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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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bestelle. Vielleicht sollte ich wirklich langsam zur Polizei gehen.«
    »Du kannst ihr nichts nachweisen. Wenn du Pech hast, kontert sie mit einer Verleumdungsklage.«
    »Aber es darf nicht sein, dass ich nichts gegen sie unternehmen kann. Wir leben schließlich in einem Rechtsstaat!«
    »Dieser Rechtsstaat wird zwar häufig propagiert«, sagte Susanne sarkastisch, »deshalb ist er aber noch lange nicht Realität. In unserem Land bekommt der Recht, der sich den besseren Anwalt leisten kann. «
    »Ich bin nicht bereit, das zu glauben! Irgendwie muss ich Melanie stoppen können.«
    »Geh hin und entschuldige dich bei ihr.«

    »Bist du verrückt?. Das ist das Letzte, was ich tun würde.« 
    »Die Polizei kann dir nicht helfen, Carla. Und so eine Entschuldigung ist schnell ausgesprochen. Letztlich sind es nur Worte.«
    »Ich soll mein Rückgrat verbiegen?«, fragte ich fassungslos.
    »Manchmal ist der Weg des geringsten Widerstands der klügere, glaube mir.« Die Härte war aus ihrer Stimme gewichen.
    »Manchmal rennt man sich mit all seinen ehrenwerten Überzeugungen und seinem Rechtsbewusstsein den Schädel ein, nur um festzustellen, dass man seinem Ziel nicht einen Millimeter näher gekommen ist. Und irgendwann stellt man dann fest, dass alles umsonst war und man sich nur selber geschadet hat.«
    »Dann habe ich es wenigstens versucht.«
    »Die Blessuren, die du dir damit einhandelst, sind den Versuch aber vielleicht nicht wert.« Ihre Besorgnis war unüberhörbar.
    »Sprich wenigstens mit deinem Anwalt, bevor du zur Polizei gehst, oder belasse es bei einer Anzeige gegen Unbekannt. Versprich mir das!«
    »Ich verspreche, darüber nachzudenken. Und jetzt muss ich mich beeilen, ich habe gleich eine Reitstunde.«
    »Was ist mit deinem Vorsatz, eine Mittagspause zu machen?« 
    »Ich vertrete ausnahmsweise Basti, da seine Eltern Silberhochzeit feiern.«
    »Dann mach später eine. Ohne Mittagspause treibst du Raubbau mit deinem Körper.«
    »Was ist heute los mit dir, Susanne? Steht in meinem Horoskop, dass Saturn Pluto aus der Bahn geschmissen hat und damit meine Vitalität in Gefahr ist?«
    »Mach dich nicht lustig darüber. Dein Horoskop verheißt nichts Gutes im Augenblick.«
    Jetzt fehlte nur noch, dass Bastis und Christians Frau Köster ein und dieselbe Person waren. Dann würde ich das zweifelhafte Vergnügen haben, Christians Urlaubsflirt das Reiten beibringen zu dürfen.
    Widerstrebend ging ich zur Box von Tessa, dem Schulpferd, das Frau Köster normalerweise ritt. Die Boxentür war nur an­ gelehnt. Drinnen versuchte eine Frau, Tessa den Sattel aufzulegen. Sie war ein paar Zentimeter größer als ich, sehr schlank und hatte blonde, halblange Haare.
    Tessa nutzte es schamlos aus, dass sie es mit einer Anfängerin zu tun hatte, und trat jedes Mal, wenn sie den Sattel in die Höhe hob, einen Schritt zur Seite.

    »Jetzt bleib stehen!«, befahl sie dem Pferd barsch.
    Die Stute ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern fuhr in ihrem Spiel fort.
    Ich ging in die Box, nahm der Frau den Sattel ab und legte ihn Tessa mit einer schwungvollen Bewegung auf den Rücken. »So, jetzt können Sie weitermachen.«
    Nachdem sie den Sattelgurt festgezogen hatte, drehte sie sich zu mir um. Überrascht starrte ich sie an. Ihr Gesicht war genau wie meines zwanzig Jahre älter geworden.
    »Nadine ...«
    Ihre Miene blieb unbewegt. »Guten Tag, Carla.«
    Mein Blick glitt über ihr perfekt geschminktes Gesicht. »Du hast dich verändert.« Ich versuchte herauszufinden, worin diese Veränderung bestand, aber der Eindruck war zu diffus: »Genau wie du.«
    »Ich habe kräftig abgespeckt«, sagte ich mit einem selbstironischen Lächeln.
    »Steht dir gut.«
    »Danke.« Ich konnte meinen Blick nur schwer von ihrem Gesicht losreißen. In meiner Erinnerung hatte es stets einen trotzigen Ausdruck gehabt. Jetzt war es ernst und angespannt, und es zeugte von Zeiten, die nicht glücklich verlaufen waren.  Die Blonde mit der Ausstrahlung  - war sie das? »Du heißt Köster, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Dann bist du verheiratet?« Es gelang mir gerade noch, den Hoffnungsschimmer, den ich verspürte, aus meiner Stimme herauszuhalten.
    »Ich war verheiratet.« Meinem Blick begegnete sie mit Spott. »Hast du noch nie eine geschiedene Frau gesehen?«
    »Entschuldige! Hätte ich gewusst, dass du Frau Köster bist, dann ...«
    »Dann bist du Frau Bunge? Basti sagte mir, dass die Besitzerin des Bungehofs mir heute Unterricht geben würde.«
    Ich nickte.

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