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geregnet“, fügt er schulterzuckend hinzu, während er das nächste Brötchen dick mit Nutella bestreicht.
„ Und dann kommt plötzlich dieser Wagen angerast, der schwarze SLK, in einem Höllentempo. Macht eine Vollbremsung vor dem Tor, das Tor beginnt sich langsam zu öffnen, doch der Typ, Wiesenthal, oder wie hast du ihn genannt? Psycho-Dad, geil, springt aus dem Auto, quetscht sich durch das halboffene Tor und rennt zum Haus“, berichtet Florian mit leuchtenden Augen. Dabei gestikuliert er so wild herum, dass ich befürchte, sein Nutella-Brötchen könnte gleich auf meinem schneeweißen Bademantel landen.
Jetzt weiß ich auch, warum der Wagen draußen stand: Wiesenthal hatte nicht die Geduld, im Wagen zu warten, bis das Tor sich weit genug geöffnet hatte, damit er hindurchfahren konnte. Also ist er in seiner Unbeherrschtheit ausgestiegen und zu Fuß gegangen. Oder besser gesagt: gerannt. Ich wage zu bezweifeln, dass er damit tatsächlich Zeit gespart hat.
„ Von wegen besoffen. Ich hab‘ ja direkt gesehen, dass er dich mit einer Waffe bedroht. Hab‘ dann auch sofort die Polizei angerufen und denen das gesteckt. Und natürlich auch, wo ihr hinfahrt, gut, dass du so laut gebrüllt hast! Und dann bin ich euch hinterher gerannt, war nicht so weit. Der Schnösel“, damit meint er wohl Markus, „ist ziemlich langsam gefahren und ich konnte ‘n paar Abkürzungen nehmen. Muss kurz nach euch angekommen sein, gerade als ich mich in die Halle geschlichen hab‘, ist der Schuss gefallen, der den Arbeiter umgenietet hat. Da wusste ich schon, dass ich echt vorsichtig sein muss bei dem Bekloppten.“ Wenn man Florian zuhört, hört sich die Geschichte packend und abenteuerlich an. Wenn ich dagegen an meine Perspektive denke, aus der ich all das erlebt habe, finde ich es auch rückblickend eher beängstigend.
Florian hat sich zwischen den Regalen versteckt, die Situation beobachtet und sich immer näher an uns herangeschlichen.
„ Dein Fluchtversuch war ziemlich dumm“, meint er trocken, „du kannst doch nicht versuchen, vor einem wegzurennen, der ‘ne Waffe hat! Kannst echt froh sein, dass er dich nicht über den Haufen geballert hat, so krass schießwütig wie er war!“, tadelt er mich und ich muss zugeben, dass er Recht hat.
„ Hast du gesehen, was er mit Markus gemacht hat? Hat er ihn erschossen?“, frage ich und versuche, möglichst unbefangen zu klingen. In Wahrheit schlägt mein Herz bis zum Hals und ich habe schreckliche Angst vor der Antwort.
„ Nee, hat er nicht, obwohl es ja meiner Meinung nach nicht sonderlich schade um den Schnösel gewesen wäre.“ Die Antwort lässt mich aufatmen.
„ Aber was ist denn nun passiert? Jetzt lass dir doch die Würmer nicht so aus der Nase ziehen!“ Ich werde leicht ungehalten. Kann doch nicht sein, er redet die ganze Zeit wie ein Wasserfall und spart nicht an Details, und jetzt, wo es mir besonders wichtig ist, rückt er nicht mit der Sprache heraus!
„ Is‘ ja schon gut, krieg dich wieder ein. Und ich hab‘ übrigens keine Würmer in der Nase, wäre auch krass eklig“, witzelt Florian und fängt sich einen wütenden Blick meinerseits ein.
„ Nee, mal im Ernst, der Bekloppte hat wild um sich geschossen und es grenzt an ein Wunder, dass er dabei nicht noch jemanden verletzt hat. Der Schnösel hat ihn angegriffen, nachdem du unter dem Regal durch bist, ist ihm in den Arm gesprungen und wollte ihm die Waffe wegnehmen, da hat er ihm ordentlich eine gelangt, also der Bekloppte dem Schnösel. Dabei ist der Schnösel ziemlich hart mit dem Kopf gegen einen Stahlträger geknallt und sofort K.O. zu Boden gegangen. Hat geblutet wie Sau, aber die Sanis meinen, er wird’s wohl überleben.“
Jetzt bin ich zugegebenermaßen erleichtert und das gleich doppelt: Zum einen weil Markus seinen Vater aufhalten wollte, was mir zeigt, dass nicht alles gelogen sein kann, was er mir erzählt hat. Zum anderen bin ich froh, weil ich nun weiß, dass er noch lebt und wohl auch nicht lebensbedrohlich verletzt ist. Apropos verletzt, da war doch noch was!
„ Und warum bin ich völlig unverletzt, obwohl Wiesenthal mich doch aus nächster Nähe erschossen hat?“, frage ich und Florian lacht sich kringelig.
„ Er hat dich nicht erschossen. Hätte er dich erschossen, wärst du tot“, klugscheißert er und George verdreht genervt die Augen. „Hast du dir seine Waffe mal genauer angesehen?“, fragt Florian daraufhin, doch ich schüttele nur den Kopf. Wo soll das denn nun
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