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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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kommen.«
    »Ich kann für mich selbst reden«, knurrte ich.

    »Mit Einschränkungen«, sagte er, »nur mit Einschränkungen.«
    »Verschwinde, sonst vergesse ich mich!«
    »Dann sollte ich vielleicht bleiben, um mir diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen zu lassen.« Bastis Übermut schien an diesem Tag durchaus Steigerungspotenzial zu haben. Christian sah interessiert zwischen uns hin und her.
    »An dem Tag, an dem ich dich eingestellt habe, kann ich nicht zurechnungsfähig gewesen sein.«
    »Was nichts anderes heißt, als dass du dich von deiner Intuition hast leiten lassen. Die soll übrigens Grundlage der besten Entscheidungen sein.« Basti zwinkerte mir zu. »Also dann ...« 
    »Bis später«, rief ich ihm hinterher.
    Nachdem Basti die Tür hinter sich geschlossen hatte, sahen wir uns schweigend an. Während ich noch nach Worten suchte, um zu dem Punkt zurückzukehren, an dem Basti uns unterbrochen hatte, stand Christian auf.
    »Dann gehe ich mal wieder«, sagte er betont forsch.
    Ich stand ebenfalls auf und vergrub meine Hände in den Hosentaschen. »Ja ... «
    »Ruf mich an, wenn du Hilfe brauchst«
    »Ist das ein Freibrief, die Kontaktsperre zu umgehen?«, fragte ich spöttisch.
    »Benötigst du einen solchen Freibrief?«
    »Ich brauche einen Freund.«
    »Ich weiß, aber dieser Freund kann sich nicht dir zuliebe immer wieder selbst verleugnen.« Langsam kam er um den Tisch herum und blieb dicht vor mir stehen. Mit einem Zeigefinger hob er mein Kinn und küsste mich auf den Mundwinkel. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging.

11
    B ewegungslos stand ich im Büro und schien nur noch aus einem Mundwinkel zu bestehen. Die Gefühle, die diese Andeutung von einem Kuss ausgelöst hatte, waren von irritierender Intensität. Es war unwahrscheinlich, dass sich am Klingelton des Telefons etwas geändert hatte, trotzdem kam er mir in diesem Moment durchdringender als sonst vor.
    »Hast du geschlafen?«, fragte Susanne überrascht.
    »Ich habe nur gerade über den Bestelllisten gebrütet.«
    »Wegen deiner Bestelllisten rufe ich an! Ich habe vorhin Lene Broders getroffen.« Sie schwieg vieldeutig.
    Lene Broders und ihr Mann belieferten den Bungehof seit Jahren mit Heu. »Was ist mir ihr?«
    »Sie ist völlig aus dem Häuschen und macht sich alle möglichen Gedanken. War das denn wirklich nötig, Carla?« 
    »Ich verstehe nicht, was du meinst«, entgegnete ich ungeduldig.
    Sekundenlang war es still in der Leitung. »Hast du nicht die Heulieferung bei ihnen abbestellt?«
    »Um Gottes willen, nein, wieso sollte ich?«
    »Angeblich, weil du es woanders billiger bekommst.« 
    »Ich rufe dich gleich zurück.« Kaum hatte ich aufgelegt, wählte ich mit einem bangen Gefühl im Magen die Broders'sche Nummer. Nach dem siebenten Mal hob endlich jemand ab.

    Aufgeregt sprudelte ich los. »Frau Broders, Susanne Pauli hat mich gerade angerufen und behauptet, ich hätte das Heu bei Ihnen abbestellt. Das kann nicht sein, dabei muss es sich um einen Irrtum handeln.«
    »Aber Sie haben gestern hier angerufen und ....«
    »Nein, das habe ich ganz bestimmt nicht getan. Ohne Ihr Heu bin ich aufgeschmissen.«
    »Frau Bunge«, sagte sie verärgert, »wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Ich habe selbst mit Ihnen gesprochen. Gestern Nachmittag.«
    »Frau Broders, ich schwöre Ihnen, dass ich das nicht war. Ich würde mir damit nur selbst schaden.«
    »Ich habe mich bestimmt nicht verhört. Zwar war die Verbindung vom Handy nicht so gut, aber die Frau am Telefon hat sich mit Carla Bunge gemeldet. Ich habe sogar noch mal nachgefragt, weil ich so überrascht war.«
    »Haben Sie meine Bestellung in der Zwischenzeit schon einem anderen zugesagt?« Auf die Schnelle würde mir niemand Heu von der Broders'schen Qualität liefern können. Die meisten Bauern hatten feste Liefervereinbarungen.
    »Nein.«
    Erleichtert atmete ich auf. »Dann setzen Sie den Bungehof bitte gleich wieder auf Ihre Liste. Da hat sich jemand einen üblen Scherz mit mir erlaubt. Es tut mir sehr Leid, Frau Broders, dass Sie da mit hineingezogen wurden.«
    »Es hat sich ja noch rechtzeitig geklärt, Deern.«
    Nachdem wir uns verabschiedet hatten, rief ich Susanne zurück. »Melanie schreckt tatsächlich vor nichts zurück«, erzählte ich ihr aufgebracht. »Sie war es, die bei Lene Broders das Heu abbestellt hat.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ganz sicher. Es war eine Frau, die dort angerufen hat. Ich frage mich nur, woher sie weiß, dass ich mein Heu bei Broders

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