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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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»Ich habe den Mädchennamen meiner Mutter angenommen.«
    »Verstehe.« Natürlich verstand sie. »Wollen wir dann?«, fragte sie auffordernd und nahm Tessa am Zügel.
    »Natürlich! Entschuldige.« Ich ging ihr voraus zum Viereck und bedeutete ihr aufzusitzen.
    Ein Hauch von Enttäuschung überkam mich, als ich mir vergegenwärtigte, dass Nadine ihre Unterrichtsstunde einem Gespräch mit mir vorzog. Aber was erwartete ich? Nachdem wir nach München gezogen waren, hatte ich mich nie wieder bei ihr gemeldet.
    Während ich sie auf dem Pferderücken beobachtete, fragte ich mich, was sie bewogen hatte, Reitunterricht zu nehmen. Den Kopf auf den Pferdehals zu legen, die Arme fallen zu lassen und sich dem wiegenden Schritt des Pferdes zu überlassen schien in ihrer Vorstellungswelt dem Wandeln am Rand eines Abgrunds gleichzukommen. In jedem anderen Fall hätte ich mit meinen Zweifeln an künftigen Fortschritten nicht hinterm Berg gehalten. In ihrem kam das nicht in Frage. Ich fragte mich nur, warum Basti ihr das Reiten nichts längst ausgeredet hatte. 
    »Würdest du Sonntagmittag mit mir essen gehen?«, fragte ich sie nach der Stunde, als wir zum Stall zurückgingen. »Natürlich nur, wenn du dann noch hier in der Gegend bist.« 
    »Ich bleibe noch eine Weile!« Der unergründliche Blick, den sie mir zuwarf, schien Ewigkeiten zu währen.
    »Ich würde mich freuen, wenn du Zeit hättest.«
    Sie ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. »Wo wollen wir uns treffen?
    »Wie wär's mit der  Ole Liese  auf Gut Panker? Halb eins wäre ideal für mich.«
    Sie schloss Tessas Boxentür und blieb in gehörigem Abstand zu mir stehen. »Dann also bis Sonntag«, sagte sie zugeknöpft und verließ ohne ein weiteres Wort den Stall.
    »Puh«, atmete ich laut aus.
    Meiner Freundin von einst war es gelungen, meine ohnehin schon beachtliche Anspannung zu steigern. Tief in Gedanken lehnte ich mich gegen die Stallwand und starrte Nadine auch dann noch hinterher, als sie längst fort war.
    »Hier bist du!«, riss Basti mich unsanft aus meinen Erinnerungen.
    »Ist etwas passiert?«, fragte ich eine Nuance zu laut.
    »Nur die Ruhe! Es muss nicht ständig etwas passieren. Ich wollte dir nur sagen, dass ich zurück bin.«
    Erleichtert nickte ich. »War's schön?«
    »Wider Erwarten ja. Und jetzt sag mir, was dir solche Falten auf der Stirn verursacht!«
    Prompt fasste ich mir an die Stirn, um gleich darauf über mich selbst den Kopf zu schütteln. »Wenn du herausfinden wolltest, wo wir das Heu bestellen, wie würdest du das anstellen?«
    »Ich weiß, wo wir das Heu bestellen.«
    »Und wenn du es nicht wüsstest?«
    »Würde ich dich fragen.«
    Ich stöhnte genervt. »Und wenn du es heimlich herausfinden wolltest?«
    »Dann würde ich an deine perfekt beschrifteten Ordner im Büro herantreten, mir den heraussuchen, auf dem groß und deutlich  Bestellungen  geschrieben steht, ein wenig blättern, und schon hätte ich die gesuchte Information.«
    »So einfach ist das ...«
    »Kontrollfreaks machen es einem immer einfach. Sie sind nämlich auch meistens Ordnungsfanatiker.«
    »Ich bin weder das eine noch das andere«, muckte ich beleidigt auf.
    »Geh mal ins Büro, stell dich vor das Regal und lass deinen Blick unvoreingenommen über die Reihen der akribisch beschrifteten Ordner wandern. Und wenn du sie dann auch noch aufschlägst und voller Staunen das geordnete Innenleben betrachtest, müsstest du mir eigentlich Recht geben.«
    »Ordnung erleichtert das Leben ... und Saboteuren die Arbeit«, sagte ich niedergeschlagen.
    »Was ist passiert?«
    Ich erzählte ihm von dem Anruf bei Lene Broders und davon, dass ich Melanie in Verdacht hatte. »Hast du sie mal hier herumschleichen sehen, als ich nicht da war?«
    »Einmal war sie hier«, überlegte er laut, »das war, als sie nach dir gefragt hat. Aber da haben wir uns vor dem Stall unterhalten. Andererseits gehen hier ständig Leute ein und aus, da würde sie wahrscheinlich gar nicht auffallen. Es kommt immer nur darauf an, wie selbstverständlich man sich irgendwo bewegt« 
    »Inzwischen kursieren schon Gerüchte, dass es mit dem Bungehof bergab geht. Das macht mir Angst, Basti.«
    »Und indem du dir diese Angst an der Nasenspitze ablesen lässt, bestätigst du die Gerüchte indirekt. Versuch mal wieder, etwas mehr Zuversicht auszustrahlen!«
    »So wie du Frau Köster gegenüber?«
    Er verstand sofort, worauf ich anspielte, und lachte aus vollem Hals. »Ich glaube, ein Pferderücken ist der einzige Ort,

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