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verheilt wieder, sonst ist nichts kaputt. Unkraut vergeht nicht.“
Florian schnaubt verächtlich, doch ich bringe ihn mit einem eisigen Blick zum Schweigen. Die Anspannung im Raum ist nahezu unerträglich, man kann es förmlich knistern hören. Beim geringsten Funken wird es eine verheerende Explosion geben. Selbst George, der sonst immer kompromissbereit und verzeihender Natur ist, hat eine eher abwehrende Haltung eingenommen und seine Freundlichkeit ist aufgesetzt und nicht echt.
Auch Markus scheint dies nicht entgangen zu sein, er ergreift wieder das Wort, richtet es aber diesmal nicht an mich, sondern an George und Florian.
„ Hört mal, ich weiß, dass ihr keine gute Meinung von mir habt. Hilda hat euch sicher erzählt, dass ich der Einbrecher im Hotel war, dass ich sie mit K.O.-Tropfen betäubt habe und dass ich es war, der ihr diese Nachrichten auf der Mailbox hinterlassen hat.“ Na, ob das ein guter Einstieg ist, um die beiden auf seine Seite zu ziehen? George und Florian wussten all dies natürlich schon, scheinen aber ebenfalls nicht sehr begeistert von der Gesprächseröffnung zu sein. Selbst mir kommen jetzt wieder Zweifel daran, ob es eine gute Idee war, ihn ins Zimmer zu bitten. Vielleicht hätte ich ihn aller munter in meinem Bauch umherflatternden Schmetterlinge zum Trotz doch zum Teufel jagen sollen. Ein sauberer Schnitt, kein Kontakt mehr, Ende. Irgendwann, wenn ich wieder zu Hause bin, werden auch die Schmetterlinge wieder Ruhe geben und sich nach einer angemessenen Zeit jemand Neues suchen, bei dessen Anblick sie wild mit den Flügeln schlagen können.
Doch Markus lässt sich nicht beirren und fährt fort. „Ich weiß auch, dass all dies gegen mich spricht und dass ich Fehler gemacht habe, große Fehler. Aber ich versichere euch, ich habe alles nur getan, um Hilda vor meinem Vater zu beschützen. Ohne meine Einmischung wäre wohl noch viel Schlimmeres passiert! Ich mag Hilda wirklich gerne, mehr als das, und ich hoffe, dass sie mir eines Tages verzeihen kann, was ich ihr angetan habe. Ich wollte ihr niemals schaden, ganz ehrlich. Ob sie mir verzeiht und mir irgendwann wieder vertrauen kann, ist eine Sache zwischen uns beiden, die viel Zeit braucht. Aber ihr seid ihre besten Freunde, euch vertraut sie. Wenn ihr mir keine Chance gebt, wird sie es ganz sicher auch nicht tun. Ich bitte euch also, glaubt mir. Lasst mich euch und Hilda beweisen, dass ich auf eurer Seite stehe. Was habt ihr zu verlieren? Ich bitte euch um nichts weiter als eine Chance.“
Das war mal ein Plädoyer! Seine Augen leuchten, die Wangen glühen und er blickt sich erwartungsvoll um. Mich hat er überzeugt, ich glaube ihm jedes Wort. Auch George sitzt nun wesentlich entspannter in seinem Stuhl und seine freundliche Miene wirkt nicht mehr so aufgesetzt wie vorhin.
Nur Florian bleibt weiterhin gespannt wie ein Flitzebogen in seinem Sessel sitzen und starrt Markus unvermindert feindselig an.
„ Das stimmt, das habe ich euch erzählt!“, pflichte ich Markus schnell bei. „Er hat wirklich versucht, mich vor seinem Vater zu beschützen. Und du hast doch selbst gesagt, dass er seinem Vater in der Lagerhalle die Pistole wegnehmen wollte“, ergänze ich an Florian gewandt.
Der nickt grimmig. „Stimmt.“ Das ist seine einzige Reaktion. George dagegen taut nun auf, anscheinend merkt er, dass von Markus – zumindest im Moment – keine Gefahr ausgeht.
„ Wie geht es deinem Vater? Und dem Mann, den er angeschossen hat? Weißt du was Neues?“, will er wissen.
Markus berichtet, dass der Arbeiter zwar noch immer auf der Intensivstation liege, aber außer Lebensgefahr sei. Es war wohl ein kompletter Durchschuss seitlich durch den Bauch, er hat zwar viel Blut verloren, die Wunde hat sich aber gut behandeln lassen und der Mann wird wieder vollkommen gesund werden. Die gesundheitliche Lage seines Vaters sieht ganz ähnlich aus. Allerdings wurde durch den Schuss ein Muskelstrang seitlich am Rücken verletzt, wodurch die Bewegungsfähigkeit seines rechten Beines nun eingeschränkt ist. Möglicherweise wird der Muskel nie wieder richtig heilen, es kann sein, dass er für den Rest seines Lebens humpeln muss.
Geschieht ihm recht, soll er ruhig bei jedem Schritt daran denken, was er verbrochen hat. Zum Glück hat er sonst niemanden so verletzt, dass ernste Schäden zurückbleiben.
„ Markus, Hilda hat uns schon alles erzählt, was passiert ist, aber eine Sache wäre da noch“, setzt George an und ich höre an seinem Tonfall,
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