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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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die Augen und versuche, möglichst entspannt dazuliegen, was bei meiner inneren Anspannung wirklich Schwerstarbeit ist.
    Ein Schlüssel wird ins Schloss gesteckt, durch meine geschlossenen Augenlider nehme ich einen recht starken Lichtschein wahr. Entweder haben sie eine Taschenlampe dabei oder das Licht aus dem Flur fällt in den Raum.
    Ruhig atmen, nicht verkrampfen, keine Miene bewegen, ich schlafe tief und fest. Ich bin Dornröschen.
    „ Scheiße, ist das Hilda? Sag mal spinnst du jetzt komplett oder was? Hast du sie noch alle?“ Markus‘ Stimme überschlägt sich, aus ihr klingt das pure Entsetzen. Gut, denke ich mir, dann ist er genauso überrascht wie ich und steckt nicht mit seinem Vater unter einer Decke. Hoffnung keimt in mir auf, mein Märchenprinz ist da und wird mich retten. Alles wird gut. Soll ich zu erkennen geben, dass ich wach bin?
    „ Pssst, du sollst keinen Aufstand machen, hab‘ ich dir gesagt! Jetzt schrei hier nicht so rum!“ Wiesenthals Stimme dagegen ist ein beherrschtes Zischen.
    „ Ist sie … tot?“ Jetzt flüstert Markus.
    „ Natürlich nicht, du Volltrottel!“, mault sein Vater ihn an. Im gleichen Moment spüre ich, wie sich mir jemand nähert.
    „ Na wenigstens das nicht!“, knurrt Markus und ich muss mich wirklich beherrschen, weiterhin leblos liegen zu bleiben, als mir eine Hand über die Wange streicht. Oh, unsere erste Berührung. Naja, unsere erste zärtliche Berührung. Das hatte ich mir anders vorgestellt.
    „ Schläft sie noch?“, fragt Wiesenthal Senior. Sanft wird meine Wange getätschelt, eine Hand greift nach meinem Handgelenk und fühlt meinen Puls.
    „ Denke schon“, meint Markus. „Sie rührt sich nicht. Der Puls geht zwar vielleicht ein bisschen zu schnell, aber wahrscheinlich ist sie kurz vor dem Aufwachen. Was hast du ihr gegeben?“
    Schon komisch, wie schnell sich Markus‘ anfängliches Entsetzen in Gelassenheit verwandelt hat. Wenn ich mir vorstelle, ich käme nach Hause und mein Vater hätte eine meiner Freundinnen mit Drogen vollgepumpt in unseren Keller eingesperrt, ich würde wohl etwas mehr dazu sagen als ‚Der Puls ist ein bisschen zu schnell‘ und ‚Was hast du ihr gegeben‘.
    „ Meine speziellen Tropfen“, antwortet Wiesenthal. „Aber eigentlich müsste sie schon wach sein. Ich hab‘ ihr gegen sechs ungefähr vierzig Tropfen gegeben, es sollte dieses Mal auch wirklich hinhauen.“
    „ Was? Vierzig? Spinnst du?“ Jetzt ist wieder Wut in Markus‘ Stimme zu hören. „Ich hab‘ ihr knapp zehn Tropfen gegeben, und davon war sie schon total weggetreten!“
    Dieses Mal muss es wirklich hinhauen? Er hat mir zehn Tropfen gegeben?
    „ Ja, und du hast es trotzdem nicht geschafft, sie her zu bringen“, höhnt Wiesenthal.
    „ Ich konnte nicht wissen, dass Lisa auftauchen würde. Wäre sie nicht gekommen, dann hätte ich Hilda locker zum Auto bringen können. Aber weil diese doofe Nuss uns aufgehalten hat und Hildas Freunde aus dem Restaurant kamen, musste ich sie zurückbringen“, verteidigt sich Markus.
    Ich kann kaum glauben, was ich höre! Als es mir in diesem seltsamen Mittelalterlokal schlecht wurde, hatte Markus mir anscheinend auch schon diese Tropfen untergejubelt! Florian hat gleich gesagt, dass Markus schon vor meinem Zusammenbruch im Restaurant war. Dann muss er irgendwie die Tropfen in den Wein gemischt haben. Ich erinnere mich ganz genau, der komische Hofnarr-Kellner hat mir Wein nachgeschenkt, ich habe nur einen Schluck getrunken und dann setzte sofort die Wirkung ein.
    Eigentlich genauso war es heute Abend: Wiesenthal drängt mich zum Anstoßen, ich trinke einen Schluck und kippe um. Nur hatte ich heute die vierfache Dosis.
    „ Scheiße Mann, das ist nicht gut, dass sie immer noch schläft!“ Markus – dieser kleine Dreckskerl, nix da Märchenprinz – tut besorgt, aber das kaufe ich ihm nicht ab. Er hat mich mit K.O.-Tropfen zugedröhnt und wollte mich kidnappen. Und ich dachte, er mag mich.
    Im Moment bin ich froh, dass ich mich schlafend stellen muss, so kann ich meine Enttäuschung erst mal verarbeiten. Müsste ich jetzt sprechen, ich könnte nicht, in meinem Hals sitzt ein dicker Kloß.
    Meine Lage ist aussichtslos. Ich habe keine Ahnung, was die beiden mit mir vorhaben, aber ich habe ihnen auch nichts entgegenzusetzen. Beide stecken unter einer Decke, das Personal ist nicht da, es wird noch Tage dauern, bis die Polizei nach mir suchen wird, keiner weiß, dass ich hier bin.
    „ Wir müssen den Armreif finden“,

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