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Nur ein Jahr, Jessica!

Nur ein Jahr, Jessica!

Titel: Nur ein Jahr, Jessica! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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habe augenblicklich in Kiel eine Wohnung zur Verfügung, und zwar die von meinem Freund Reinhard. Seine Frau – ja, es geht ihr gut, Jessi – bleibt bei ihren Eltern, bis Reinhard seinen Wehrdienst beendet hat. Da sitze ich also in zwei Zimmern, mit Bad und Küche ganz allein. Ich werde einfach melancholisch von dem vielen Alleinsein, ich denke immer, wenn ich nun eine kleine Frau hätte…“
    „Falko! Meinst du etwa, daß wir heiraten sollen?“
    „Wie bist du intelligent, Jessi! Du verstehst auch alles!“
    „Aber was dann, wenn dein Freund zurückkommt?“ wollte Vati wissen.
    „Auch daran ist gedacht! Also, ich habe etwas Interessantes erfahren. Es gibt einen Mann in Kiel, der zwei alte Mietshäuser besitzt, ohne Bad und mit Klo auf halber Treppe. Er hat das eine Haus schon modernisiert und in lauter Studentenbuden aufgeteilt. Das zweite Haus ist jetzt an der Reihe. Es hat eine Menge Vierzimmerwohnungen, aus jeder Wohnung entstehen nun zwei, jede mit einem Zimmer, Wohnküche und Brausebad. Ich kann im Oktober so eine Wohnung bekommen. Aber unter einer ausdrücklichen Bedingung: Ich muß verheiratet sein. Diese Wohnungen vermietet er nur an Studentenehepaare.“
    „Und du bist ganz sicher, daß du die Wohnung bekommst?“
    „Ja – eh – ich habe – ich meine… Ich habe schon den Vertrag unterschrieben!“
    „Du bist mir vielleicht einer! Und dich schriftlich dazu verpflichtet zu heiraten?“
    „Ja, sonst bekomme ich ja die Wohnung nicht!“
    „Falko, du bist ein ganz Gerissener! Was sagt ihr dazu?“ Ich guckte Mutti und Vati der Reihe nach an. „Was soll ich bloß mit einem solchen Mann anfangen?“
    „Ihn heiraten“, meinte Vati. „Es bleibt dir nichts anderes übrig.“
    Es war Pfingstsonnabend. Vor dem Haus der Donnerstagstanten rollten die Autos an. Zuerst unsere „gelbe Gefahr“, wie Reni ihn respektlos nannte. Dann Theodor mit Reni, Manfred und – in einer Baby-Tragetasche - das sechs Monate alte Töchterchen Margarete, nach Oma Ingwart benannt. Dieselbe Oma saß auf dem Rücksitz und hielt die Tragetasche fest, obwohl Manfred unendlich vorsichtig fuhr.
    Dann kamen Falkos Eltern in ihrem alten Opel, zusammen mit meinen Eltern. Meine Eltern waren per Flugzeug hierhergekommen, denn sie konnten ihren Laden nicht tagelang im Stich lassen.
    „Ich habe doch gleich gesagt, daß ich weiß, wofür sie etwas Geld brauchen würden“, äußerte Falko. „Ich wußte doch, daß sie in Zeitnot sein werden und zu unserer Hochzeit fliegen müssen!“
    Jetzt war es soweit. Wir kamen vom Standesamt, und ich hieß jetzt Jessica Eichner – cand. med. Jessica Eichner.
    Tante Christiane hatte laut und energisch protestiert, als wir ihr sagten, wir würden in aller Stille zum Standesamt gehen und keine Feier veranstalten.
    „Dann habt ihr nicht mit mir gerechnet!“ erklärte Tante Christiane. „Bin ich deine Patentante, Jessica, oder bin ich es nicht? Hier wird jedenfalls ein Essen gegeben, ich habe Silber und Service für zwölf Personen. Ich will überhaupt keine Proteste hören, daß ihr das wißt!“
    Tante Christiane hatte sich durchgesetzt. Wie gesagt, die Autos kamen jetzt angerollt. Die Tür ging auf, und als erste gratulierte uns die Hauptperson des Hauses – der Hund Bicky. Mit einer großen rosa Schleife um den Hals – die daran befestigte Rose verlor er schon auf der Treppe.
    Es wurde eine unvergeßliche Feier.
    Ich saß am Tisch und sah sie alle an. All die Menschen, die ich so lieb hatte und die so innig an meinem Schicksal teilgenommen hatten. Und wie halfen sie uns auch jetzt! Alle durchstöberten ihre Bodenkammern, um uns mit Möbeln auszuhelfen, so daß wir kaum etwas zu kaufen brauchten, wenn wir in fünf Monaten unsere eigene Wohnung beziehen sollten. Alle hatten uns vernünftige und nützliche Sachen zur Hochzeit geschenkt.
    Das Prachtstück war ein Tiefkühlschrank von Tante Christiane! „Damit du sonntags für die ganze Woche vorkochen kannst, Jessi!“ hatte sie erklärt.
    In diesem Sinn wurden wir auch von den anderen beschenkt: einen Druckkocher von Tante Isa, einen Handmixer von Reni und Manfred – und von meinen und Falkos Eltern gemeinsam einen feierlichen Gutschein über eine Waschmaschine.
    Wir erhielten Geschenke, Blumen und Telegramme – von Anke in München, von Bernadette und Asbjörn und von Frisch-Nielsens. Und von vielen mehr.
    Es wurden Reden gehalten, von Vati, Tante Christiane und Falkos Vater. Was sagte er da? „Unsere tapfere kleine

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