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als einfach nur teuren Schmuck zu verschenken. Der Armreif ist gleichzeitig der Schlüssel zum Schatz. Der Schatz der Nibelungen befindet sich in einer großen Truhe, die ohne den Schlüssel nicht geöffnet werden kann, ohne dass der Inhalt verloren geht. Sollte man es also schaffen, die Truhe mit Gewalt zu öffnen, dann hat man nichts davon, weil der Schatz in derselben Sekunde vernichtet wird.“
„ Und wie soll das funktionieren?“, frage ich skeptisch.
„ So genau geht das aus den Aufzeichnungen nicht hervor, die sind nicht direkt als Bedienungsanleitung zu verstehen. Das ist alles eher geheimnisvoll formuliert, es sollte schließlich nicht jeder wissen, dass der Armreif als Schlüssel fungiert und wie das funktioniert. Dazu gibt es nur wenige Informationen. Vielleicht aus Sicherheitsgründen, vielleicht wusste man es schlicht und ergreifend nicht.“
Ich nicke, das ist einleuchtend. Man schreibt auch seine Passwörter und Pin-Codes nicht auf, das ist im Prinzip dasselbe.
„ Jetzt weißt du jedenfalls, warum mein Vater so ein Theater um diesen Armreif veranstaltet. Er hat sich in den Kopf gesetzt, den Armreif UND den Schatz zu finden. Deshalb war er auch immer dagegen, Nachbildungen verkaufen zu lassen. Dann wäre es nahezu unmöglich geworden, den richtigen Armreif zu finden. Du kannst dir nicht vorstellen, auf wie vielen Messen und Tauschbörsen für antiken Schmuck mein Vater schon war, immer in der Hoffnung, den großen Fund zu machen. Doch nichts. Und dann spazierst du hier an und hast das neben dem heiligen Gral vermutlich bedeutsamste Stück Geschichte an deinem Handgelenk baumeln und weißt nichts davon.“
Er sieht mich nun mit einer Mischung aus Bewunderung und Fassungslosigkeit an. Unwillkürlich muss ich lachen. So richtig glauben kann ich das aber noch nicht.
Und mir fällt ein, was Tante Hanne mir über die Vererbung des Schmucks und des Namens erzählt hat. Wenn Markus‘ Geschichte stimmt, dann würde das bedeuten, dass die erste Hildegard Kriemhild war. Aber warum sollte der Armreif immer an eine Hildegard vererbt werden? Außerdem hatte Kriemhild nur einen Sohn, und der kam unter mysteriösen Umständen ums Leben, es gibt also gar keine Nachkommen. Oder doch?
Ich platze fast vor Verlangen, Markus diese Fragen zu stellen, aber ich kann mich im letzten Moment bremsen. Noch immer kann ich ihm nicht vertrauen. Und schon gar nicht so sehr, dass ich ihm irgendetwas erzählen würde. Es gibt noch zu viele ungeklärte Fragen, die er mir beantworten muss.
Als hätte er meine Gedanken erraten, fährt Markus fort. „Es war sofort klar, dass du keine billige Kopie hast. Mein Vater war so von der Rolle, er wollte noch am selben Abend seine speziellen Leute ausschicken, die ihm den Armreif besorgen sollten.“ Ich erschaudere.
„ Ich musste all meine Überredungskünste aufbringen, um meinen Vater davon abzuhalten. Und wie du schon gemerkt hast, gibt mein Vater nicht sonderlich viel auf meine Meinung. Es hat mich wirklich große Mühe gekostet, ihn davon zu überzeugen, dass er mich an die Sache ranlassen soll. Dass ich ihm den Armreif beschaffen würde, aber eben auf die sanfte Tour.“ Er sieht mich entschuldigend an.
„ Und warum hast du all diese Mühen auf dich genommen“, frage ich ein wenig patzig. Er soll sich bloß nicht zu sehr in der Rolle des barmherzigen Samariters sehen, immerhin hat er mich belogen und betrogen, was das Zeug hält.
„ Ich sagte doch schon, dass ich dich von Anfang an nett fand. Und erstens wollte ich dich tatsächlich näher kennenlernen, wozu ich dann sogar den offiziellen Auftrag bekam. Und zweitens wollte ich dafür sorgen, dass mein Vater dich nicht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus dem Verkehr ziehen lässt und man in den nächsten Tagen Schlagzeilen von einer auf rätselhafte Weise verschwundenen Studentin in den Zeitungen lesen kann.“
„ Also wolltest du mich beschützen?“, frage ich – noch immer zweifelnd.
„ Aber natürlich!“, bestätigt Markus. „Mein Vater hatte schon zwei Stunden, nachdem ich dich in Lisas Garderobe gesehen habe, herausgefunden, in welchem Hotel du wohnst, warum du in Worms bist, wie deine Handynummer lautet und wie dein vollständiger Name ist. Er war drauf und dran, dich noch in dieser Nacht…“
„ Schon gut, keine Details bitte“, unterbreche ich ihn.
„ Aber wenn du mich beschützen wolltest, was sollte dann die Nummer mit den K.O.-Tropfen?“ Trotzig funkele ich ihn an.
„ Na, du kannst dir doch wohl
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