Nur ein Gerücht
sicher, dass es Ilsa Neumanns Sattel ist?«, fragte Basti.
»Kommt mit!« Ich lief beiden voraus und blieb erst stehen, als ich vor der Wand mit den Sätteln angekommen war.
Basti war deutlich anzusehen, wie sehr er sich wünschte, ich hätte mich getäuscht. Immer wieder strich er über das Schild mit Ilsa Neumanns Namen, als könne er die Buchstaben dadurch wegwischen. »Was hast du jetzt vor?«, fragte er niedergeschlagen.
»Ihn zur Rede zu stellen.«
»Damit belastest du dich auch selbst. Du bist schließlich bei ihm eingebrochen.«
»Die Hintertür war unverschlossen.«
»Dann ist es immer noch Hausfriedensbruch«, meldete Susanne sich zu Wort.
»Danke!«, giftete ich in ihre Richtung.
»Du könntest es mir überlassen, mit ihm zu reden«, schlug Basti mit unglücklicher Miene vor. »Ich könnte ihm sagen, dass ich im Keller etwas gesucht habe und dabei auf den Sattel gestoßen bin.«
»Und daraufhin bist du an seinen Schreibtisch gegangen und hast den Brief gefunden? Das glaubt er dir nie. «
»Warum nicht?«
»Wenn so etwas zu deinen Gewohnheiten gehörte, hätte er den Brief nicht so offen herumliegen lassen. Er muss sich sehr sicher fühlen.«
»Carla hat Recht«, sagte Susanne.
Ich warf ihr einen versöhnlichen Blick zu.
»Ich werde mir etwas einfallen lassen, um es plausibel klingen zu lassen.« Seine Stimme hatte einen flehenden Ton angenommen. Nach kurzem Zögern streckte er die Hand nach dem Brief aus.
Ich gab ihn nur ungern aus der Hand. »Warum willst du das tun? Du hast damit nichts zu tun. Ich werde dich ganz bestimmt nicht rausschmeißen, weil dein Großvater auf Abwege geraten ist.«
»Aber er wird dich vielleicht rausschmeißen. Er wird den Hausfriedensbruch nicht auf sich beruhen lassen.«
»Glaubst du, ich will irgendetwas auf sich beruhen lassen? Für das, was er getan hat, soll er zur Rechenschaft gezogen werden.«
»Wem hilft das?«, fragte er schwach.
»Meinem Gerechtigkeitssinn.«
»Bitte, Carla, drück ein Auge zu. Ich verspreche dir, ich werde dafür sorgen, dass er nichts mehr anstellt.«
»Warum tust du das?«, fragte ich irritiert.
»Um zu verhindern, dass sein Großvater das Gesicht verliert«, beendete Susanne unsere Diskussion.
14
A m Samstagmorgen schaute ich als Erstes in die Sattelkammer. Ilsa Neumanns Sattel hatte tatsächlich den Weg vom Keller des Herrenhauses auf seine Halterung zurückgefunden, ebenso die Trense, das Halfter und der Steigbügelgurt. Basti hatte ganze Arbeit geleistet. Blieb abzuwarten, ob er seinen Großvater dauerhaft würde in Schach halten können. Was war letztlich eine Anzeige wegen Diebstahls und Sachbeschädigung verglichen mit dem vielen Geld, das man ihm geboten hatte? Der alte Pattberg hatte so unglaublich viel zu gewinnen und nur wenig zu verlieren.
Als ich Basti von meinen Zweifeln erzählte, beschwor er mich, ihm zu glauben. »Großvater wird ganz sicher Ruhe geben. Von ihm hast du nichts mehr zu befürchten«, sagte er mit Nachdruck.
»Jemand, dem Geld so sehr am Herzen liegt wie ihm, wird nicht auf eine so horrende Summe verzichten.«
»Wird er!«
»Nenn mir einen Grund.«
»Er verzichtet eher auf das Geld als auf seinen Enkel.« Während ihm das Thema unangenehm zu sein schien, machte ich keinen Hehl aus meiner Überraschung. »Du hast ihn erpresst?«, fragte ich.
»Was sonst!«, antwortete er vorwurfsvoll.
»Basti, gib bitte nicht mir die Schuld daran.«
»Danke für das Stichwort! Großvater hat die Diebstähle zugegeben, aber er sagt, dass er mit allem anderen nichts zu tun hat.«
»Wundert dich das? An seiner Stelle würde ich auch nur das zugeben, was man mir nachweisen kann. Wie steht er denn sonst vor seinem Enkel da? Außerdem kommt es jetzt nicht mehr darauf an, dass er alles zugibt. Entscheidend ist, dass er Ruhe gibt. Das wird er doch, oder?«
»Er schon, Carla.« Auf der Suche nach den richtigen, Worten schickte er seinen Blick auf Wanderschaft, bis er unweigerlich wieder den meinen kreuzte. »Wenn er die Wahrheit sagt, dann läuft immer noch jemand herum, der dem Bungehof schaden will.«
»Dieser Logik werde ich nicht folgen. Das hieße nämlich, dass dein Großvater auf der Sabotageschiene nur weitermachen muss, um dich glauben zu machen, er sei unschuldig.«
»Er hat es mir geschworen, Carla.«
»Und mir hat er vertraglich versprochen, den Bungehof zehn Jahre lang pachten zu können. Du siehst, auf welche Weise er sich an seine Unterschrift und sein Wort gebunden fühlt.«
»Aber ich
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