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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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verlassen. Kurz zuvor hatte ich in Oskars leerer Box hinter einem Fenster Stellung bezogen. Jetzt musste nur noch Basti verschwinden. Als ich ein Auto auf den Parkplatz fahren hörte, hoffte ich, dass er abgeholt würde. Die Schritte, deren Geräusch gleich darauf bis zu mir drang, bewegten sich jedoch nicht Richtung Haus, sondern zum Stall. Instinktiv duckte ich mich, als die Stalltür geöffnet wurde.
    Zunächst nahm ich an, dass einer der Pferdebesitzer noch einen späten Ausritt machen wollte. Aber die Schritte verharrten nicht vor einer Box und hatten auch ganz offensichtlich nicht die Sattelkammer zum Ziel, sondern das Büro. Das Quietschen der Tür war unverkennbar. Wer hatte dort so spät noch etwas verloren? Jemand, der das Heu abbestellt und dafür einen Blick in den Bestellordner geworfen hatte?
    Von einer Sekunde auf die andere war ich wie elektrisiert. Jetzt hab ich dich! Ich holte tief Luft und versuchte, gegen mein Herzklopfen anzuatmen. So leise es mit meinen Reitstiefeln ging, schlich ich den Quergang entlang. Gerade wollte ich die Klinke der Bürotür hinunterdrücken, als sie sich wie von Geisterhand bewegte. Erschreckt schrie ich auf und sprang zurück. Einem Echo gleich hörte ich hinter der leicht geöffneten Tür einen zweiten Schrei.
    Mit der Fußspitze stieß ich die Tür auf. »Du!«, stöhnte ich laut auf, als wir uns Sekunden später Auge in Auge gegenüber standen.
    Susanne war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. »Warum erschreckst du mich so?«
    »Ich dich? Du mich! Wieso schleichst du hier herum?« 

    »Ich schleiche nicht herum, ich suche dich.«
    »Kannst du das beim nächsten Mal etwas lautstarker tun?«, blaffte ich sie an.
    »Wobei habe ich dich ertappt?« Mit ihrem inquisitorischen Blick schien sie mich festnageln zu wollen.
    Aber ich verweigerte mich diesem Blick. »Warum suchst du mich?«
    »Ich wollte sehen, was du so machst. Dich auf ein Abendessen zu mir einladen und später zum Kino überreden.«
    Ich glaubte ihr kein Wort. »Es gibt Telefon.«
    »Mir war heute mehr nach direkter Kommunikation.« 
    »Nun könnte ich dich fragen, was am Telefon indirekt ist, aber ich kürze das Ganze ab: Du kannst mich nicht davon abhalten, mich bei Hans Pattberg umzuschauen. Also setz dich bitte in dein Auto und ...«
    Sie trat einen Schritt auf mich zu. »Wenn du nicht zur Vernunft kommst, rufe ich Christian an und ...«
    »Das wirst du bleiben lassen!«, unterbrach ich sie ärgerlich. »Ich denke, du bist meine Freundin.«
    »Deshalb werde ich auch nicht dabei zusehen, wie du dort einbrichst.«
    »Das verlangt auch niemand von dir. Mir reicht es schon, wenn du wegsiehst.« Ich ließ sie stehen und ging zurück zu meinem Aussichtspunkt am Fenster in Oskars Box. Bastis Auto stand noch vorm Haus. Wenn ihn allerdings zwischenzeitlich ein Freund abgeholt hatte, dann konnte ich hier lange stehen und warten.
    Susanne war mir gefolgt und sah mir über die Schulter. »Was du vorhast, ist illegal. Glaubst du im Ernst, der Alte lässt dich damit durchkommen, wenn du erwischt wirst?«
    In diesem Augenblick sah ich Basti zum Parkplatz gehen. Ich drehte mich zu Susanne um. »Okay, du hast gewonnen.« 
    »Du lässt es?« Ihre Erleichterung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Ja.«
    »Dann lass uns zu mir fahren. Ich koche uns etwas.«
    »Fahr du schon vor, ich komme gleich nach. Ich will nur noch schnell duschen. So verschwitzt, wie ich bin, fühle ich mich nicht wohl.«
    »Und du machst keine Umwege auf dem Weg zur Dusche?« Ich schüttelte den Kopf. »Ich beeile mich!«
    Da sie sich nicht vom Fleck bewegte, zog ich sie kurzerhand mit mir. Bei ihrem Auto ließ ich sie stehen und ging in Richtung des Feldweges, der zu meinem Haus führte. Erst als ich bereits ein Drittel des Weges zurückgelegt hatte, hörte ich sie losfahren. Ich ging noch so lange weiter, bis ich sie auf die Hauptstraße biegen sah, dann machte ich kehrt und lief eilig zurück.

    An der Vorderseite des Hauses waren im ersten Stock zwei Fenster gekippt, alle anderen waren geschlossen. Ich ging seitlich ums Haus herum, bis mir eine hoch gewachsene Buchenhecke den Blick auf die Erdgeschossfenster der Rückfront versperrte. Ohne zu zögern, kroch ich am Boden zwischen zwei Stämmen hindurch. Auf der anderen Seite klopfte ich mir die Erde von Reithose und Polohemd und sah gespannt zum Haus.
    »Mist«, fluchte ich. Nur ein einziges Fenster war gekippt, und das lag im ersten Stock. Langsam ging ich näher und blieb vor der Hintertür

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