Nur ein Liebestraum am Mittelmeer
schluckte. „Bei unserer letzten Begegnung hast du das anders beurteilt.“
„Ich habe mich unmöglich verhalten. Du hast jedes Recht der Welt, mir zu erklären, ich solle verschwinden und nie mehr zurückkommen. Warum, glaubst du, habe ich vorgetäuscht, zu ertrinken? Es schien mir die einzige Situation zu sein, in der ich eventuell lange genug die Oberhand hätte, um dich um Verzeihung zu bitten.“
„Das hast du dir schlau ausgedacht. Aber von Raoul Laroche hätte ich auch nichts anderes erwartet. Du würdest einen ausgezeichneten Rettungsschwimmer abgeben. Solltest du mal einen Job brauchen, werde ich ein gutes Wort für dich bei meinem Boss einlegen.“
„Was muss ich tun, um mich mit dir gut zu stellen?“
Seine samtweiche Stimme ging ihr durch und durch. Laura sah ihn an und entdeckte ein verdächtiges Glitzern in seinen Augen. Nervös setzte sie sich etwas anders hin.
„Da du ständig einen Grund findest, um mich als Feindin zu betrachten, habe ich keine Ahnung, was ich sagen soll. Ist dir klar, dass du es nie länger als ein paar Stunden schaffst, keinen Giftpfeil auf mich abzuschießen?“
Seine Miene verdüsterte sich. „Es hat mit Danielle angefangen. Ich habe dir bereits ein wenig von ihr erzählt, jedoch nicht annähernd genug. Als ich sie heiratete, wollte ich sofort eine Familie mit ihr gründen. Sie wusste , wie sehr ich mir Kinder wünschte.“ Raoul stand vom Sofa auf und begann, auf und ab zu gehen. „Nachdem wir uns zwei Jahre vergebens um Nachwuchs bemüht hatten, wandten wir uns an Danielles Gynäkologen. Er meinte, wir sollten es weiter probieren, denn bei uns wäre alles in Ordnung. Sollte Danielle in den nächsten sechs Monaten nicht schwanger werden, würde er uns an eine Spezialklinik überweisen.
Zwei Jahre danach war ich so weit, dass ich es mit einer künstlichen Befruchtung versuchen wollte. Aber Danielle war zu meiner grenzenlosen Überraschung dagegen. Als ich mit Chantelle darüber sprach, äußerte sie den Verdacht, meine Frau könnte mich hinsichtlich ihres Kinderwunsches belogen haben.
Mein Argwohn war geweckt, und so habe ich Danielle damit konfrontiert. Es war ein Albtraum. Sie wich mir aus, und da wusste ich Bescheid. Als sie erkannte, dass ihr Spiel vorbei war, kam alles heraus. Sie hatte nie aufgehört, die Pille zu nehmen.“
Laura schüttelte den Kopf. „Warum nicht?“
„Sie sagte, wir würden ohne Kinder eine perfekte Ehe führen. In ihrem Freundeskreis waren mehrere Ehen wegen der Kinder gescheitert. Sie wollte nicht, dass uns das Gleiche passierte.“
„Große Güte, wie kann eine Frau so grausam sein. Eine solche Lüge hätte mich auch völlig umgehauen, Raoul. Es tut mir sehr leid für dich.“ Jetzt verstand sie endlich, warum ihn Chantelles Unaufrichtigkeit dermaßen entsetzt hatte. „Deine Frau hatte kein Recht, sich so zu verhalten.“
„Danielle ist zu ichbezogen, um sich mit der Lebensanschauung eines anderen zu befassen oder sich in seine Lage zu versetzen.“
„Kein Wunder, dass du dein Vertrauen verloren hast. Vier vergeudete Jahre, in denen du dich hättest scheiden lassen und jemand anderen heiraten können, der sich Kinder wünschte.“
Geistesabwesend rieb er sich den Nacken. „Zumindest wusstest du bei deiner Hochzeit mit deinem Mann, dass Kinder nicht auf dem Programm standen.“
Laura sprang aus dem Sessel auf. „Du irrst dich gewaltig. Ich habe mir immer Kinder gewünscht. Aber schon bald nach unserer Heirat habe ich aufgehört, Ted zu lieben, und deshalb kein Baby mehr bekommen wollen. Ein Kind sollte bei Eltern aufwachsen, die sich innig lieben. Wie Chantelle und Guy.“
Verblüfft sah Raoul sie an. „Wehrt sich Ted noch immer gegen die Scheidung?“
„Nein, ich bin seit letzter Woche geschieden.“
„Du bist also wieder frei und hast nichts mehr von ihm zu befürchten?“
„So ist es. Es ist am Ende ziemlich schnell gegangen. Als Guy mich nach Cap Ferrat einlud, um Chantelle eine Freundin zu sein, hat Ted meine Spur verloren. Er verschaffte sich während meiner Abwesenheit Zutritt zu meiner Wohnung, was meine Freundin Cindy dokumentierte und vor Gericht als Beweis akzeptiert wurde, dass er gegen die Auflagen der einstweiligen Verfügung verstoßen hatte. Und weil Ted mich auch am Arbeitsplatz behelligte, hat der Richter dem Scheidungsantrag stattgegeben.“ Lauras Stimme bebte. „Es war schön zu erleben, dass nicht jeder gemeinsame Sache mit den Stillmans macht.“
„Laura …“
„Ja?“ Ihr Puls
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