Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!
sagt Wiesenthal mit kalter Stimme. „Sie hat ihn nicht getragen, als sie hier ankam. Ihre Tasche habe ich auch durchsucht, da ist er nicht drin. Ich nehme nicht an, dass du eine Idee hast, wo er sein kann?“
Nach kurzem Zögern erklingt Markus‘ Stimme. „Im Hotel vielleicht?“
„ Das hat dieses Miststück zumindest behauptet, als ich sie danach gefragt habe. Aber dort ist er nicht.“ Woher will er das denn bitteschön wissen?
„ Du warst in ihrem Zimmer.“ Es ist eine Feststellung, keine Frage. Markus sitzt noch immer neben mir auf der Pritsche und hält meine Hand, aber die romantischen Gefühle, die ich sonst bei der Vorstellung, mit ihm Händchen zu halten, hatte, wollen sich nicht einstellen. Dieser miese Verräter!
„ Ach jetzt tu doch nicht so! Wer hat denn das Zimmer in diesem Freak-Hotel durchwühlt?“ Wieder verhöhnt Wiesenthal seinen Sohn.
„ Ja, aber auf deine Anweisung hin. Und ich wünschte, ich hätte es nicht getan!“ Markus hört sich trotzig wie ein kleines Kind an. Also doch! Hatte die Besitzerin des Mittelalterhotels Recht! Markus war der Einbrecher!
„ Ja, ich wünschte auch beinahe, du hättest es nicht getan! So dumm wie du hat sich in der Geschichte der Einbrecher und Spione wohl noch keiner angestellt! Lässt sich fast erwischen! Und dass du dann auch noch deinen bescheuerten Spickzettel verloren hast! Ich wusste es gleich, ich hätte sofort einen meiner Leute darauf ansetzen sollen! Das einzig Gute an deiner dummen Aktion war, dass wir sie danach in meinem Hotel unterbringen konnten. So war es für mich ein Leichtes, mir unbemerkt Zugang zu ihrem Zimmer zu verschaffen!“
Dieser Wiesenthal ist der ekligste, abartigste, widerlichste Mensch, der mir je begegnet ist! Ich habe große Mühe, weiterhin unbeteiligt und scheinbar schlafend liegen zu bleiben. Zu gerne würde ich aufspringen und diesem Ekelpaket die Augen auskratzen! Und dass das Hotel ihm gehört, wusste ich vorher auch noch nicht. Kein Wunder, dass Markus keine Probleme damit hatte, ein Zimmer für George und mich zu besorgen, während für die anderen keins mehr aufzutreiben war.
„ Ja, das mit dem Zettel ist wirklich ein bisschen dumm gelaufen“, antwortet Markus entschuldigend. Das mit dem Zettel. Die Vorlage für die Nachrichten auf meiner Mailbox. Dann muss der Anrufer auch Markus gewesen sein. Meine Welt bricht zusammen. Wie dumm und blind war ich denn? Märchenprinz – von wegen. Alles wird gut – oder auch nicht.
„ Dumm gelaufen, dumm gelaufen, bist du noch zu blöd, um deine Spickzettel in den Mülleimer zu werfen“, mault Wiesenthal ihn an.
„ Du weißt doch ganz genau, dass ich immer anfange zu stottern, wenn ich frei auf ein Band sprechen muss.“ Wieder klingt Markus entschuldigend und ich finde ihn immer jämmerlicher.
„ Ja, du bist schon ein Prachtkerl von einem Sohn. Der ganze Stolz der Familie. Ein Schauspieler, der nicht frei sprechen kann.“ Ouh man, mit diesem Vater konnte aus dem Sohn eigentlich nichts werden.
„ Aber immerhin habe ich dafür gesorgt, dass die Polizei die Sache nicht weiterverfolgt. Ich habe mit Thomas geredet und ihm erklärt, dass das alles ein dummer Streich war, den ich später aufklären werde, und er hat eingewilligt, nichts in die Akten aufzunehmen.“ Jämmerlich, wie dieser Wurm um die Anerkennung seines Vaters bettelt. Und den fand ich toll!
Aber auch Markus‘ gute Beziehungen zur Wormser Polizei können seinen Vater nicht beeindrucken.
„ Oh suuupeeer“, sagt er gedehnt, „du hast einen ehemaligen Schulfreund um Hilfe gebeten. Du bist wirklich ein ganz großer Denker und Lenker.“ Seine Stimme trieft vor Spott und Ironie.
„ Na, und wer hatte die Idee, sie ins Plaza umzusiedeln?“ Wieder klingt Markus wie ein Kind, das nach der Anerkennung seines Vaters strebt. Wahrscheinlich ist er auch genau das, ein ewiges Kind, obwohl er erwachsen ist.
Ich komme mir fürchterlich dumm vor. Die ganze Zeit hoffte ich, Markus würde mich vielleicht ein bisschen gut finden. Er war nett und fürsorglich, hat sich gut um mich gekümmert, war hilfsbereit und manchmal hatte ich den Eindruck, dass er mit mir flirten würde, dass sein umwerfendes Lächeln noch umwerfender wird, wenn er mit mir spricht.
Und dann das. Er hat mein Zimmer durchwühlt, er hat mir Droh-Nachrichten hinterlassen, er hat mir K.O.-Tropfen verabreicht, er hat die ganze Zeit im Auftrag seines Vaters gehandelt. Prinz am Arsch.
Und dass er mir ein Geheimnis anvertrauen wollte, war mit
Weitere Kostenlose Bücher