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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Hemmungen verlieren lassen. Die in Sekundenschnelle geöffnete Luke gab den Blick auf eine Kellertreppe frei. Ich stützte mich mit einer Hand an der Wand ab und lief vorsichtig die Steinstufen hinunter. Ohne den schwachen Lichtschein, den die winzigen Kellerfenster spendeten, wäre ich aufgeschmissen gewesen, ich fand nirgends einen Lichtschalter. Dafür stieß ich mir den Kopf an etwas Hartem. Als sich meine Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, erkannte ich auf Halterungen an der Wand fünf Sättel und zahlloses Zaumzeug. Gerade wollte ich prüfen, ob einer der Sättel Ilsa Neumanns Namensschild trug, als ich Stimmen hörte. Augenblicklich erstarrte ich in meiner Bewegung und hielt vor Schreck die Luft an. Es schien mir endlos lange zu dauern, bis ich die gesprochenen Worte nicht nur hörte, sondern auch ihren Sinn verstand.
    »Ich das nicht ein ganz wundervoller Abend?«, fragte eine gurrende Frauenstimme - unzweifelhaft die von Susanne. »Mhm.« Dieser Laut kam von einem Mann.
    »Ich liebe diese Abende, an denen es so lange hell bleibt.« Wer immer ihr gegenüberstand, schwieg.
    Inzwischen hatte ich mich so weit gefasst, dass ich zumindest begriff, wo die beiden standen: direkt vor einem der Kellerfenster. Wenn mich mein Orientierungsgefühl nicht trog, dann lag es neben dem Hauseingang.
    »Halte ich Sie auch nicht auf?«, fragte Susanne in einem zuckersüßen Ton.
    »Ein wenig schon.«

    Lass das bitte nicht wahr sein, lieber Gott, betete ich im Stillen. Es war Basti, der da gerade gesprochen hatte.
    »Ja, das bekomme ich häufiger zu hören«, fuhr Susanne ungerührt fort. »Aber ich kann machen, was ich will, ich habe auch schon alles versucht. Vielleicht liegt es daran, dass ich allein lebe...«
    Basti schien sich allmählich unwohl in seiner Haut zu fühlen. »Äh ... wissen Sie ... «
    Während Susanne ihm einen Vortrag über die unzähligen Nachteile des Single-Daseins hielt, prüfte ich in Windeseile die Sättel an der Wand.
    »Zu zweit ist alles viel schöner, meinen Sie nicht?« Sie entließ ihn nicht aus ihrer verbalen Umklammerung. »Da macht auch alles viel mehr Spaß.«
    »Frau Pauli ... «
    »Nennen Sie mich Susanne.«
    »Susanne ... «
    »Darf ich dann Sebastian sagen?«
    Der vierte Sattel war der von Ilsa Neumann. »Bingo!«, entschlüpfte es mir. »Jetzt hab ich dich, du verdammter Mistkerl.« Ich stellte mir das Gesicht des Alten vor, wenn ich ihn mit meiner Entdeckung konfrontierte.
    »Ich muss jetzt wirklich ins Haus«, sagte Basti schon eine Spur genervt.
    »Aber nicht allein. Nicht an solch einem Abend.«
    Ich hätte gerne noch den Ausgang dieses Annäherungsversuchs abgewartet, aber es gab Wichtigeres zu tun. Jeweils zwei Stufen auf einmal nehmend, spurtete ich die Treppe hinauf, lief den Flur entlang und riss die Haustür auf.
    Die Blicke, die mich empfingen, hätten unterschiedlicher nicht sein können. Bastis war triumphierend, Susannes erschreckt. »Ich habe es gewusst«, sagte der Enkel meines Widersachers, während Susanne nur ein »0 nein!« hervorbrachte.
    Ich fixierte Basti. »Bei mir war es nur eine Ahnung, aber sie hat sich bestätigt.«
    »Bist du noch zu retten? Du hast im Haus meines Großvaters nichts zu suchen!«
    »Dafür habe ich aber etwas gefunden. Wenn du wissen möchtest, wo sich Ilsa Neumanns Sattel befindet, dann musst du mir nur in den Keller folgen. Da hängt er nämlich. Und bei genauerem Hinsehen werden sich bestimmt auch noch Halfter, Trense und Steigbügelgurt finden.«
    »Mein Großvater ist kein Dieb!«

    »Wie nennst du denn jemanden, der das Eigentum anderer Menschen klaut? Ich nenne so jemanden einen Dieb.« 
    »Und du bist eine Einbrecherin!«
    Mit einer wegwerfenden Handbewegung tat ich seinen Einwurf ab. »Dazu kommt noch Sachbeschädigung - ich darf dich an den zerstochenen Reifen und den kaputten Zaun erinnern. Nicht zu vergessen der Versuch, die Pferde zu gefährden, ganz zu schweigen von den Reitern.«
    »Du kannst ihm nicht alles in die Schuhe schieben. Was ist mit der Frau, die das Heu abbestellt hat?«
    »Melanie? Inzwischen glaube ich nicht mehr, dass sie für die anderen Dinge verantwortlich ist.«
    »Und warum glaubst du es ausgerechnet bei meinem Großvater?«
    Ich zog den Brief aus meiner Hosentasche. »Deshalb!« Susanne stellte sich neben ihn und las mit. Sie war schneller fertig als er. »So viel bieten die ihm? Das ist ja unglaublich.«
    »Viel unglaublicher finde ich, wozu dieses Angebot den Alten inspiriert hat.«
    »Bist du

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