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wieder hinführen, Waffenkunde für Fortgeschrittene oder was?
Er seufzt. „Weiber. Also, ich habe gesehen, dass seine Pistole ein Zwölfer-Magazin hat. Das heißt, er hatte höchstens zwölf Schuss in der Pistole. Wenn die verballert sind, muss man nachladen. Ich habe einfach mitgezählt. Er hatte ruck zuck das ganze Magazin verschossen. Nachdem er den letzten Schuss rausgehauen hat, hab‘ ich versucht, ihn von hinten zu überwältigen, weil so wenigstens nicht mehr die Gefahr bestand, dass er jemanden erschießt, sei es nun gewollt oder ausversehen. Aber der hat ja Bärenkräfte, das war nicht so einfach. Dass du dir die Pistole gekrallt hast, war zwar lieb gemeint, aber wenn du abgedrückt hättest, wäre nichts passiert. Es war keine Munition mehr drin“, beendet er seine Erklärung, zuckt mit den Schultern und nimmt einen großen Schluck Kaffee.
Jetzt verstehe ich! Die Pistole war schlicht und ergreifend nicht mehr geladen! Deshalb konnte Wiesenthal genau vor meiner Nase abdrücken, ohne dass etwas passiert ist! Die Kugeln waren schon alle weg! So einfach ist das. Hätte ich auch selbst drauf kommen können. Meine Dummheit ist mir jetzt doch ein bisschen peinlich, aber man muss auch berücksichtigen, in welcher Ausnahmesituation ich mich befunden habe.
„ Aber warum ist Wiesenthal zusammengebrochen, direkt nachdem er abgedrückt hat?“ Ich erinnere mich daran, wie seltsam und bizarr dieser Moment war.
Florian erklärt mir daraufhin wortreich, dass die Leute vom Sondereinsatzkommando nur darauf gewartet haben, freie Schussbahn zu haben. Und genau in diesem Moment, als er mich mit der Waffe bedroht hat, hatten sie freie Sicht und konnten auf ihn schießen.
„ Ist er tot?“, frage ich mit heiserer Stimme. Obwohl ich Psycho-Dad so sehr verabscheue wie sonst niemanden auf dieser Welt, würde es mich bedrücken, wenn er gestorben wäre. Er hätte es zwar verdient, aber noch mehr hat er es verdient, im Gefängnis zu sitzen. Ohne seinen Reichtum, ohne sein Ansehen. Das ist mit Sicherheit die härtere Strafe für ihn.
„ Schwebt in Lebensgefahr. Hat ziemlich viel Blut verloren und musste noch im Lager wiederbelebt werden. Jetzt liegt er auf der Intensivstation. Der Arbeiter übrigens auch. Sie sind natürlich in verschiedenen Krankenhäusern untergebracht und Wiesenthal wird von der Polizei bewacht“, weiß George zu berichten.
Wir essen, trinken, plaudern und die Zeit vergeht wie im Flug. Natürlich wollen Florian und George auch wissen, wie ich die Nacht verbracht habe und ich erzähle ihnen, wie Wiesenthal mich betäubt und in seinem Keller eingesperrt hat. Hier, in der angenehmen Atmosphäre, in guter Gesellschaft, mit immer voller werdendem Bauch und zunehmendem Behaglichkeitsgefühl, erscheinen mir die Ereignisse, die mich noch vor wenigen Stunden zutiefst erschüttert haben, weit weg und schon fast irreal.
Soll das alles wirklich passiert sein? Oder hatte ich nur wieder einen mehr seltsam realistischen Träume?
„ Aber sag doch mal, warum war der Bekloppte eigentlich so scharf auf dein Erbstück?“, unterbricht Florian meine Gedanken und bestätigt damit zugleich, dass ich nicht geträumt habe, sondern dass das alles wirklich passiert ist. Doch bevor ich seine Frage beantworten kann, klopft es an der Tür. Wir drei sehen uns fragend an.
„ Hilda? Bist du da?“, erklingt nach einem weiteren Klopfen eine Stimme draußen auf dem Flur, die mein Herz einen kleinen Hüpfer machen lässt. Das kann doch nicht sein!? Markus ist doch im Krankenhaus! Ich springe auf und will zur Tür rennen, doch ich werde von beiden Seiten zurückgehalten.
„ Was willst du hier?“, brüllt Florian, und seine Stimme lässt keinen Zweifel daran, dass er Markus noch nicht verziehen hat. Ganz im Gegenteil. Mit grimmigem Gesichtsausdruck hält er meinen Arm fest im Griff und versucht gleichzeitig, mich in den Sessel zu drücken.
„ Lasst mich los! Markus wollte seinen Vater überwältigen, hast du selbst gesagt“, fauche ich Florian an und verrenke mich, um meinen Arm zu befreien. „Jetzt lasst ihn schon rein!“
George sagt gar nichts, zieht nur zweifelnd die rechte Augenbraue hoch, lockert aber seinen Griff. Ich ignoriere das wütende Schnauben aus Florians Richtung, mache mich von den beiden los und gehe zur Tür.
„ Hilda, bitte, ich möchte mit dir reden!“, erklingt wieder Markus‘ Stimme von draußen, bittend, flehend, nicht wissend, dass ich ihm eigentlich schon verziehen habe. Florian brüllt
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