Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
Vom Netzwerk:
geweidet.«
    »Er war ein pubertierender Flegel.«
    »Das trifft es nicht ganz, Melanie«, sagte ich schneidend. »Er war ein praktizierender Sadist. Im Gegensatz zu dir glaube ich nicht, dass seine Gemeinheiten hormonell bedingt waren.« In ihren fahlen Gesichtszügen machten sich rote Flecken breit, während ihre Hände den Stiel der Mistgabel so fest umschlossen hielten, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Ich selbst hatte meine Hände zu Fäusten geballt und spürte meine Fingernägel in den Handflächen.

    »Ich wünschte, ich wäre nie zu dir gekommen«, sagte sie und presste ihre Lippen so stark aufeinander, dass sich ihre Mundwinkel nach unten zogen.
    »Das wünschte ich mir auch.« Ohne ein weiteres Wort ließ ich sie stehen.
    Draußen wäre ich fast in ein Auto gelaufen, das in diesem Moment auf den Hof fuhr. Ein durchdringendes Hupen ließ mich erschreckt zur Seite springen.
    »Was für ein Glück., dass ich dich hier treffe«, sagte Karen Klinger geschäftig. »Das spart mir einen Weg.« Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und fuchtelte damit in meine Richtung. »Ich wollte gerade Melanie fragen, wo du wohnst. Ich brauche ihre Adresse.«
    Verständnislos sah ich sie an. »Wessen Adresse?«
    »Die von Nadine natürlich.«
    »Ich habe ihre Adresse nicht.« Ich machte einen Bogen um ihr Auto und ging zu meinem Wagen. Kaum hatte ich den Schlüssel ins Schloss gesteckt, spürte ich ihre Hand auf meiner Schulter.
    »Du wirst sie mir sagen!«, hauchte sie mir ins Ohr.
    Mit einem Ruck schüttelte ich ihre Hand ab. »Ich kann dir nicht helfen!«, erwiderte ich und setzte mich in mein Auto. Bevor ich anfuhr, ließ ich die Scheibe hinunter. »Hattest du eigentlich jemals in den vergangenen Jahren das Gefühl, damals etwas falsch gemacht zu haben?«
    »Hattest du das Gefühl?«
    »Ja.« Ich legte den Rückwärtsgang ein, wendete den Wagen und fuhr langsam durch das Hoftor. Im Rückspiegel sah ich sie stehen und mir hinterhersehen.
    Nachdem ich im Büro das Nötigste erledigt hatte, griff ich zum Telefonhörer, um einen längst überfälligen Anruf zu machen. Schweren Herzens wählte ich die Nummer von Finns Besitzer und erzählte ihm von der Kolik seines Pferdes. Meinen Verdacht mit den unreifen Äpfeln unterschlug ich.
    Wie so oft im Leben war die Vorstellung schlimmer als die Realität: Er reagierte zunächst besorgt, schien dann aber beruhigt, nachdem ich ihm versichert hatte, dass mit seinem Pferd wieder alles in Ordnung war. Er bestand jedoch darauf, zur Sicherheit noch einen Tierarzt zu konsultieren.
    Das leise Quietschen der Bürotür drang in meine Gedanken. Ich wandte den Kopf und sah Christian im Türrahmen stehen.
    »Hallo, Carla.«

    Die Freude, ihn zu sehen, überwältigte mich. »Hallo ...« Zögernd betrat er den Raum und zog sich vor dem Tisch, der uns trennte, einen Stuhl heran. »Susanne sagte mir, dass du Probleme hast.«
    Der Kloß in meinem Hals drohte, mir die Sprache zu verschlagen.
    »Brauchst du Hilfe?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich brauchte seine Arme, die sich um mich legten, und die Gewissheit, irgendwann wieder zu dem Verhältnis zurückzufinden, dass wir einmal hatten.
    Sein besorgter Blick wanderte über mein Gesicht. »Du hast nicht viel geschlafen, oder?«
    »Eine schlaflose Nacht haut mich nicht gleich um.« Bis vor kurzem war alles so leicht und unkompliziert gewesen, doch plötzlich war eine Distanz zwischen uns entstanden, die mich verunsicherte. »Geht es dir jetzt besser?«, fragte ich leise. 
    »Nein.« Er lehnte sich über den Tisch und griff nach meiner Hand. Während er sanft mit seinen Fingern darüber strich, sah er mich traurig an.
    »Carla, ich muss los«, platzte Basti ins Büro.
    Wir starrten ihn an, als kämen wir von sehr weit her in die Gegenwart zurück.
    »Störe ich?«, fragte er und schaute ostentativ auf unsere verschränkten Hände, um gleich darauf unverhohlen Christian zu mustern.
    »Ja«, sagte Christian schroff.
    Basti zuckte die Schultern. »Leider kann ich darauf keine Rücksicht nehmen. Meine Eltern haben Silberhochzeit, da muss euer junges Glück leider zurückstehen.«
    Widerstrebend zog ich meine Hand aus Christians zurück. »Wann wirst du zurück sein?«, fragte ich.
    »Spätestens in drei Stunden. Denkst du an die Reitstunde?« 
    »Ich denke an nichts anderes.«
    »Um mich davon zu überzeugen, musst du noch ein wenig üben. Allerdings«, und damit wandte er sich an Christian, »täte es Carla ganz gut, mal auf andere Gedanken zu

Weitere Kostenlose Bücher