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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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schon wieder meinen Großvater!« Der Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Immerhin war er gestern Abend der Letzte und heute Morgen der Erste im Stall. Er hatte die Gelegenheit und er hat ein Motiv.«
    »Carla, gerade verrennst du dich in etwas. Mein Großvater klaut nicht. Du hättest ihn sehen sollen, als ich als kleiner Junge im Edeka-Laden mal einen Lutscher habe mitgehen lassen. Da ist er fuchsteufelswild geworden. So jemand geht nicht auf Diebestour.«
    Außer er sieht es als Mittel zum Zweck an. »Vielleicht hast du Recht«, sagte ich vage und schenkte ihm ein besänftigendes Lächeln. »Ich mag deine loyale Art!«
    Einen Augenblick lang schien er darüber nachzudenken, ob ich meinte, was ich sagte. Schließlich machte sich Zufriedenheit in seinen Zügen breit. Als er gerade wieder an die Arbeit gehen wollte, fiel ihm noch etwas ein. »Auf der zweiten Koppel ist an einer Stelle übrigens der Zaun kaputt. Ich habe die Pferde deshalb auf die hintere Koppel gebracht. Heute Nachmittag habe ich ein bisschen Luft, da kann ich ihn reparieren.«
    »Den habe ich letzte Woche erst kontrolliert ...«
    Basti wich meinem Blick aus. »Das geht manchmal schnell.«
    »Bei einem relativ neuen und stabilen Zaun geht es eher langsam. Raus mit der Sprache! Was ist los?«
    Er schien zu überlegen, wie er die Tatsachen möglichst bekömmlich verpacken sollte. »Vielleicht ist ein kleines bisschen nachgeholfen worden«, druckste er herum.
    »Von einem Menschen oder von einem Tier?«
    Als er nichts sagte, gab ich mir selbst die Antwort. »Also von einem Menschen.«
    »Das kann ein ganz zufälliges Zusammentreffen sein.«
    »Ein bisschen viel Zufall in letzter Zeit, findest du nicht? Es hilft nichts, ich werde die Polizei anrufen.«
    »Was erwartest du dir, davon?«, fragte er niedergeschlagen.
    »Ich will, dass es aufhört. Andernfalls hatte der Bungehof einmal einen guten Ruf.«
    »Aber es gibt keine Beweise.«
    »Dann werde ich mir Beweise beschaffen.«
    »Und wie willst du das anstellen?«
    »Mir wird schon etwas einfallen.«
    »Was gibt es denn nun so Wichtiges?«, fragte Susanne, als ich aufgeregt bei ihr hereinplatzte.
    »Du bist doch mutig«, begann ich, »und der Meinung, dass man sein Schicksal selbst in die Hand nehmen soll.«
    »Immer vorausgesetzt, die Sterne bejahen das.«
    »Bist du schon einmal irgendwo eingebrochen?«

    Wie vom Donner gerührt starrte sie mich an. »Wer hat dir das gesagt?«, brachte sie schließlich heraus. Ihr Tonfall verhieß nichts Gutes, während die harte Linie, die ihr Mund formte, wie gemeißelt wirkte. »Christian? Hat er es dir gesagt?«
    »Was soll er mir gesagt haben?«
    »Natürlich«, fuhr sie fort, als hätte sie mich gar nicht gehört, »wer soll es sonst gewesen sein? Und ich hatte gedacht, ich könne ihm vertrauen.«
    »Susanne!« Um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, wedelte ich mit einer Hand vor ihrem Gesicht herum. »Kannst du mir bitte mal sagen, wovon du redest?«
    In ihrem Blick lagen Wachsamkeit und Skepsis, ihr ganzer Körper schien unter Anspannung zu stehen. »Wovon redest  du ?«
    »Von einem Einbruch.«
    »Und weiter?«
    »Reicht das nicht? Für mich ist ein Einbruch schon eine ganze Menge.«
    »Das trifft auf jeden zu, der so etwas zum ersten Mal macht«, gab sie schneidend zurück.
    Mit einem Mal war ich völlig verunsichert. »Was ist denn nur mit dir los? So kenne ich dich gar nicht. Ich wollte dich eigentlich nur um einen Gefallen bitten, und plötzlich habe ich das Gefühl, eine Todsünde begangen zu haben.«
    Sie schien jede einzelne Regung in meinem Gesicht zu registrieren und unter die Lupe zu nehmen. »Um was für einen Gefallen wolltest du mich bitten?«
    Ich kam mir vor wie bei einem Verhör, das von einer Fremden geführt wurde. »Im Stall ist schon wieder etwas verschwunden - ein Halfter. Und ich habe vor, beim alten Pattberg danach zu suchen.« Ich versuchte gar nicht erst, meinen Tonfall abzumildern, sie sollte ruhig hören, dass ich verletzt war.
    »Ich dachte, nach dem Anruf bei Broders hättest du Melanie auf dem Kieker.«
    »Das habe ich auch immer noch, aber mit dem verschwundenen Halfter kann sie nichts zu tun haben. Das hat der Alte, da­ für könnte ich meine Hand ins Feuer legen. Mir fehlt nur noch der Beweis.«
    »Und was willst du sagen, wenn man dich fragt, wie du an diesen Beweis gekommen bist?«
    »Ich ...«
    »Eben! Lass es sein. Das ist eine absolut hirnrissige Idee, mit der du nichts erreichst. Du schadest dir

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