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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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stehen. Mein Herz schlug wie ein Hammer gegen meinen Brustkorb. In meiner Phantasie war mir alles so einfach erschienen.
    Es war mehr eine automatische Handlung als der Glaube an mein Glück, der mich die Türklinke hinunterdrücken ließ. Aber natürlich rührte sich nichts, die Tür blieb verschlossen. Es wollte mir nicht in den Kopf, dass sich mein Plan vor dieser unscheinbaren Tür in nichts auflösen sollte. Missmutig drückte ich die Klinke in einer schnellen Abfolge immer wieder hinunter. Gerade suggerierte mir meine innere Stimme, dass ich auf dem besten Wege war, den Wettbewerb der dümmsten Einbrecher zu gewinnen, als die Tür nachgab.
    Vor lauter Frust hatte ich mich mit ganzer Kraft dagegengelehnt, so dass ich beim Öffnen mitten in die Küche stolperte und mit meinen Reitstiefeln auf dem Fliesenboden ausrutschte. Einen Moment lang war ich völlig benommen. Mit zusammengebissenen Zähnen rappelte ich mich auf und rieb mir meinen heftig schmerzenden Po. Das Reiten würde in den nächsten Tagen kein Vergnügen sein.
    Wo würde der alte Pattberg die gestohlenen Sachen verstecken? Es musste ein Ort sein, an dem sie vor Bastis Blicken sicher waren. Küche und Wohnzimmer schieden deshalb aus. Auch an Büro und Wirtschaftsraum ging ich vorbei und folgte auf der Suche nach dem Schlafzimmer des Alten den ausgetretenen Stufen der Holztreppe in den ersten Stock. Hinter der ersten Tür, die ich öffnete, lag unzweifelhaft Bastis Zimmer, daneben ein Bad und gegenüber schließlich das Zimmer, das ich suchte.
    In Windeseile durchsuchte ich Schrank und Kommode. Fehlanzeige. Ein anderes mögliches Versteck gab es in diesem Raum nicht. Nicht einmal eine Abseite konnte ich entdecken. In meine Enttäuschung mischte sich Unbehagen darüber, dass ich auf einen Verdacht hin in die Intimsphäre eines Menschen eingedrungen war.
    Die letzte Tür auf diesem Flur öffnete sich zu einer Rumpelkammer. Ratlos stand ich vor einer Anhäufung von Möbeln und Kisten. Wo immer sich eine Schranktür oder eine Schublade öffnen ließ, tat ich es. Ich sah unter Schränke, kletterte auf Kommoden und öffnete Kisten. Nichts.
    Ich zog die Tür hinter mir ins Schloss, stieg die Treppe wieder hinunter und warf noch einen Blick ins Büro. Außer mehreren Aktenregalen stand hier nur ein Schreibtisch. Enttäuscht ließ ich mich auf den Schreibtischstuhl sinken, um gleich darauf ein unterdrücktes Stöhnen von mir zu geben. Mein Sturz in der Küche hatte seine Spuren hinterlassen. Während ich in eine etwas weniger schmerzhafte Sitzposition fand, wanderte mein Blick über die Unterlagen vor mir. Von Ordnungsliebe schien Hans Pattberg nicht gerade beseelt zu sein. Briefe, Rechnungen und Zeitungen lagen wild durcheinander. Obenauf lag ein aufgeschlagenes Schreibheft, in das er offensichtlich jeden einzelnen Cent eintrug, von dem er sich trennen musste. Ich nahm es in die Hand und blätterte neugierig darin herum.

    Gerade wollte ich es zurücklegen, als mein Blick auf ein Schreiben fiel, das unter dem Haushaltsbuch gelegen hatte. Die fett gedruckte Betreffzeile fasste in drei Worten zusammen, worum es in dem Brief ging - um den Verkauf des Bungehofs. Absender war die Wellbod AG, ein Unternehmen, das auf dem Areal ein Wellness-Hotel errichten wollte. Der Inhalt des Briefes traf mich wie ein Schlag. Im Vergleich zu dem Geld, das sie ihm boten, nahm sich meine jährliche Pacht wie ein Almosen aus. Kein Wunder, dass er mich loswerden wollte. Hier ging es tatsächlich um das Geschäft seines Lebens. Ich faltete das Schreiben zusammen und steckte es in meine Reithose.
    Fast war ich soweit gewesen, an die Unschuld des Alten zu glauben, doch dieser Brief belehrte mich eines Besseren. Wenn ich bisher keines der gestohlenen Teile gefunden hatte, dann hieß das nur, dass ich nicht richtig gesucht hatte.
    »Denk nach, Carla!«
    Keine zehn Sekunden später schlug ich mir an die Stirn. Natürlich! Hier gab es bestimmt entweder einen Keller oder einen Dachboden. Ich war so sehr daran gewöhnt, auf beides zu verzichten, dass ich auf das Nächstliegende zuletzt kam. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf. Ich sah zuerst in die Küche und dann in den Wirtschaftsraum. Nirgends war eine zusätzliche Tür zu sehen. 'Mein Gefühl sagte mir jedoch, dass ich auf der richtigen Spur war. Ganz langsam ließ ich meinen Blick durch• den Raum gleiten und wurde belohnt. Links von mir befand sich eine Luke im Boden.
    Das Schreiben in meiner Hosentasche hatte mich jegliche

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