa weiß ich, dass die meisten Männer sie am liebsten genau so zubereitet mögen. Auch wenn mein anderer Bruder Tom Roastbeef bevorzugt.“
„Ihr Vater ist tot, Miss Holbrook?“
„Seit zwei Jahren“, berichtete Caroline seufzend. „Ich vermisse ihn sehr, Sir, doch ehrlich gesagt vermisse ich meinen Bruder Nicolas noch mehr. Tom hat das Anwesen übernommen, aber Nicolas ist zur Armee gegangen. Am liebsten wäre ich ihm dorthin gefolgt. Es muss großartig sein, eine schöne Uniform zu tragen und zum Rhythmus der Trommeln zu marschieren.“
„Das hätten Sie gern getan?“ Freddie musste sein Lachen über ihre Naivität verbergen. „Ich habe es hinter mir, Miss Holbrook. Und ich kann Ihnen versichern, dass Getrommel und farbige Uniformen nur ein Teil der Geschichte sind.“
„Waren Sie bei Wellington, als Napoleon geschlagen wurde?“
„Nein, zu diesem Zeitpunkt hatte ich meinen Dienst bereits quittiert, aber ich habe ihn in Salamanca begleitet.“
„Wirklich? Und haben Sie die Armee verlassen, weil Sie verwundet wurden?“
„Ich wurde mehrfach verwundet, den Dienst habe ich jedoch quittiert, weil mein Vater starb und ich zu Hause Verpflichtungen hatte.“
„Ah, Sie sind der älteste Sohn, nehme ich an. Ich denke mir, der arme Tom wäre manchmal gern an Nicolas’ Stelle. Er hat all den Ärger mit dem Anwesen, während Nicolas machen kann, was ihm gefällt.“
„Dafür muss er sich aber sein Vermögen selbst erwerben. Oder hat er viel Besitz?“
„Oh,
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