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Nur ein Jahr, Jessica!

Nur ein Jahr, Jessica!

Titel: Nur ein Jahr, Jessica! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Flamingoteich! Hilfe, Marcus hat eine ganze Schale Nüsse auf den Teppich geschüttet – auf Wiedersehen!“
    Der Hörer wurde aufgeknallt.
    Nun, ich hatte auch keine Zeit mehr. Denn jetzt mußte ich in die Küche und der Gnädigen beibringen, wie man Kartoffelklöße macht.
    Sie war jetzt rührend eifrig. Wenn sie ab und zu ratlos dastand, fragte ich nur: „Na, was haben Sie denn gemacht, als Sie zu Hause bei Ihren Eltern waren und etwas nicht wußten?“
    „Ich habe Mutti gefragt!“
    „Dann fragen Sie doch jetzt mich!“
    Das konnte ich getrost sagen. Denn ihre Fragen lagen weiß Gott nicht auf einer höheren Ebene. Es ging um die allereinfachsten Dinge in der Küche und am Herd.
    Eines Tages sah sie aber sehr nachdenklich aus.
    „Jessica – sagen Sie – woher kommt es, daß so ein großes Flugzeug nicht herunterfällt?“ Da war nämlich gerade eine Düsenmaschine über unsere Köpfe gebraust.
    „Ja, das kann ich Ihnen auch nicht erklären!“ gab ich zu. „Ich weiß nur, daß es mit der großen Geschwindigkeit zu tun hat. Aber fragen Sie doch Ihren Gatten!“
    „Meinen Mann? Soll ich ihn wirklich fragen?“
    „Ja, warum nicht? Wenn Ihr Vater gelebt hätte, hätten Sie ihn gefragt, und Ihr Mann weiß doch bestimmt genauso gut Bescheid!“
    Sie sah mich mit großen Augen an.
    Als ich an diesem Tag die Teller vom Tisch abräumte und den Nachtisch brachte, saß der Direktor mit einem Bleistift in der Hand und zeichnete auf ein altes Kuvert.
    „Siehst du, Pusselchen, deswegen muß das Flugzeug immer eine sehr hohe Geschwindigkeit haben, bevor es sich in die Luft erheben kann…“
    Ich stellte den Pudding leise auf den Tisch und verschwand. Ich war so froh! Es sah tatsächlich so aus, als ob meine Theorie - Unsinn, Bernadettes Theorie – richtig war!
    Wenn ich Bernadette nicht getroffen hätte, wäre ich noch immer hier unzufrieden und kribbelig herumgelaufen und hätte mich über die Gnädige halbtot geärgert. Vielleicht wäre ich längst geplatzt und rausgeflogen oder hätte mich freiwillig aus dem Staube gemacht.
    Und jetzt – oh, wie war ich dankbar, daß sich alles so entwickelt hatte! Frau Frisch-Nielsen hatte mich vermißt. Bernadette und Asbjörn vermißten mich, geschweige denn Mutti und Vati. Und Falko erst recht!
    Wie war ich doch ein glücklicher Mensch! Ich hatte so viele Menschen, die mich liebten und gern hatten, und das beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Ich wußte, wenn ich aus der Stadt kam, rief Frau Frisch-Nielsen: „Schön, daß Sie da sind, Jessica!“ Wenn ich Bernadette nebst Familie sonntags traf, rief Elaine: „Schön, daß du da bist!“ Wenn ich Weihnachten nach Hause käme, würden Vati und Mutti mich umarmen und sagen: „Wie schön, daß du endlich da bist, Jessilein!“
    Und was Falko sagen würde…
    Weihnachten nahte, und ich half Frau Frisch-Nielsen, Geschenke einzupacken und kleine Verschen zu reimen. Ein bißchen habe ich auch gebacken, aber da sie verreisen wollten, wurden keine eigentlichen Weihnachtsvorbereitungen gemacht. Wir beschränkten uns auf einen schönen Adventskranz im Wohnzimmer.
    Übrigens – an einem der ersten Tage nach meiner Rückkehr bat mich Frau Frisch-Nielsen etwas unsicher: „Jessica – wollen Sie nicht mit uns am Tisch essen? Ich meine – Sie sind ja beinahe eine Ärztin, und…“
    „Oh, dazu fehlt mir noch sehr viel!“ entgegnete ich. „Hier bin ich genau dieselbe, wie ich es immer war, Ihre Hausgehilfin. Lassen wir es doch so, gnädige Frau!“
     

Frühling
     
     
    Der Winter war zu Ende. Im Garten blühten die Krokusse und Schneeglöckchen, dann die ersten Tulpen und frühen Stiefmütterchen.
    Ich hatte zu Ostern gekündigt.
    Die Zeit raste dahin. Frau Frisch-Nielsen übernahm die letzten Tage das Kochen, und ich wusch und plättete, damit der ganze Wäscheschrank bei meiner Abreise in vorbildlicher Ordnung sein konnte.
    Das Essen von ihr war sogar genießbar, ja, zum Teil direkt gut!
    Ich fühlte mich so froh! Und noch froher wurde ich, wenn ich manchmal Bruchstücke von Gesprächen zwischen den beiden mithörte.
    Oft saß der Direktor da und erklärte seiner kleinen Frau irgendein Problem. Manchmal unterhielten sie sich über Dinge, die mit dem Geschäft zusammenhingen. Nun, eine auffallend große Intelligenz besaß sie nicht. Aber einen gesunden Menschenverstand, und den hatten wir – der Direktor und ich – so langsam ans Licht befördert. Plappern tat sie nach wie vor, aber jetzt mit mehr Sinn und Zusammenhang. Sie hatten

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